Neuwerker Mädchen trotzen dem Trend
Die Abteilung Mädchen- und Frauenfußball der Sportfreunde ist im Vergleich zu vielen anderen Vereinen mit etwa 70 Aktiven noch sehr groß.
JUGENDFUSSBALL Gäbe es einen Titel für stetige Aufbauarbeit, Heike Scheibe und ihr Team in der Mädchenund Frauenfußball-Abteilung der Sportfreunde Neuwerk hätten in den vergangenen Jahren wohl schon eine Auszeichnung erhalten. „Wir müssen jede Saison die Mannschaften neu zusammenstellen, da immer wieder Spielerinnen aufhören, dafür aber auch Mädchen bei uns mit dem Fußball beginnen – selbst in der U17 noch“, sagt die Abteilungsleiterin, die vor über zehn Jahren auch schon beim SV Lürrip mithalf, Mädchen- und Frauenmannschaften nach oben zu führen.
„Das war allerdings noch eine andere Zeit. Damals hatten wir vor der Frauen-WM 2011 in Deutschland einen regelrechten Boom. Jetzt ist es viel schwieriger geworden. Manchmal denke ich, Frauenfußball ist eher wieder eine exotische Sportart“, sagt Scheibe. Während die Zahl der Frauenmannschaften im Fußballkreis
Mönchengladbach/Viersen zuletzt relativ konstant blieb, ist der Rückgang bei den Mädchen deutlich stärker. „Es ist eine ähnliche Entwicklung wie bei den Junioren, aber den Frauen- und Mädchenbereich trifft es härter“, sagte dazu die Kreisvorsitzende Yvonne Cremer zuletzt im Gespräch mit unserer Redaktion. Besonders auffällig war dies bei den Hallenstadtmeisterschaften, an denen nur vier Vereine mit Mädchenteams teilnahmen. Bei den U11- und U13-Juniorinnen kam gar jeweils nur ein Spiel zustande.
Die Sportfreunde Neuwerk waren immerhin in drei der vier Konkurrenzen
vertreten. Der Klub hat mit vier Mädchen- und einer Frauenmannschaft sowie insgesamt etwa 70 Aktiven noch eine relativ große Abteilung. Was macht der Verein besser als viele andere? „Wenn wir jetzt etwas neu aufbauen müssten, wäre das enorm schwierig. In Neuwerk ist die Basis aber schon 2003 gelegt worden. Und nun sind wir um eine große Kontinuität bemüht“, sagt Scheibe.
Dazu zählt auch der Trainerstab, der nicht nur aus Vätern besteht, deren Töchter einmal in einem der Teams aktiv war. So haben jüngst zwei Spielerinnen des Vereins die Betreuung der U11 übernommen. Zudem erhält die Abteilung in Sachen Platz- und Trainingszeiten sehr viel Unterstützung vom Klub. Das alles soll dabei helfen, dass möglichst wenige Mädchen im Laufe ihrer Jugendzeit mit dem Fußball aufhören. „Für viele ist das ein schöner Zeitvertreib, aber es gibt eben heutzutage so viele andere Möglichkeiten und Interessen. Und wenn eine
Spielerin aufhört, besteht dann immer die Gefahr, dass andere gleich mitgehen“, sagt Scheibe.
Immer wieder versucht sie deswegen außerhalb des eigenen Spielbetriebs für zusätzliche Highlights zu sorgen. So waren Neuwerker Mädchen auch schon Einlaufkinder bei Bundesliga-Spielen der Borussia-Frauen. Scheibe fragte auch an, ob ihre Nachwuchsspielerinnen beim Länderspiel der deutschen Herren gegen Weißrussland im vergangenen November nicht auch eine der vielen Fahnen und Banner beim Einlauf der Mannschaften im Borussia-Park tragen könnten – es wurde jedoch nichts daraus, so dass sich zumindest eine Neuwerker Gruppe von 50 Personen im Stadion das Spiel anschaute.
„Es gibt zwar für den Frauen- und Mädchenfußball durchaus Kampagnen und Aktionen durch den Verband, bei den kleinen Vereinen kommt davon aber nichts an“, klagt Scheibe. Auch von den großen Klubs in der Stadt, Borussia und dem 1. FC
– zu beiden pflegt sie gute Kontakte – kann ihr Verein kaum profitieren. „Dass wir gute Talente an die leistungsorientierten Vereine verlieren, ist normal. Nur kommt selten eine Spielerin zu uns zurück, wenn sie es oben nicht schafft. Da ist der Unterschied dann einfach zu krass“, sagte Scheibe.
Insofern wäre sportlicher Erfolg für die Neuwerker Teams sehr hilfreich, bei den Frauen würde dies der Sprung in die Bezirksliga bedeuten. Davon ist die Mannschaft als Tabellenletzter der Kreisliga aktuell aber weit entfernt. So bleibt Heike Scheibe und ihrem Team nur die Möglichkeit, immer wieder für ihren Sport und den Verein zu werben. „Aktuell haben wir in der U15 eine Lücke, und es wird sehr schwer, sie zu schließen. Wir können immer nur die Werbetrommel rühren“, sagt Scheibe zum stetigen Kraftakt. Doch er gelingt zumindest noch so gut, dass die Sportfreunde Neuwerk sich von vielen Vereinen im Kreis noch deutlich hervorheben.