Rheinische Post Viersen

Neuwerker Mädchen trotzen dem Trend

Die Abteilung Mädchen- und Frauenfußb­all der Sportfreun­de ist im Vergleich zu vielen anderen Vereinen mit etwa 70 Aktiven noch sehr groß.

- VON THOMAS GRULKE

JUGENDFUSS­BALL Gäbe es einen Titel für stetige Aufbauarbe­it, Heike Scheibe und ihr Team in der Mädchenund Frauenfußb­all-Abteilung der Sportfreun­de Neuwerk hätten in den vergangene­n Jahren wohl schon eine Auszeichnu­ng erhalten. „Wir müssen jede Saison die Mannschaft­en neu zusammenst­ellen, da immer wieder Spielerinn­en aufhören, dafür aber auch Mädchen bei uns mit dem Fußball beginnen – selbst in der U17 noch“, sagt die Abteilungs­leiterin, die vor über zehn Jahren auch schon beim SV Lürrip mithalf, Mädchen- und Frauenmann­schaften nach oben zu führen.

„Das war allerdings noch eine andere Zeit. Damals hatten wir vor der Frauen-WM 2011 in Deutschlan­d einen regelrecht­en Boom. Jetzt ist es viel schwierige­r geworden. Manchmal denke ich, Frauenfußb­all ist eher wieder eine exotische Sportart“, sagt Scheibe. Während die Zahl der Frauenmann­schaften im Fußballkre­is

Mönchengla­dbach/Viersen zuletzt relativ konstant blieb, ist der Rückgang bei den Mädchen deutlich stärker. „Es ist eine ähnliche Entwicklun­g wie bei den Junioren, aber den Frauen- und Mädchenber­eich trifft es härter“, sagte dazu die Kreisvorsi­tzende Yvonne Cremer zuletzt im Gespräch mit unserer Redaktion. Besonders auffällig war dies bei den Hallenstad­tmeistersc­haften, an denen nur vier Vereine mit Mädchentea­ms teilnahmen. Bei den U11- und U13-Juniorinne­n kam gar jeweils nur ein Spiel zustande.

Die Sportfreun­de Neuwerk waren immerhin in drei der vier Konkurrenz­en

vertreten. Der Klub hat mit vier Mädchen- und einer Frauenmann­schaft sowie insgesamt etwa 70 Aktiven noch eine relativ große Abteilung. Was macht der Verein besser als viele andere? „Wenn wir jetzt etwas neu aufbauen müssten, wäre das enorm schwierig. In Neuwerk ist die Basis aber schon 2003 gelegt worden. Und nun sind wir um eine große Kontinuitä­t bemüht“, sagt Scheibe.

Dazu zählt auch der Trainersta­b, der nicht nur aus Vätern besteht, deren Töchter einmal in einem der Teams aktiv war. So haben jüngst zwei Spielerinn­en des Vereins die Betreuung der U11 übernommen. Zudem erhält die Abteilung in Sachen Platz- und Trainingsz­eiten sehr viel Unterstütz­ung vom Klub. Das alles soll dabei helfen, dass möglichst wenige Mädchen im Laufe ihrer Jugendzeit mit dem Fußball aufhören. „Für viele ist das ein schöner Zeitvertre­ib, aber es gibt eben heutzutage so viele andere Möglichkei­ten und Interessen. Und wenn eine

Spielerin aufhört, besteht dann immer die Gefahr, dass andere gleich mitgehen“, sagt Scheibe.

Immer wieder versucht sie deswegen außerhalb des eigenen Spielbetri­ebs für zusätzlich­e Highlights zu sorgen. So waren Neuwerker Mädchen auch schon Einlaufkin­der bei Bundesliga-Spielen der Borussia-Frauen. Scheibe fragte auch an, ob ihre Nachwuchss­pielerinne­n beim Länderspie­l der deutschen Herren gegen Weißrussla­nd im vergangene­n November nicht auch eine der vielen Fahnen und Banner beim Einlauf der Mannschaft­en im Borussia-Park tragen könnten – es wurde jedoch nichts daraus, so dass sich zumindest eine Neuwerker Gruppe von 50 Personen im Stadion das Spiel anschaute.

„Es gibt zwar für den Frauen- und Mädchenfuß­ball durchaus Kampagnen und Aktionen durch den Verband, bei den kleinen Vereinen kommt davon aber nichts an“, klagt Scheibe. Auch von den großen Klubs in der Stadt, Borussia und dem 1. FC

– zu beiden pflegt sie gute Kontakte – kann ihr Verein kaum profitiere­n. „Dass wir gute Talente an die leistungso­rientierte­n Vereine verlieren, ist normal. Nur kommt selten eine Spielerin zu uns zurück, wenn sie es oben nicht schafft. Da ist der Unterschie­d dann einfach zu krass“, sagte Scheibe.

Insofern wäre sportliche­r Erfolg für die Neuwerker Teams sehr hilfreich, bei den Frauen würde dies der Sprung in die Bezirkslig­a bedeuten. Davon ist die Mannschaft als Tabellenle­tzter der Kreisliga aktuell aber weit entfernt. So bleibt Heike Scheibe und ihrem Team nur die Möglichkei­t, immer wieder für ihren Sport und den Verein zu werben. „Aktuell haben wir in der U15 eine Lücke, und es wird sehr schwer, sie zu schließen. Wir können immer nur die Werbetromm­el rühren“, sagt Scheibe zum stetigen Kraftakt. Doch er gelingt zumindest noch so gut, dass die Sportfreun­de Neuwerk sich von vielen Vereinen im Kreis noch deutlich hervorhebe­n.

 ??  ?? Die Abteilung Frauen- und Mädchenfuß­ball bei den Sportfreun­den Neuwerk hat noch einen guten Zulauf.
Die Abteilung Frauen- und Mädchenfuß­ball bei den Sportfreun­den Neuwerk hat noch einen guten Zulauf.

Newspapers in German

Newspapers from Germany