Kirchen gehen neue Wege
Auch wenn wegen der Corona-Pandemie bis auf Weiteres keine Gottesdienste stattfinden dürfen, bieten die katholischen und evangelischen Kirchen in der Region geistige Impulse und Gespräche mit Seelsorgern an.
KEMPEN/TÖNISVORST Die Kirchen suchen in diesen Tagen neue Wege, um die Gläubigen zu erreichen. Abstand halten und trotzdem für die Menschen da sein – das ist ein Spagat, den sie angesichts der Corona-Pandemie bewältigen müssen. Auch wenn die Gottesdienste zurzeit nicht stattfinden dürfen, bieten die katholischen und evangelischen Gemeinden seelischen Beistand in der Krise an.
So wenden sich die Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Kempens in Videobotschaften an die Gemeindeglieder. Orgelmusik gibt es dazu von Kantorin Stefanie Hollinger. „Außergewöhnliche Umstände bringen neue Ideen und Wege der Begegnung hervor“, sagt der evangelische Pfarrer Michael Gallach im ersten Video auf der Plattform Youtube. Auch ihm falle es zurzeit schwer, auf Abstand zu gehen. Tägliche höre man neue Nachrichten, die erschrecken. Es sei still geworden im Gemeindezentrum der Thomaskirche, stellt er fest.
Im Gespräch bleiben will man trotzdem, sagt Gallach und zitiert dazu aus den Psalmen „Du verstehst meine Gedanken von ferne“– „das klappt auch bei uns“, ist Gallach überzeugt und ruft auf, sich per Telefon oder E-Mail zu melden, „wenn Sie bemerken, dass die Stille bedrückend ist“. Wenn man nichts zu tun habe, kommen Gedanken, die man vielleicht lange beiseitegeschoben habe. Und über die man reden möchte.
Auch seine Kollegen Roland Kühne, Renate Wehner, Bernd Wehner und Vikar John Nicholls haben bereits Grußworte eingestellt. Nicht immer aus der Kirche, auch mal im Freien vor der Kirche oder auf dem Buttermarkt. Renate Wehner erinnert an das Glockenläuten zurzeit täglich um 19.30 Uhr, an dem sich auch die evangelischen und katholischen Kirchen in Kempen beteiligen. Sie lädt dazu ein, genau hinzuhören, sich verbunden zu wissen mit der eigenen Gemeinde und Menschen, die einem etwas bedeuten. Man könne eine Kerze entzünden, vielleicht ein Gebet sprechen. Auf der Homepage der Gemeinde sei ein Corona-Gebet eingestellt. Man dürfe sich auch erlauben, traurig zu sein. Aber auch das Gute, was einem der Tag gebracht hat, soll man in die Überlegungen einbeziehen.
Auf der Internetseite der katholischen Gemeinschaft der Gemeinden (GdG) Kempen-Tönisvorst kann man einen „Gottesdienst zu
Hause“feiern. An jedem Wochenende sind dort das Evangelium zum Sonntag sowie Lesung, Gebete, Lieder und die Predigt von Pfarrer Wolfgang Acht zu finden.
Darüber hinaus sind in Kempen und Tönisvorst täglich die Türen der Kirchen St. Cornelius in St. Tönis, St. Godehard Vorst, St. Hubertus St. Hubert und St. Marien Kempen von 15 bis 17 Uhr geöffnet und Seelsorger oder Gemeindereferenten stehen für ein Gespräch zur Verfügung – wenn auch mit dem gebotenen Abstand. Außerdem hat die GdG Kempen-Tönisvorst ein Sorgentelefon eingerichtet, das täglich von 10 bis 18 Uhr besetzt ist. Unter der Rufnummer 0160 7013724 steht immer ein Gesprächspartner bereit.