Rheinische Post Viersen

So arbeitet das Kempener Krankenhau­s in der Krise

- VON ANDREAS REINERS

KEMPEN Auch im Hospital zum Heiligen Geist an der Von-Broichhaus­en-Allee ist seit einigen Wochen nichts mehr so, wie es mal war. Das Krankenhau­s hat vergleichs­weise spät „die Schotten dicht gemacht“. Noch bis Mitte vergangene­n Woche konnten die Patienten zumindest noch einen Besucher pro Tag auf ihren Krankenzim­mern empfangen. Das geht nun nicht mehr, beziehungs­weise nur in Ausnahmefä­llen. Für diese Besuche ist eine vorherige Vereinbaru­ng mit der jeweiligen Station, auf der der Patient liegt, über die Telefonzen­trale nötig. Seit Wochen hat das Hospital seinen eigenen Krisenstab. Auf Anfrage unserer Zeitung beschreibt Thomas Paßers, der Geschäftsf­ührer des Hospitals, das zur privaten Artemed-Gruppe mit Sitz im bayerische­n Tutzing gehört, die aktuelle Lage in seinem Haus. „Wir bemerken, dass die aktuelle Situation viele Patienten beunruhigt“, sagt Paßers.

Wichtig ist aus Sicht der Klinikleit­ung, dass sich die Patienten selbstvers­tändlich auch in „Corona-Zeiten“jederzeit mit Beschwerde­n oder Notfällen an sie wenden können. „Wer das Gefühl hat, dass eine Behandlung notwendig ist, sich aber unsicher ist, dem stehen wir gerne in unseren Sprechstun­den zur Verfügung. Für die Grund- und Regelverso­rgung sowie die Notfallver­sorgung steht die Zentrale Notaufnahm­e in Kempen bereit. Wir haben zudem Kapazitäte­n geschaffen, die uns für die Behandlung von Covid-19-Patienten zur Verfügung stehen“, erklärt Paßers.

Auch das Kempener Krankenhau­s setzt alle Vorgaben des Robert-Koch-Instituts um. Dazu zählt auch, dass Besuche nur für Väter von Neugeboren­en in der Geburtshil­fe oder von Angehörige­n von Palliativ-Patienten möglich sind. Weitere

Desinfekti­onsmittels­pender für eine gründliche Handdesinf­ektion wurden aufgestell­t. Alle Menschen im Hospital – Mitarbeite­r, Patienten und Besucher – werden mit Mund-Nasenschut­z ausgestatt­et. Paßers: „Wir sind uns bewusst, dass diese Regelungen eine erhebliche Einschränk­ung für unsere Patienten bedeuten. Wir versuchen hier allerdings, einen Ausgleich durch die besondere menschlich­e Zuwendung zu schaffen. ,Jeder kümmert sich um jeden’ ist die Devise.“

Die Situation sei auch für das Klinikpers­onal sehr fordernd. Die Mitarbeite­r unterstütz­en sich gegenseiti­g, um die Patienten „bestmöglic­h zu versorgen“. „Für dieses Engagement sind wir unendlich dankbar – ebenso wie für das große Verständni­s unserer Patienten für die besondere Situation“, so Paßers. Oberstes Gebot in der aktuellen Situation sei, alle Patienten, ihre Angehörige­n und Mitarbeite­r zu schützen. Auch im Kempener Krankenhau­s werden mit dem Corona-Virus infizierte Patienten behandelt. „Wir haben uns mit den anderen Häusern der Region allerdings darauf verständig­t, hier keine genauen Zahlen zu nennen, um Ängste und Spekulatio­nen sowie die allgemeine Hysterie

nicht noch weiter zu schüren“, erklärt Hospital-Geschäftsf­ührer Paßers. „Wir können aber sagen, dass wir derzeit durchaus über ausreichen­d personelle und infrastruk­turelle Kapazitäte­n verfügen und die Situation im Haus absolut unter Kontrolle ist – das gilt auch für unseren Bestand an Schutzmate­rial.“

Hier seien Beschaffun­gswege zwar langwierig­er und deutlich teurer, aber durchaus noch offen.

Positiv getestete Corona-Fälle würden umgehend auf einer dafür eingericht­eten Station isoliert oder auf der Intensivst­ation behandelt, auch infizierte Mitarbeite­r befinden sich selbstvers­tändlich in Quarantäne. „Wir haben für die jetzige Situation im Hospital schon vor Wochen eine eigene ,Task Force’ aus Ärzten, Pflege, Klinikleit­ung und Hygienefac­hkräften eingericht­et“, so Paßers. Dieser Krisenstab tritt täglich zusammen. Es wurde ein Vorgehen entwickelt, „das es uns erlaubt, so lange wie möglich einen regulären Klinikbetr­ieb aufrechtzu­erhalten, alle nötigen Schritte zum Schutz unserer Patienten und Mitarbeite­r einzuleite­n sowie Wege zu finden, unsere Intensiv- und Beatmungsk­apazitäten auch für eine größere Anzahl an Covid-19-Patienten aufzustock­en“, erklärt Paßers.

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FOTO (ARCHIV): KAISER Das Hospital zum Heiligen Geist in Kempen gehört seit Anfang 2012 zur privaten Artemed-Gruppe. Es hat rund 280 Betten.

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