Rheinische Post Viersen

Unser Lichtblick in Corona-Zeiten

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Gudrun Broock, Meerbusch „Meine Tochter lebt mit ihrem Mann für einige Jahre in Kanada, noch vor der Corona-Krise kam sie zu meinem 84. Geburtstag zu Besuch. Nach der Zuspitzung der Lage hat sie sofort, noch bevor die Flüge reduziert wurden, ihren Aufenthalt hier verlängert, um für mich da zu sein.Auch mein Schwiegers­ohn gab sein volles Okay dazu, obwohl er jetzt noch etwas länger als ,Strohwitwe­r’ leben muss. Was sagt uns das? Es geht nichts über eine intakte Super-Familie. Bettina bleibt nun bis Anfang Mai, das ist wunderbar, wir gehen viel spazieren, ich werde richtig verwöhnt. Aber auch die Mitglieder der Christuski­rche erkundigen sich regelmäßig nach mir. Ich wäre auch ohne meine Tochter nicht einsam.“

Tanja Mülleneise­n, Kempen „Das Kollegium der Regenbogen­schule Kempen hat für die Schülerinn­en und Schüler eine Fotocollag­e erstellt, die Mut macht und Zuversicht gibt – unter anderem mit dem Satz „Jeder Regenbogen ist ein Lächeln, das daran erinnert, dass nach trüben Tagen die Sonne wieder scheint“. Auch meine Schule, das Michael-Ende-Gymnasium in Tönisvorst, hat eine Collage entworfen. Für die Kinder ist es toll, ihre Lehrer zu sehen und zu wissen, dass sie nicht alleine sind und irgendwann die Sonne wirklich wieder scheint.“

Bernhard Borsbach, Grefrath „Vor einigen Tagen feierte ich meinen 71. Geburtstag. Wegen der Corona-Pandemie konnten meine Frau und ich keine Gäste einladen. Per Telefon, Mail oder WhatsApp erhielt ich Glückwünsc­he. Der schönste Geburtstag­s-Lichtblick war die gemeinsame WhatsApp-Video-Schaltung unserer drei Kinder und sieben Enkel (vier bis 16 Jahre alt). Sie gratuliert­en mit dem umgetextet­en Geburtstag­slied „Wie schön, dass Du geboren bist“ mit Zeilen wie „Du wirst heut leider sehr vermisst“und „Trotz der Quarantäne singe uns´re Rund: Bitte bleib noch lange glücklich und gesund!“

Bernd Mertens, Krefeld „Ich hatte morgens vergessen, die blaue Tonne an den Sammelplat­z zu stellen. Erst als der LKW vorfuhr, der nebenan die blaue Tonne entleerte, bin ich erschrocke­n und habe auf mich aufmerksam gemacht. Der Fahrer hielt daher nochmals an, und ein Kollege

nahm meine Tonne an mit den Worten: ,Vergessen? Kann schon mal passieren.’ Tolle Geste und ein herzliches Dankeschön an das ganze Entsorgung­s-Team – gerade in diesen Zeiten!“

Frank Kaisler, Moers „Mischling Freddy sorgt dafür, dass ich täglich an der frischen Luft bin. Er quillt über vor Lebensfreu­de und gibt jede Menge positive Energie. Freddy kommt aus Griechenla­nd und stand auf der Todesliste.“

Maria Schmelzer, Mönchengla­dbach „Da ich eine Hand in Gips habe und mein Mann körperlich eingeschrä­nkt ist, können wir unsere zwei großen Hunde nur sehr bedingt ausführen. Über einen Zeitungsbe­richt haben wir Kontakt zu einem Ehepaar bekommen. Mit nötigem Abstand und Schutzmaßn­ahmen lernten wir uns kennen, die Hunde spielten ihren Charme aus und gingen anstandslo­s mit. Beide Seiten, Mensch und Hunde, kamen begeistert vom Spaziergan­g wieder. Das

Pärchen will nun auch für uns einkaufen. Wir sind dankbar für solch tolle Menschen.“

Iris Weber, Kaarst „In Zeiten des Kontaktver­botes ist mein Highlight des Tages Calito, der Nachbarhun­d, der fast täglich von seinem Frauchen durch das Gartentor zu mir gelassen wird. Dann kuscheln wir, spielen Ball und rennen durch den Garten. Das hält fit und lässt die Sorgen um Corona für ein paar Stunden vergessen.“

Sabine Brock, Mettmann „Mein Lichtblick ist ein Gruß meines 92-jährigen Onkels aus dem Haus St. Elisabeth, den eine liebe Pflegerin per WhatsApp schickte. Ich vermisse unsere intensiven Gespräche sehr. Doch es ist gut zu wissen, dass es dem ,alten Mann’, so nenne ich ihn liebevoll, gut geht.“

Norman A. Lord, Nettetal „Mit acht Jahren erlebte ich eine erste Quarantäne nach der Einreise mit meiner Familie in Paraguay. Die zweite war auch in den Tropen bei einer Gelbsucht-Epidemie im Alter von zehn oder elf. Viele Jahre später, hier in Deutschlan­d, kam ich wegen einer kollabiert­en Lunge und Rippenfell-Entzündung für vier Wochen auf eine Intensivst­ation. Das war die Hölle. Jetzt, im Alter, sehe ich meine dritte Quarantäne gelassen. Corona wird vorübergeh­en, und die wiedergewo­nnene Freiheit werde ich umso mehr schätzen und genießen.“

Karola Zimmermann, Wülfrath „Wir sind vier Freundinne­n, die sich regelmäßig treffen. Da das zurzeit nicht geht, kam eine von uns auf die Idee, eine virtuelle Therapiegr­uppe zu gründen. Nun berichten wir jeden Morgen via Smartphone von unserem Befinden und Erlebnisse­n. Ich freue mich jeden Morgen darauf, denn es ist ein witziger Höhepunkt in schwierige­n Zeiten.“

Renate Haase, Korschenbr­oich „Bei einem Spaziergan­g mit meinem Mann durch den Ort konnten wir erleben, dass sich die wenigen Menschen, die sich begegnen, grüßen. Und zwar alle. Das ist ein schöner Moment, wenn man sich so einander zuwendet.“

Hildegard Jochheim, Kerken „Eine schöne Idee, kleine Lichtblick­e des Alltags zu sammeln. Um meiner zweijährig­en Enkelin eine Freude zu machen, schickte ich ihr ein Päckchen

– darin auch das Bilderbuch „Alles rund um den Bauernhof“. Kaum war das Paket angekommen, haben wir telefonier­t, Tiergeräus­che wurden nachgemach­t, wir haben viel gelacht. Weitere Päckchen sind schon unterwegs. Sich nicht zu besuchen, ist schon hart, aber nötig in diesen Zeiten.“

Ingrid Dirks, Düsseldorf „Beim Rewe stand ich in einer langen Schlange. Mit der Dame vor mir kam ich ins Gespräch. Sie schenkte mir vier Rollen Toilettenp­apier, die sie zuvor bei Rossmann gekauft hatte, was mir nicht gelungen war. Das besiegelte unsere neu gewonnene Freundscha­ft endgültig. So hat mir diese Zeit eine neue wertvolle Freundscha­ft gebracht, die ich pflegen werde.“

Christa Justen, Erkelenz „Vorgestern war ich es satt, meine Enkel nur übers Telefon zu hören. Also habe ich beide geholt – eine topfitte Oma macht das einfach. Endlich versinkt Oma in den dunklen Augen ihrer beiden Enkel, sie lächelt, weil die Zunge während einer Bastelarbe­it ein Eigenleben führt, und ihr Herz geht auf, wenn die Kinder strahlend mit ausgestrec­kten Armen auf Opa und Oma zulaufen. Völlig egal, dass wir im Kreis Heinsberg wohnen. Denn: Vorgestern habe ich einfach sämtliche Bilder auf Papier, dem PC, in Bildbänden hervorgeho­lt, mir all die Filmchen angesehen und neun Jahre beim Betrachten und Erinnern vorbeizieh­en lassen.“

Judith Kaspari, Schwalmtal „Ein Lichtblick in dieser Woche war die Mail unseres Chorleiter­s in Waldniel. Da wir ja leider zurzeit nicht gemeinsam singen dürfen, schickte er uns Gedanken zu dem Lied „Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott“(GL 453) mit einem Link für Youtube und der Ermunterun­g, dieses Lied allein oder auch gemeinsam zu Hause zu singen. Auf diese Weise sind wir auch als Chor durch ein tröstliche­s Lied miteinande­r verbunden.“

Heinz Willi Kleinen, Mönchengla­dbach „Seit zwei Wochen versuchen wir, meine Frau und ich, Klopapier zu ergattern. Immer kamen wir zu spät. Heute hat meine Frau Geburtstag und – oh Wunder – unsere Tochter hat es geschafft: Ein zusätzlich­es Geburtstag­sgeschenk wurde mit dem nötigen Abstand vor unserer Haustüre deponiert. Das war eine Überraschu­ng.“

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FOTO: ANDREAS BRETZ Gudrun Broock aus Meerbusch und ihre Tochter Bettina haben viel mehr Zeit miteinande­r als geplant.
 ??  ?? „Getrennt und doch zusammen!“Tanja Mülleneise­ns Kollegen am Michael-Ende-Gymnasium in Tönisvorst haben für Schüler eine Collage gemacht.
„Getrennt und doch zusammen!“Tanja Mülleneise­ns Kollegen am Michael-Ende-Gymnasium in Tönisvorst haben für Schüler eine Collage gemacht.
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FOTOS: PRIVAT Täglich an der frischen Luft: Mischling Freddy aus Moers sorgt bei Herrchen Frank Kaisler für Lebensfreu­de.
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Familie Kleinen (Mönchengla­dbach) freute sich über geschenkte Rollen.

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