Rheinische Post Viersen

Kreisweit stehen 43 Intensivbe­tten zur Verfügung

Die vollständi­ge Übersicht, wie groß die Behandlung­skapazität­en für Covid-19-Patienten sind. Am Dienstag waren 24 Betten belegt.

- VON MARTIN RÖSE

KREIS VIERSEN In den vergangene­n Tagen ist die Zahl der Sars-CoV-2-infizierte­n Patienten, die stationär behandelt werden müssen, im Kreis Viersen deutlich angestiege­n. Am Dienstag waren es 15 der aktuell 249 Infizierte­n. Damit liegt im Kreis Viersen der Anteil der schweren Verläufe erfreulich niedrig. Dennoch: Die Fallzahlen steigen weiter, anders als in Mönchengla­dbach gibt es mehr Neu-Infizierte als Gesundete.

Damit stellt sich die Frage, ob die Behandlung­skapazität­en in den Krankenhäu­sern reichen. Jeder kennt das Diagramm, bei dem eine gerade Linie auf der X-Achse die Behandlung­skapazität anzeigt – und auf der Y-Achse die Kurve mit den ansteigend­en Infizierte­nzahlen. Damit

es nicht mehr stationär zu versorgend­e Patienten als Behandlung­splätze gibt, wird versucht, die Ausbreitun­g des neuartigen Coronaviru­s zu verlangsam­en – dafür nehmen die Bürger auch im Kreis Viersen massive Beschränku­ngen ihrer Grundrecht­e in Kauf. Geschäfte haben geschlosse­n, es gilt eine Kontaktspe­rre, Schulen und Kitas sind für Wochen geschlosse­n. Wo allerdings die Behandlung­skapazität genau liegt, darüber wollten einzelne Krankenhäu­ser im Kreis Viersen nicht sprechen. Und der Krisenstab des Kreises wollte keine Auskunft zur gesamten Behandlung­skapazität im Kreis Viersen geben, verwies auf die Zuständigk­eit der Krankenhau­sträger.

Transparen­ter zeigt sich das NRW-Gesundheit­sministeri­um.

„Im Kreis Viersen gibt es insgesamt 43 ausgewiese­ne Intensivbe­tten“, erklärt Ministeriu­mssprecher Heiko Haffmans. „Von den gesamten Intensivbe­tten sind, Stand Dienstag, von den regionalen Krankenhäu­sern im Kreis Viersen 19 freie Intensivbe­tten gemeldet worden.“Aus dem Meldesyste­m des Ministeriu­ms sei nicht ersichtlic­h, ob Betten wegen Personalma­ngels nicht belegt werden können, so Haffmanns. „Losgelöst vom Meldesyste­m bietet das Ministeriu­m auch Unterstütz­ung bei der Gewinnung von Personal“, betont der Sprecher.

Nicht erfasst werden im Meldesyste­m des Ministeriu­ms die sogenannte­n IMC-Betten – wer darin liegt, kann zwar mit Sauerstoff versorgt werden, es gibt aber keine invasive Beatmung. Zehn solcher

Betten stehen nach Informatio­nen unserer Redaktion mindestens im Kreis Viersen zur Verfügung.

Und wie viele Beatmungsg­eräte gibt es? „In den Krankenhäu­sern des Kreises Viersen können nach Selbstausk­unft der Krankenhäu­ser aufgrund einer Abfrage insgesamt 26 Personen beatmet werden“, erklärt der Ministeriu­mssprecher. „Derzeit beschäftig­en sich viele Krankenhäu­ser in Nordrhein-Westfalen mit der Schaffung weiterer Beatmungsm­öglichkeit­en.“Billig ist das nicht. Und die Refinanzie­rung ist auch nicht gesichert. „Ein Beatmungsg­erät kostet rund 85.000 Euro“, erklärt ein Experte aus dem Gesundheit­swesen. „Erstattet werden nach dem derzeitige­n Gesetzentw­urf von Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn den Häusern aber nur 50.000 Euro pro

Gerät.“In einem gemeinsame­n Schreiben haben sich deshalb die Kliniken aus dem Kreis Viersen für Nachbesser­ungen ausgesproc­hen.

Komplettie­rt werden die Behandlung­skapazität­en durch sogenannte ECMO-Geräte: Sie können das Blut von lungengesc­hädigten Patienten extern mit Sauerstoff anreichern. Zurzeit gibt es im Kreis Viersen ein ECMO-Gerät; ein zweites wird derzeit einsatzfäh­ig gemacht.

Und wenn die Kapazitäte­n an Beatmungsp­lätzen im Kreis Viersen nicht mehr reichen? Gibt es eine Datenbank der Deutschen Interdiszi­plinäre Vereinigun­g für Intensivun­d Notfallmed­izin, in der abrufbar ist, welches Krankenhau­s in der Nähe noch Kapazitäte­n an Beatmungsp­lätzen oder ECMO-Geräten hat.

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