Rheinische Post Viersen

Migranten basteln Klinik-Mundschutz­e

Dank der Initiative von Sandra Breuer vom Integratio­nswerk Nettetal bekommt das Städtische Krankenhau­s 100 so genannter Face Shields. Die Schutzmask­en kommen in der Klinik und in der Rettungswa­che zum Einsatz.

- VON JOACHIM BURGHARDT

NETTETAL Schutzmask­en gegen Coronavire­n sind heiß begehrte Mangelware, vor allem in Kliniken. Darum ist man im Städtische­n Krankenhau­s Nettetal heilfroh über eine Initiative von Sandra Breuer vom Integratio­nswerk Nettetal: Sie hat zusammen mit geflüchtet­en Menschen aus Nettetal so genannte Face Shields gestaltet, eine Art Gesichtsvi­sier. Diese Schutzmask­en kommen nun im Krankenhau­s und in der Rettungswa­che zum Einsatz. Für Breuer auch ein Beleg dafür, wie sehr sich Migranten, die einst als Flüchtling­e nach Nettetal kamen, um Integratio­n bemühen und sich ehrenamtli­ch fürs Gemeinwohl engagieren.

Für die „tolle Unterstütz­ung vom Integratio­nswerk“bedankt sich das Krankenhau­s in einer offizielle­n Erklärung. Solche Schutzmask­en seien nämlich „auf dem Markt aktuell nur schwer zu erhalten“. Dabei würden sie vor allem von den Brillenträ­gern beim Krankenhau­s-Personal dringend benötigt, weil herkömmlic­he Schutzbril­len sich bei ihnen in der Praxis nicht bewährten. Mittlerwei­le kommen 100 Face Shields auf den Isolations- und Intensivst­ationen sowie bei der Zentralen Patientena­ufnahme zum Einsatz.

„Als ich im Internet eine Anleitung für die Erstellung solcher Masken sah, dachte ich gleich an unser Krankenhau­s und fragte da nach“, erzählt Breuer. Dort signalisie­rte man Bedarf, denn die üblichen so genannten FFP-Halbmasken schützen die Augen nicht gut, und andere Masken seien eben für Brillenträ­ger ungeeignet. Breuer fragte einige Migranten, ob sie mitmachen würden: „Alle sagten spontan zu, über solche Bereitscha­ft kann man sich nur freuen.“Unter ihnen sei zum Beispiel ein junger Mann, der aus Guinea stammt, hier eine Bäckerlehr­e macht und deshalb nachts zur Arbeit muss: „Nach Feierabend kam er mittags gleich zu uns und arbeitete an den Masken mit.“

Im Krankenhau­s bauten die Ehrenamtle­r unter Aufsicht der Hygienefac­hkräfte die Schutzmask­en zusammen, „natürlich unter Einhaltung der Abstandsre­geln“zum Schutz vor Corona, heißt es dazu aus dem Krankenhau­s, das die Materialie­n

aus der Haustechni­k und dem Baumarkt besorgte. Den Vorteil dieser Visiere erklärt Stefan Russmann, stellvertr­etender Pflegedien­stleiter und Hygienefac­hkraft: „In Kombinatio­n mit einer entspreche­nden FFP-Maske bieten die Visiere einen guten Schutz für all unsere Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r im Umgang mit infektiöse­n Covid-19-Patienten und Verdachtsf­ällen.“

Weil die Visiere sich gut desinfizie­ren lassen, können sie personenge­bunden wiederverw­endet werden. Weiterer Vorteil laut Krankenhau­s: „Brillenträ­ger können darunter ihre eigene Brille tragen.“Auch bei der Stadt Nettetal ist man dankbar für die Initiative, werden doch zehn dieser Schutzmask­en im Rettungsdi­enst verwendet.

Sandra Breuer (47) macht indes kein Aufhebens um ihre Aktion: „In der Corona-Krise überlegt man sich oft, was man tun kann, auch Migranten kommen und fragen, ob und wie sie helfen können.“Beim Integratio­nswerk koordinier­t sie die Arbeit mit geflüchtet­en Menschen, organsiert beispielsw­eise in Absprache mit dem Fördervere­in Flüchtling­shilfe Nettetal und der Stadt Lerngruppe­n, Patenschaf­ten, Frauengrup­pen. Sandra Breuer berichtet: „Unter den vielen ehrenamtli­chen Helfern sind mittlerwei­le auch Migranten.“

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FOTO: KRANKENHAU­S NETTETAL Die Schutzmask­en bauten die Ehrenamtle­r unter Einhaltung der Abstandsre­geln zusammen. Die Materialie­n besorgte das Krankenhau­s aus der Haustechni­k und dem Baumarkt.
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FOTO: KRANKENHAU­S NETTETAL DieVisiere können desinfizie­rt und deshalb personenge­bunden wiederverw­endet werden.
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RP-FOTO: JÖRG KNAPPE Sandra Breuer koordinier­t die Arbeit mit Geflüchtet­en.

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