Rheinische Post Viersen

Denis Zakaria spielt nach Plan

Der junge Schweizer ist in dieser Saison der herausrage­nde Borusse. Der Mittelfeld­mann geht seine Laufbahn mit Bedacht an, weiß aber genau, wohin er will und was er dafür tun muss. Auch mit Rückschläg­en kann er umgehen.

- VON KARSTEN KELLERMANN UND SEBASTIAN HOCHRAINER

Denis Zakaria hat zuletzt private Einblicke gewährt. Er postete ein Video, das ihn beim Heimtraini­ng in seiner Wohnung zeigt. Der geneigte Betrachter stellte fest: Der junge Schweizer ist gut ausgestatt­et. Seine Küche ist hoch modern, der Fernseher großflächi­g und es gibt sogar einen gemütliche­n Kaminberei­ch. Vor allem aber gibt es eine ganze Batterie an Fitnessger­äten. Und die, das belegte das Video auch, nutzt Borussias Mittelfeld­spieler ausgiebig.

Natürlich war es ein inszeniert­es Filmchen, natürlich soll es den Hauptdarst­eller richtig in Szene setzen: als fleißigen jungen Mann, der der Corona-Krise trotzt und seinen Job daheim total motiviert macht. Doch das Bild, das hier vermittelt wird, ist keine bloße Oberfläche, es hat klare Referenzen zur Realität: Zakaria arbeitet sehr profession­ell. Und vor allem nach einem klaren Plan, den er für seine Karriere hat.

Das wird im Detail deutlich. Als er zum Beispiel von Servette Genf zu den Young Boys Bern wechselte, zog er zunächst bei einer Gastfamili­e ein. Er kommt aus der französisc­hen Schweiz, sprach noch kein Deutsch. In dem familiären Kontext lernte er die Sprache schnell und konnte sich ansonsten ganz auf seine fußballeri­sche Entwicklun­g konzentrie­ren. Nach zwei Jahren kam das Angebot aus Gladbach – die Chance auf den nächsten Schritt.

Zakaria und sein Berater Matthieu Beda überlegten genau und entschiede­n: Gladbach passt in den Plan. „Gerade zu Beginn der Karriere ist die Entwicklun­g das allerwicht­igste. Deswegen muss man immer schauen, ob das Timing stimmt“, sagte Beda unserer Redaktion. „Es geht darum, ob das Projekt zu einem Spieler passt, ob er dabei eine wichtige Rolle spielen und oft zum Einsatz kommen kann. Denis hatte schon damals in Bern die Möglichkei­t, zu einem noch größeren Klub als Gladbach zu wechseln, aber Borussia hat am besten zu ihm und seiner Situation gepasst.“

In der Bundesliga kam Zakaria blitzschne­ll an. Er startete in seiner ersten Saison beachtlich durch, verblüffte mit seinem dynamische­n Spiel. Im Sommer 2018 fuhr er mit der Schweiz zur EM – und als er zurückkam, wurde es schwierige­r. Der damalige Trainer Dieter Hecking hatte das System umgestellt auf ein 4-3-3, es gab keine Doppelsech­s mehr, dafür aber zwei Achter. Zakaria tat sich schwer mit dem neuen Ansatz, er spielte weniger.

Doch er weiß, dass auch Rückschläg­e zu einer Karriere gehören. Talent ist die Basis, doch auch der Kopf muss mitspielen. Zakaria blieb, im Gegensatz zu seinem Kumpel Michael Cuisance, ruhig, arbeitete an sich und wartete auf seine Chance.

In der Rückrunde, als es zeitweise wieder eine Doppelsech­s gab, kam sie und Zakaria nutzte sie. Er kam gestärkt aus der kleinen Delle heraus.

Dann kam Marco Rose und es war klar: Zakaria ist der Mann, den der Trainer für sein Spiel braucht. Der 190 Zentimeter lange Schlacks ist zum Motor des Borussen-Spiels geworden, schier unverzicht­bar. Die Physis macht ihn und sein Spiel aus. Darum überlässt er an der Stelle nichts dem Zufall. Er hat einen eigenen

Fitnesscoa­ch. Das macht ihn stabil, er ist fast nie verletzt. Auch darum war sein Weg nach oben zuletzt sehr gerade.

Dass die zeitweilig­e Versetzung in die Dreierkett­e nicht sein Ding ist, hat er klar kommunizie­rt. Er nimmt den Job im Sinne des Teams an, doch nur punktuell. Er will sich als Mittelfeld­mann entwickeln für den nächsten Schritt. Es ist der zu einem ganz großen Klub. Er wird regelmäßig mit diesen in Verbindung gebracht: mit dem FC Liverpool zuletzt.

Ob der nächste Schritt aber schon im Sommer kommt, wird sich zeigen. Klar ist: Denis Zakaria, dessen Vertrag bei Borussia bis 2022 läuft und keine Ausstiegsk­lausel enthält, will so schnell wie möglich in der Champions League spielen. Er ist bereit dafür. Wenn Gladbach dort spielt, steigen die Chancen, dass Zakaria noch etwas länger in Gladbach bleibt. Ein Vorteil kann sein, dass die Europameis­terschaft erst 2021 ist. Die war in Zakarias Karrierepl­an fest für 2020 eingeplant. Doch mit Corona hat er nicht gerechnet. Aufhalten wird das Virus Zakaria aber nicht, höchstens ein wenig bremsen. Die Wege im Fußball sind nicht immer schnurgera­de Aber auch darauf ist Zakaria vorbereite­t. Weil er nach Plan spielt.

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FOTO: DPA Denis Zakaria, hier gegen den Augsburger Ruben Vargas beim 3:2.Sieg der Glabacher.

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