Borussia weiter ohne Spiele und ohne Corona-Fall
Diese Szene kommt immer wieder vor während der Borussen-Spiele: Trainer Marco Rose und sein Co-Trainer René Maric beraten sich kurz, dann gibt es Anweisungen an das Team auf dem Rasen oder taktische oder personelle Wechsel. Coaching ist bei Rose Teamwork – und Maric sein Mann für taktische Fragen, der sich insbesondere um das Spiel mit dem Ball kümmert.
Im April kommt ein Buch heraus, das Maric mit Martin Rafelt und Tim Rieke geschrieben hat, alle drei sind Autoren beim Taktik-Portal „Spielverlagerung.de“. „Die Systeme des Fußballs“heißt das Werk, das im Verlag Die Werkstatt erscheint. Maric, studierter Psychologe und seit 2016 Co-Trainer von Rose, beschreibt dort mit den Mit-Autoren
die Theorie des Spiels in allen Facetten. Doch Maric ist nicht nur ein Fußball-Denker, sondern vor allem auch ein Fan des Spiels. Und
„die Fans kommen ja auch nicht ins Stadion, weil sie die Taktik des Trainers so toll finden. Sondern sie wollen die Spieler sehen, wie sie alles geben, Tore schießen, Zweikämpfe führen, Spiele gewinnen. Das ist der Fußball“, sagte er im Interview mit unserer Redaktion.
Es gibt für jeden Fan Spiele, die ihn besonders inspiriert haben oder von Bedeutung für ihn sind. Maric nennt hier seine Top drei der Spiele, die man als Fußball-Fan gesehen haben sollte:
Deutschland - Niederlande 2:1 (WM-Finale 1974)
„Bei der Europameisterschaft 1972 galt Deutschland noch als attraktivstes Team der Welt. Besonders das Wechselspiel von Günter Netzer und Franz Beckenbauer galt als sehenswert. Bei der WM im eigenen Lande 1974 hatten diesen Status die Niederländer inne, die um Johan Cruyff dieses Wechselspiel auf dem gesamten Platz verfeinerten. Beckenbauer, Müller, Vogts, Bonhof und Co. konnten mit ihrer Qualität den Oranjes aber den Zahn ziehen.“
Italien - Brasilien 3:2 (WM, 2. Runde 1982)
„Eines der dramatischsten Spiele überhaupt. Brasilien galt damals als der Inbegriff des schönen Spiels („Futebol Arte“) mit ganz viel Flair, spielte lange Zeit grandios bei der Weltmeisterschaft und in dieser Partie auf, bevor sie von Italiens Paolo Rossi spektakulär zu Fall gebracht wurden.“
FC Barcelona - FC Villareal 5:0 (Primera Division, 2011)
„Es war eine Galavorstellung der zu jener Zeit als womöglich besten Mannschaft jemals geltenden Guardiola-Truppe. Die ersten Spiele mit Dreierkette, wo der Ballbesitzfußball beziehungsweise das Positionsspiel im Spätsommer/Herbst 2011 seinen Zenit fand.“
Borussias Geisterspiel gegen den 1. FC Köln am 11. März wird bis mindestens zum 1. Mai das bislang letzte Bundesligaspiel dieser Saison bleiben. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) hat am Dienstag nach der Telefonkonferenz mit den Klubvertretern entschieden, den Spielbetrieb wegen der Corona-Pandemie zunächst bis zum 30. April weiter auszusetzen. Im Mai soll die Saison dann mit Geisterspielen fortgesetzt werden, wenn es die Rahmenbedingungen zulassen.
Nachdem bereits die Spiele bei Eintracht Frankfurt (15. März) und gegen Bayer Leverkusen (22. März) verlegt worden waren, werden nun vier weitere Spiele verschoben, drei davon sind Auswärtspartien. Das Spiel bei Werder Bremen (3. April), das Heimspiel gegen Union Berlin, das Spiel beim SC Freiburg und die Partie beim FC Bayern München finden nicht wie geplant statt. Damit bleibt Borussia im April komplett ohne Spiel.
Die Spieler werden bis Ende dieser Woche weiter ein individuelles Training absolvieren, der Trainingsplan bis Samstag steht. Sonntag ist trainingsfrei. Wie es Montag weitergeht, hängt von den neuen Entscheidungen des Landes Nordrhein-Westfalen ab, inwieweit ein Trainingsbetrieb möglich ist. Bislang ist die Empfehlung, bis zum 5. April auf einen Trainingsbetrieb zu verzichten. Im Team der Gladbacher gibt es nach wie vor keinen Corona-Fall. Und auch die beiden Mitarbeiter des Klubs, die infiziert waren, sind wieder gesund und sind im Dienst.
Wenn es im Mai dann Spiele geben sollte, wird das auf jeden Fall ohne Zuschauer passieren. Borussia ist bislang der einzige Klub, der Erfahrung mit der Ausrichtung eines Bundesliga-Geisterspiels unter Corona-Bedingungen hat. Doch werden die künftigen Partien, wann immer sie stattfinden, eine andere Dimension haben, als das gegen Köln. Beim rheinischen Duell waren rund 700 Personen im Borussia-Park zugegen, darunter rund 250 Ordner und rund 300 Medienvertreter. Die große Zahl an Ordnern war aufgerufen worden, weil nicht klar war, wie die Fans auf die Situation reagieren würden. Letztlich versammelten sich einige Hundert vor der Nordkurve – das wird es in Zukunft sicher nicht geben. Beim Derby gab es keine Interviews jenseits der TV-Zone, aber eine Pressekonferenz mit den Trainern. Ob das auch künftig so sein wird, ist fraglich.
Durch die inklusive des Derbys fünf Geisterspiele gehen den Gladbachern zehn Millionen Euro an Zuschauereinnahmen verloren. Die Austragung der Spiele würde aber die TV-Gelder in Höhe von rund 22 Millionen Euro sichern. Der Mai wird daher der Monat der Hoffnung für den Fußball und Borussia. Und für die Spieler ist es zumindest ein Ziel, auf das sie zunächst hinarbeiten können, auch wenn es nun einen spielfreien Monat gibt.