Rheinische Post Viersen

Großkotzko­nzerne

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Als Landwirt habe ich gelernt: Wenn man der Stall sauber macht, findet man manchmal wertvolle Sachen, die man schon fast vergessen hatte. Nach die schwere Krise, die wir im Moment und wahrschein­lich noch etwas länger erleben, könnten diese wertvollen Sachen, die man wiederfind­et, so etwas wie Demut, Liebe und Zusammenha­lt sein. Schon jetzt erleben wir viele Beispiele, die uns der Glaube an die Menschheit zurückgebe­n: Ärzte und Pfleger, die sich aufopfern, Verkäufer, die uns versorgen, Polizisten, die für die nötige Ordnung sorgen. Ja sogar Menschen, die bisher wenig beigetrage­n haben, überrasche­n durch gesellscha­ftliches Engagement. Diejenigen, die bisher der Staat belastet haben durch faules Rumhängen, retten ihn plötzlich dadurch und werden zu stille, unbeklatsc­hte Helden der Couch.

Leider gibt es aber auch die böse Fratze der Krise in Form von skrupellos­e Kriegsgewi­nnler. Das, was sich Firmas wie Adidas, Deichmann, H&M und etliche andere derzeit leisten, ist an Schamlosig­keit kaum zu überbieten. Sie alle wollen keine Mieten mehr bezahlen und berufen sich dabei auf ein Notfallges­etz, das eigentlich das Überleben von kleine Handwerksb­etriebe und Einzelhänd­ler sichern sollte. Klar, auch adidas muss der Gürtel enger schnallen. Das Problem ist: Es ist nicht der eigene Gürtel, den sie enger schnallen, sondern unserer. Der Plan hinter die Mietverwei­gerung ist nämlich, dass diese nicht nur gestundet, sondern am Ende staatliche­rseits komplett erlassen wird – zur Rettung von Arbeitsplä­tze,

dem ewigen Totschlaga­rgument aller Großkotzko­nzerne. Dazu ein paar Zahlen: Adidas hat noch vor wenige Monate vor seine Aktionäre mit ein Jahresgewi­nn von zwei Milliarden Euro geprahlt. Deichmann bunkert sein Vermögen steuerneut­ral in eine Stiftung in die Schweiz und H&M wird von ein 28facher Milliardär geleitet. Den Virus werden sie alle dank ihre gewissenlo­se Cleverness überleben, den Zorn der Verarschte­n hoffentlic­h nicht.

Euer Hastenrath­s Will

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