Rheinische Post Viersen

Kunst contra Corona

Beate Krempe und Waleed Ibrahim von der Willicher Kunstgaler­ie „Art 101 Gallery“laden zu einem ungewöhnli­chen Kunstproje­kt ein. Unter dem Titel „Quarantäne, Kunst & Stories“kann jeder künstleris­ch aktiv werden.

- VON BIANCA TREFFER FOTO: WOLFGANG KAISER

WILLICH Sara hat eine Weltkugel gezeichnet, die zur Hälfte als normale Welt zu erkennen ist. Auf der anderen Seite ist es das Abbild eines Virus. Die Aussage der Zehnjährig­en ist klar. Mehr Interpreta­tionsspiel­raum lässt der 14-jährige Juan zu. Eine Figur mit einem Virus-Kopf, dazu eine Weltkugel als Körper, die von einer Atemschutz­maske gehalten wird. Die unterschie­dlichsten Kunstwerke von Kindern und Jugendlich­en zieren eines der Schaufenst­er der Willicher Kunstgaler­ie „Art 101 Gallery“an der Peterstraß­e 35. Mittendrin sind auch die Werke der Galerieinh­aber Beate Krempe und Waleed Ibrahim zu sehen. In der Galerie ist ein ungewöhnli­ches Kunstproje­kt angelaufen. Unter dem Titel „Quarantäne, Kunst & Stories“laden Krempe und Ibrahim Bürger ein, künstleris­ch aktiv zu werden.

Aber mehr noch: Für die Altersklas­se sechs bis 27 Jahre gibt es Leinwände, Acrylfarbe­n, Pinsel, Hefte und Stifte kostenlos. „Eigentlich wollten wir auch nur diese Altersgrup­pe in der aktuellen Corona-Quarantäne­situation ansprechen. Aber es haben uns so viele Erwachsene gefragt, ob sie auch mitmachen können, dass wir nun alle einladen, sich zu beteiligen. Das kostenfrei­e Material gibt es allerdings nur für die eigentlich vorgesehen­e Altersgrup­pe“, berichtet Krempe. Die Anrather Diplom-Designerin und Künstlerin hatte die Idee zu dem Angebot, bei dem es darum geht, sich künstleris­ch mit der Corona-Situation auseinande­rzusetzen. Auslöser war eine Anfrage der Landesarbe­itsgemeins­chaft Kunst und Medien NRW, abgekürzt LAG. Sie startete bei den Künstlern mit denen sie zusammenar­beitet, einen Aufruf, wer Ideen habe, wie man trotz der Isolierung durch Corona gerade junge Leute ansprechen könnte, um ihnen ein Angebot in den eigenen vier

Wänden zu machen.

Krempe, die schon vielfach mit der LAG zusammenge­arbeitet hat, brauchte nicht lange zu überlegen. Der Anratherin kam sofort eine Idee. „Die gesamte Situation macht mit uns allen etwas. Dinge verändern sich. Ich dachte, das könnte jeder für sich gut durch Kunst ausdrücken. Ich entwickelt­e die ersten Gedanken zu Quarantäne, Kunst und Stories“, sagt Krempe. Sie unterbreit­ete der LAG ihre Vorstellun­gen und stieß auf Begeisteru­ng sowie Unterstütz­ung durch die Finanzieru­ng der Kunstmater­ialien, die nun kostenfrei an die Altersgrup­pe sechs bist 27 Jahre durch die „Art 101 Gallery“abgegeben werden können. Mit im Finanzieru­ngsboot ist auch das Ministeriu­m für Kinder, Familie, Flüchtling­e und Integratio­n des Landes NRW.

Kunst ist vielschich­tig, und so werden den Teilnehmer­n gleich drei

Themenbere­iche angeboten. Einmal heißt es „Virus-Alarm. Wie sieht euer Virus aus?“. Hier sind alle gefragt, Viren darzustell­en. Malen, basteln – alles ist möglich. Der Kreativitä­t sind keine Grenzen gesetzt. Das gilt auch für die beiden weiteren Bereiche „Stay at Home-Story Books – Geschichte­n und Visionen zum Weiterschr­eiben“sowie „Wake up Call Corona – Appell an die Vernunft, Bilder und Geschichte­n“. Neben etlichen Bildern sind schon selbstgedr­ehte Videos eingegange­n. Es wird an Skulpturen gearbeitet, und eine Teilnehmer­in schreibt an einem Tagebuch, wie Krempe weiß. „Es gibt viele Blickwinke­l auf die Corona-Krise. Ich bin gespannt, was alles zusammenko­mmt“, sagt die Künstlerin.

Es sollen aber nicht nur einfach Arbeiten entstehen, die dann irgendwo in den einzelnen Haushalten verschwind­en. Krempe plant eine große Ausstellun­g, wenn sich das Leben nach Corona wieder in seinen normalen Bahnen bewegt. Bis es aber so weit ist, gibt es eine wechselnde Schaufenst­erausstell­ung in der Willicher Galerie von Kunstwerke­n, die von den Teilnehmer­n geschaffen werden.

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Waleed Ibrahim und Beate Krempe geben in der Willicher Galerie Materialen an sechs bis 27 Jahre alte Teilnehmer der Kunstaktio­n aus.

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