Rheinische Post Viersen

So näht man eine Mundschutz­maske

Ein „Behelf-Mund-Nasen-Schutz“kann die Verbreitun­g von Tröpfchen auf die Umgebung und andere Menschen verhindern. Um die Maske zu nähen, braucht man kochfesten Baumwollst­off, Gummiband und ein wenig Geduld.

- VON SIGRID BLOMEN-RADERMACHE­R

VIERSEN Ingrid Pollmanns Nähmaschin­e steht im Gästezimme­r. Stoffe, Gummibände­r, Garne, Zugeschnit­tenes und Fertiggenä­htes liegen bereit – und Ingrid Pollmanns ist mittendrin. Derzeit hält sie sich immer öfter in ihrem Nähund Gästezimme­r auf und setzt sich an die Nähmaschin­e: Sie näht Mundschutz­masken für Bewohner und Mitarbeite­r von Pflege- und Altenheime­n.

Sie sind ja in diesen Tagen in aller Munde und vor vieler Menschen Mund und Nase: selbstgenä­hte Mundschutz­masken aus bunten Stoffreste­n.

Mediziner und Politiker sind sich (noch) nicht einig, wie wesentlich sie gegen eine Verbreitun­g des Coronaviru­s helfen. Sicher kann man aber eines sagen: Die Stoffmaske­n verhindern bis zu einem gewissen Grad, dass andere angesteckt werden, wenn der Maskenträg­er hustet, niest oder laut spricht, indem die Masken die Verteilung von Tröpfchen minimieren.

Also sitzen derzeit in hunderten spontan eingericht­eten Nähzimmern Frauen und nähen einen „Behelf-Mund-Nasen-Schutz“, wie die selbstgenä­hte Maske offiziell heißt.

Es gibt unterschie­dliche Schnittmus­ter und Anleitunge­n, nach denen die Maske hergestell­t werden kann. Pollmanns näht nach dem abgebildet­en Schnitt.

Schritt eins: Der Schnitt wird auf reißfestes Papier übertragen, auf doppelt gelegten Stoff gesteckt, markiert und ausgeschni­tten. „Von den halben Lappen habe ich direkt mal 100 zugeschnit­ten“, erzählt Pollmanns. Damit verfügt sie über Material für die ersten 50 Schutzmask­en.

Schritt zwei: Die beiden Hälften werden rechts auf rechts zusammenge­legt und an der kurvigen Seite zusammenge­näht. Damit sich die Rundung besser anpasst, wird der Stoff vorsichtig entlang der Naht eingeschni­tten. Aufpassen: Nicht in die Naht schneiden.

Schritt drei: Hat man zwei identische zusammenge­nähte Teile, legt man diese rechts auf rechts und näht sie entlang der oberen und unteren Kante zusammen. Das ist übrigens der Moment, in dem klar wird, wie akkurat man gearbeitet hat: passen die Teil perfekt zusammen? Ansonsten: Die Schere kann es richten. Schritt vier: Der Stoffstrei­fen wird durchgezog­en und somit auf rechts gedreht.

Schritt fünf: Nun kommt das Bügeleisen zum Einsatz: Es plättet die fast fertige Maske, bevor die oberen und unteren Nähte angedrückt und nahe der Kante abgesteppt werden. Sieht jetzt schon richtig gut aus, die

Schutzmask­e! Nun fehlen noch die Seiten und die Befestigun­g für das Gummiband.

Schritt sechs: Hierfür gibt es mehrere Varianten. Ingrid Pollmanns hat sich hierfür entschiede­n: Sie versäubert die „Ohr-Enden“und näht die Enden der Gummibände­r wie einen Tragegriff auf dem Stoff fest.

Schritt eins bis sechs kann man wiederhole­n, bis der Rücken nicht mehr mitmacht – besser ist es aber, man hört kurz vorher auf.

Ingrid Pollmanns ist nicht ganz unerfahren im Nähen, früher habe sie viel genäht, erzählt sie. Aber in die Anleitung für den Mundschutz musste sie sich erst einarbeite­n. „Wenn man es verstanden hat, läuft es“, sagt Pollmanns. „Es sieht nicht perfekt aus“, erklärt sie selbstkrit­isch. Aber beim Blick auf das Ergebnis kann man durchaus anderer Meinung sein.

Wichtig ist vor allem eins: Der Stoff muss atemdurchl­ässig und kochfest sein. Wie das getestet werden kann, erklärt eine Anleitung, die die Stadt Essen veröffentl­icht hat: Man nimmt das Tuch doppelt und schließt es dicht um Mund und Nase. Ist das Ein- und Ausatmen ohne größeren Atemwiders­tand möglich, ist das Material als Mundschutz geeignet. Der Mundschutz muss trocken gelagert werden. Nach dem Tragen sollte man die Außenfläch­e nicht berühren, sich die Hände waschen und den Mundschutz waschen: bei 90 Grad in der Waschmasch­ine oder für fünf Minuten im kochenden Wasserbad auf dem Herd. Danach sollte die Maske getrocknet werden.

Das Schnittmus­ter gibt es auch im Internet unter www.rp-online. de/viersen

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FOTOS (5): JÖRG KNAPPE Ingrid Pollmanns zeigt einen „Behelf-Mund-Nasen-Schutz“, wie so eine selbstgenä­hte Maske offiziell heißt.
 ??  ?? Kochfesten Baumwollst­off doppelt legen, Schnittmus­ter auflegen und ausschneid­en. So ergeben sich „zwei halbe Lappen“.
Kochfesten Baumwollst­off doppelt legen, Schnittmus­ter auflegen und ausschneid­en. So ergeben sich „zwei halbe Lappen“.
 ??  ?? Auch für das Innenfutte­r „zwei halbe Lappen“ausschneid­en. Stoffe jeweils zusammennä­hen, dann Innen- und Außenteil aufeinande­rnähen.
Auch für das Innenfutte­r „zwei halbe Lappen“ausschneid­en. Stoffe jeweils zusammennä­hen, dann Innen- und Außenteil aufeinande­rnähen.
 ??  ?? Ingrid Pollmanns dreht die Maske auf links und näht die Kanten an der Nähmaschin­e um.
Ingrid Pollmanns dreht die Maske auf links und näht die Kanten an der Nähmaschin­e um.
 ??  ?? Wie Tragegriff­e werden Stücke vom Hosengummi angenäht, damit die Maske an den Ohren befestigt werden kann.
Wie Tragegriff­e werden Stücke vom Hosengummi angenäht, damit die Maske an den Ohren befestigt werden kann.

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