Rheinische Post Viersen

Borussias Fans rühren den Igor Demo zu Tränen

Der „Fußballgot­t“freut sich über die viele nette Nachrichte­n aus Gladbach. Bald erscheint seine Biografie auf Deutsch.

- VON KARSTEN KELLERMANN

Der „Fußballgot­t“hat momentan ganz irdische Gefühle. Denn Igor Demo ist sauer. Auf den FC Nitra, seinen Heimatvere­in in der Slowakei. Dort war der 44-Jährige bis Ende 2019 Trainer des U14-Nachwuches und zuvor als Nachwuchs-Direktor tätig. „Aber Geldgeber aus der Ukraine haben den Klub übernommen und alles umgekrempe­lt. Alte Vereins-Legenden wurden weggeschic­kt, uns wurde gesagt: Wir brauchen euch nicht mehr“, berichtet Demo unserer Redaktion. Neben dem früheren Borussen traf es Lubomír Moravcík, den wohl populärste­n Spieler der Slowakei. „Darum bin ich seit dem 1. Januar ohne Job. Ich muss warten, was kommt“, sagt Demo.

Sonderlich gut fühlt sich der Mann, der von November 1999 bis Juni 2005 Borusse war, daher nicht.

Die Corona-Krise macht die Jobsuche nicht leichter. Was ihm aber Freude bereitet, sind die Nachrichte­n aus Mönchengla­dbach auf seiner Facebook-Seite. Auf der ist ein Bild des alten Bökelberg-Stadions zu sehen. „Mein Zuhause“hat Demo dazu geschriebe­n. Aus tiefstem Herzen. „Borussia ist meine große Liebe. Das war immer so, seit dem ersten Tag, als ich dort war, und es wird immer so bleiben“, sagt Demo.

Die Gladbach-Fans nannten ihn schon sehr schnell „Fußballgot­t“. „Ich glaube, schon nach meiner ersten Halbzeit als Borusse haben die Fans das gerufen, weil sie gleich gespürt haben, dass ich immer alles gebe“, sagt Demo. Und seine Fans haben ihn nicht vergessen. Der Aufstiegsh­eld von 2001 bekommt viele huldigende Zuschrifte­n. „Manchmal“, sagt Demo, „könnte ich deswegen weinen. Es bedeutet mir sehr viel, dass die Fans mich auch nach 15 Jahren nicht vergessen haben.“2016 kehrte Demo für ein halbes Jahr zurück nach Gladbach als Betreuer seines Landsmanne­s Laszlo Bénes, der damals von MSK Zilinia, dem slowakisch­en Klub, der nun wegen der Corona-Krise Insolvenz anmelden musste, nach Gladbach kam. „Ich habe die Zeit sehr genossen, es war wunderbar, viele von den alten Jungs wieder zu treffen“, gesteht Demo.

153 Spiele hat er für Gladbach gemacht, nachdem er als erster Neuling der ersten Hans-Meyer-Ära vom PSV Eindhoven zu Borussia gekommen war. „Ich war nicht schnell“, sagt er und man spürt, dass er das typische verschmitz­te Igor-Demo-Grinsen grinst. „Aber ich wusste, wo das Tor steht.“31-mal traf er es als Borusse. Demo war auch der vorletzte Torschütze im letzten Spiel auf dem Bökelberg. Beim 3:1 gegen 1860 München machte er 2004 per

Kopf das 2:1, später traf Arie van Lent noch zum 3:1.

„Der Bökelberg war meine Kirche, der Borussia-Park meine Kathedrale“, sagt Demo, der noch eine Saison im neuen Stadion spielte. Er gibt zu, dass es ihm manchmal schwer fällt, seine Gefühle für Borussia in Worte zu fassen. „Wir Spieler von damals haben immer noch Kontakt, wir sind eine Familie“, sagt Demo.

Dass seine Zeit bei Borussia in seiner Biografie, die der slowakisch­e Journalist Mojmir Strasko mit ihm geschriebe­n hat, viel Platz einnimmt, überrascht nicht. „Ich hatte in Gladbach meine besten Jahre als Fußballer“, sagt Demo, der vor Borussia für Nitra, Slovan Bratislava und Eindhoven spielte und danach für den Grazer AK und nochmal Nitra spielte. Am 29. November 2019 ist das Buch in der Slowakei vorgestell­t worden, demnächst wird es auch eine deutsche Version geben. „Herz auf dem Rasen“ist der Titel, in Deutschlan­d kommt noch ein „Fußballgot­t“dazu. Das Buch ist auch eine Liebeserkl­ärung an Borussia. „So etwas wie bei Nitra jetzt passiert ist, würde es in Gladbach nie geben“, ist sich A-Lizenz-Inhaber Demo sicher.

Wenn das Buch in Gladbach vorgestell­t wird nach der Corona-Situation hat Demo einen Traum: „Ich habe nie im Borussia-Park getroffen, darum würde ich gern einen Elfmeter verwandeln an dem Tag.“

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FOTO: IMAGO (ARCHIV) Granit Xhaka spielte von 2012 bis 2016 in Gladbach.
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FOTO: IMAGO Igor Demo.

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