Applaus für Müllmänner
MÖNCHENGLADBACH Sicher, es kommt schon mal vor, dass sich Menschen bedanken bei Reiner Broich (61) und seinem Team. Immerhin kommen sie mit ihrem Müllwagen regelmäßig alle zwei Wochen vorbei und kippen den Restmüll aus den grauen Tonnen ins Wageninnere. Im Moment aber bedanken sich die Gladbacher so oft bei den Müllwerkern der GEM wie sonst nicht. Sie sind systemrelevant, was kürzlich auch erst ein von Kinderhand geschriebener Brief dokumentierte: „Libe GEM mit arbeiter“, war darauf zu lesen, „Wir wollten ihnen danken dafür, dass Sie wärend der Corona Crise bei uns trozdem noch Müll abholen kommen.“Und darunter ein Blech Kuchen und die Bitte, das Blech einfach nächste Woche wieder zu hinterlegen.
Die rund 120 Müllwerker der GEM, die in der Abfallabfuhr beschäftigt sind, erfahren gerade viel Dankbarkeit in der Stadt. „Ganz oft sehen wir im Moment an den Fenstern Kinder sitzen und uns zuwinken, wenn wir mit dem Müllwagen vorbeifahren“, sagt Müllwerker Sascha Löh (42). Am Göckelsweg in Hamern am Montag gab es Applaus von einem Anwohner. „Ein Mann stand da und hat einfach geklatscht“, sagt Stefan Struckmann (41). Und tatsächlich wirken auch die Erwachsenen im Straßenverkehr
entspannter als sonst. An diesem Donnerstagmorgen der vergangenen Woche fahren Broich, Löh und ihr Kollege Sascha Struckmann die Geistenbecker Tour. Nicht einmal hupt ein Fahrzeug hinter ihnen oder beschwert sich – was sonst durchaus einmal vorkommt. „Die Leute sind gerade sehr freundlich“, sagt Reiner Broich. Und das geben sie dann auch gerne zurück.
Broich ist seit 30 Jahren bei der GEM, Sascha Löh seit 20 Jahren, und Stefan Struckmann seit 14 Jahren. Seit acht Jahren fahren sie zusammen ihre Tour, immer Restmüll. Sie kennen sich genau, Broich weiß als Fahrer praktisch jeden Schritt seiner beiden Kollegen, die als Lader die Tonnen heranholen und zur Schüttvorrichtung bringen, einzuschätzen. „Das ist wichtig, man muss sich blind verstehen“, sagt Broich.Bei jeder Tour stehen mehrere Hundert Tonnen auf ihrem Plan, bei Wind und Wetter. Trotzdem lieben sie ihren Job. „Es ist eben sehr wichtig was wir tun, sonst wäre die Stadt dreckig“, sagt Sascha Löh. Und Stefan Struckmann ergänzt: „Ich bin generell sehr gerne Müllmann.“
Weil ihre Arbeit so wichtig ist, hat die GEM in der Corona-Krise einige Schutzmaßnahmen getroffen. „Wir versuchen, den Kontakt der Mitarbeiter untereinander und mit der Bevölkerung weitestgehend einzuschränken“, sagt Unternehmenssprecherin Anne Peters-Dresen. Deshalb starten die Kolonnen für Restmüll, Bioabfall und Altpapier morgens zeitversetzt in den Arbeitstag. Es sollen sich nicht zu viele Kollegen gleichzeitig auf dem Betriebshof und etwa in den Umkleidekabinen aufhalten. Das Betriebsgelände und die Kantine sind seit Mitte März für Mitarbeiter und Besucher geschlossen. Den Vollservice beim Sperrmüll hat die GEM derzeit ausgesetzt, Mitarbeiter holen derzeit keine Möbelstücke aus Wohnungen oder Häusern. Davon betroffen sind im Moment knapp 20 Termine.
Sollte sich der Krankenstand bei den Müllwerkern ändern, hat die GEM dafür Vorkehrungen getroffen. „Die Kernaufgaben haben Vorrang, und das ist die Abfuhr der Abfälle aus dem Stadtgebiet“, sagt Anne Peters-Dresen. Sollten Müllwerker in der Abfuhr ausfallen, dann werden zum Beispiel Fahrer aus anderen Bereich hinzugezogen – etwa aus der Straßenreinigung oder der Leerung der Abfallkörbe im Stadtgebiet. „Eine andere Aufteilung der Touren oder die Einschränkung der Services wie die Öffnung der Wertstoffhöfe ist noch kein Thema, aber das wären Optionen“, sagt Peters-Dresen. „Wir beobachten die Lage genau und stehen im engen Austausch mit anderen Kommunen.“