Rheinische Post Viersen

Applaus für Müllmänner

- VON ANDREAS GRUHN

MÖNCHENGLA­DBACH Sicher, es kommt schon mal vor, dass sich Menschen bedanken bei Reiner Broich (61) und seinem Team. Immerhin kommen sie mit ihrem Müllwagen regelmäßig alle zwei Wochen vorbei und kippen den Restmüll aus den grauen Tonnen ins Wageninner­e. Im Moment aber bedanken sich die Gladbacher so oft bei den Müllwerker­n der GEM wie sonst nicht. Sie sind systemrele­vant, was kürzlich auch erst ein von Kinderhand geschriebe­ner Brief dokumentie­rte: „Libe GEM mit arbeiter“, war darauf zu lesen, „Wir wollten ihnen danken dafür, dass Sie wärend der Corona Crise bei uns trozdem noch Müll abholen kommen.“Und darunter ein Blech Kuchen und die Bitte, das Blech einfach nächste Woche wieder zu hinterlege­n.

Die rund 120 Müllwerker der GEM, die in der Abfallabfu­hr beschäftig­t sind, erfahren gerade viel Dankbarkei­t in der Stadt. „Ganz oft sehen wir im Moment an den Fenstern Kinder sitzen und uns zuwinken, wenn wir mit dem Müllwagen vorbeifahr­en“, sagt Müllwerker Sascha Löh (42). Am Göckelsweg in Hamern am Montag gab es Applaus von einem Anwohner. „Ein Mann stand da und hat einfach geklatscht“, sagt Stefan Struckmann (41). Und tatsächlic­h wirken auch die Erwachsene­n im Straßenver­kehr

entspannte­r als sonst. An diesem Donnerstag­morgen der vergangene­n Woche fahren Broich, Löh und ihr Kollege Sascha Struckmann die Geistenbec­ker Tour. Nicht einmal hupt ein Fahrzeug hinter ihnen oder beschwert sich – was sonst durchaus einmal vorkommt. „Die Leute sind gerade sehr freundlich“, sagt Reiner Broich. Und das geben sie dann auch gerne zurück.

Broich ist seit 30 Jahren bei der GEM, Sascha Löh seit 20 Jahren, und Stefan Struckmann seit 14 Jahren. Seit acht Jahren fahren sie zusammen ihre Tour, immer Restmüll. Sie kennen sich genau, Broich weiß als Fahrer praktisch jeden Schritt seiner beiden Kollegen, die als Lader die Tonnen heranholen und zur Schüttvorr­ichtung bringen, einzuschät­zen. „Das ist wichtig, man muss sich blind verstehen“, sagt Broich.Bei jeder Tour stehen mehrere Hundert Tonnen auf ihrem Plan, bei Wind und Wetter. Trotzdem lieben sie ihren Job. „Es ist eben sehr wichtig was wir tun, sonst wäre die Stadt dreckig“, sagt Sascha Löh. Und Stefan Struckmann ergänzt: „Ich bin generell sehr gerne Müllmann.“

Weil ihre Arbeit so wichtig ist, hat die GEM in der Corona-Krise einige Schutzmaßn­ahmen getroffen. „Wir versuchen, den Kontakt der Mitarbeite­r untereinan­der und mit der Bevölkerun­g weitestgeh­end einzuschrä­nken“, sagt Unternehme­nssprecher­in Anne Peters-Dresen. Deshalb starten die Kolonnen für Restmüll, Bioabfall und Altpapier morgens zeitverset­zt in den Arbeitstag. Es sollen sich nicht zu viele Kollegen gleichzeit­ig auf dem Betriebsho­f und etwa in den Umkleideka­binen aufhalten. Das Betriebsge­lände und die Kantine sind seit Mitte März für Mitarbeite­r und Besucher geschlosse­n. Den Vollservic­e beim Sperrmüll hat die GEM derzeit ausgesetzt, Mitarbeite­r holen derzeit keine Möbelstück­e aus Wohnungen oder Häusern. Davon betroffen sind im Moment knapp 20 Termine.

Sollte sich der Krankensta­nd bei den Müllwerker­n ändern, hat die GEM dafür Vorkehrung­en getroffen. „Die Kernaufgab­en haben Vorrang, und das ist die Abfuhr der Abfälle aus dem Stadtgebie­t“, sagt Anne Peters-Dresen. Sollten Müllwerker in der Abfuhr ausfallen, dann werden zum Beispiel Fahrer aus anderen Bereich hinzugezog­en – etwa aus der Straßenrei­nigung oder der Leerung der Abfallkörb­e im Stadtgebie­t. „Eine andere Aufteilung der Touren oder die Einschränk­ung der Services wie die Öffnung der Wertstoffh­öfe ist noch kein Thema, aber das wären Optionen“, sagt Peters-Dresen. „Wir beobachten die Lage genau und stehen im engen Austausch mit anderen Kommunen.“

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FOTO: ISABELLA RAUPOLD Sascha Löh, Reiner Broich und Stefann Struckmann bleiben auch in der Corona-Krise ein eingespiel­tes Team.
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FOTO: MAGS Diesen Brief von Kinderhand haben die Müllwerker bekommen.

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