Viele Blüten, wenig Arbeit
In Vorgärten ist viel Schotter verpönt und in manchen Städten sogar bei der Neugestaltung verboten. Unterschiedliche Stauden sorgen das ganze Jahr vor dem Haus für Freude – besonders bei Insekten und Vögeln.
DÜSSELDORF Pflegeleicht soll der Vorgarten sein und schön ordentlich. Das mag der Gedanke von Menschen sein, die eine Schotterwüste vor dem Haus anlegen. Doch die oft zusätzlich mit Folie versiegelten Flächen haben viele Nachteile – und sind mitnichten pflegeleicht. Immer mehr Kommunen verbieten inzwischen sogar solche Schottergärten. Dabei ist es einfach, den Vorgarten in eine blühende Landschaft zu verwandeln und somit einen Lebensraum für zahlreiche Insekten und Vögel zu bieten: Mit einem Staudengarten. Der ist auch für Laien leicht anzulegen. „Ein bisschen Pflege muss natürlich sein, aber es ist weit weniger, als die meisten glauben“, sagt Folko Kullmann, Präsident der Gesellschaft der Staudenfreunde. Rund fünf bis sechs Minuten Arbeit pro Quadratmeter fallen im Jahr an.
Im Frühjahr ist die richtige Jahreszeit, um einen Staudengarten anzulegen. Sind die ausgewählten Stauden gepflanzt und angewachsen, reicht meistens einmal im Jahr ein Rückschnitt. Der sollte im Spätwinter erfolgen. Werden die Pflanzen dicht genug gesetzt und mit Bodendeckern aufgefüllt, kommt auch kein Unkraut durch. Gegossen werden muss ein solcher Vorgarten in der Regel nur in sehr heißen Sommern oder wenn er etwa unter einem Dachvorsprung liegt.
Standort Für die Wahl der richtigen Staudenarten ist der Standort wichtig: Liegt der Vorgarten auf der Sonnenseite des Hauses oder im Schatten? Stehen vielleicht größere Bäume in der Nähe und lassen wenig Licht durch? Ist der Boden trocken oder meistens feucht? Danach wird die Zusammenstellung der Pflanzen ausgesucht. Fachleute in einer Staudengärtnerei können bei der Auswahl helfen. Der Bund der Deutschen Staudengärtner hat verschiedene Mischungen kombiniert, die unterschiedlichen Ansprüchen gerecht werden. „Die Stauden sind an mehreren Standorten in Deutschland getestet, selektiert und angepasst worden“, sagt Kullmann, der Gartenbauwissenschaften studierte. Auch die genaue Zahl der Stauden pro Quadratmeter muss stimmen.
Zusammensetzung Sinnvoll und optisch ansprechend sind Stauden in unterschiedlichen Höhen und Wuchsformen mit Gräsern, buschartigen Stauden und blühenden Pflanzen, kombiniert mit Bodendeckern. Auch die Blühzeiten und Ausbreitungsstrategien sollten variieren. Damit schon früh im Jahr Blüten zu sehen sind, können im Herbst Zwiebeln für Frühjahrsblüher wie Krokusse, Schneeglöckchen oder Tulpen gesetzt werden.
Für sonnige, trockene Vorgärten eignen sich beispielsweise Gräser, bestimmte Sorten von Astern, Fingerkraut, Mädchenauge, Goldrute, Katzenminze, Lavendel oder Kräuter wie Thymian. „Ein toller Bodendecker für sonnige Standorte ist Wollziest mit seinen immergrünen, silbrigen Blättern. Auch sehr beliebt bei Insekten“, sagt Kullmann. Die Staude bekäme praktisch keine Krankheiten und sei auch resistent gegen Schnecken.
Schattige Vorgärten werden etwa mit Funkien, Lenzrosen, Farnen oder Elfenblumen zum Blickfang. Efeu als Bodendecker zwischen den Stauden wächst schnell und lässt wucherndem Unkraut kaum eine Chance. „Wenn man einmal Efeu hat, hat man es aber fürs Leben“, sagt Kullmann. Denn die Rankpflanze ist nahezu unverwüstlich und unterdrückt fast alles um sie herum. Eine Alternative ist das robuste Waldsteinia.
Boden Vor dem Pflanzen sollte der Boden vorbereitet werden: Harte, verdichtete Erde wird aufgelockert. Wer in einem Neubaugebiet erstmals den Vorgarten bepflanzt, sollte darauf achten, dass er vernünftigen Mutterboden geliefert bekommt „und nicht irgendwelche Erde aus der Deponie“, sagt Kullmann. Von vorbeugender Düngung rät er ab: „Mit zu viel Düngung kann man sich auch einige Probleme in den Garten holen. Blattläuse gehen zum Beispiel gern an gut gedüngte Pflanzen, Rosen etwa sind anfälliger für Pilzkulturen.“
Wer genau wissen möchte, wie die Beschaffenheit seines Bodens ist, kann das mit sogenannten Zeigerpflanzen herausfinden. Wachsen etwa Brennnesseln und Löwenzahn gut, ist die Erde bereits sehr stickstoffhaltig. Gänseblümchen, Klee oder Margeriten mögen nähstoffarme Böden. „Sinnvoll kann ein Bodenaktivator mit Nährstoffen und Mirkoorganismen sein“, sagt der Fachmann. Das ist eine Art Hilfe zur Selbsthilfe für die Regeneration des Bodens.
Anwachsphase Zu Beginn müssen die Pflanzen regelmäßig gewässert werden. „Aber nicht jeden Tag ein bisschen, weil die Pflanzen dann flache Wurzeln ausbilden“, sagt Kullmann. Lieber nur alle paar Tage oder einmal die Woche gießen, dafür aber ordentlich, damit das Wasser in die Tiefe der Erde gelangt. Dann bilden die Stauden tiefe Wurzeln. So können sie auch einen heißen Sommer längere Zeit ohne Bewässerung überstehen.
Einkauf Dabei sollte sich niemand von prächtig blühenden Pflanzen verführen lassen. „Eine Pflanze, die blüht, möchte nicht umgesetzt werden“, erklärt Kullmann. Zudem bestehe immer die Gefahr, dass die Staude mit viel Dünger schnell hochgepäppelt wurde. Wer in einer Staudengärtnerei oder anderen Fachbetrieben einkauft, habe außerdem den Vorteil, dass die Pflanzen in der Region großgezogen wurden und mit dem hiesigen Klima gut umgehen können.
Info Bund deutscher Staudengärtner unter bund-deutscher-staudengaertner.de und www.staudenmischungen.de