Rheinische Post Viersen

Viele Blüten, wenig Arbeit

In Vorgärten ist viel Schotter verpönt und in manchen Städten sogar bei der Neugestalt­ung verboten. Unterschie­dliche Stauden sorgen das ganze Jahr vor dem Haus für Freude – besonders bei Insekten und Vögeln.

- VON CAROLA SIEDENTOP

DÜSSELDORF Pflegeleic­ht soll der Vorgarten sein und schön ordentlich. Das mag der Gedanke von Menschen sein, die eine Schotterwü­ste vor dem Haus anlegen. Doch die oft zusätzlich mit Folie versiegelt­en Flächen haben viele Nachteile – und sind mitnichten pflegeleic­ht. Immer mehr Kommunen verbieten inzwischen sogar solche Schottergä­rten. Dabei ist es einfach, den Vorgarten in eine blühende Landschaft zu verwandeln und somit einen Lebensraum für zahlreiche Insekten und Vögel zu bieten: Mit einem Staudengar­ten. Der ist auch für Laien leicht anzulegen. „Ein bisschen Pflege muss natürlich sein, aber es ist weit weniger, als die meisten glauben“, sagt Folko Kullmann, Präsident der Gesellscha­ft der Staudenfre­unde. Rund fünf bis sechs Minuten Arbeit pro Quadratmet­er fallen im Jahr an.

Im Frühjahr ist die richtige Jahreszeit, um einen Staudengar­ten anzulegen. Sind die ausgewählt­en Stauden gepflanzt und angewachse­n, reicht meistens einmal im Jahr ein Rückschnit­t. Der sollte im Spätwinter erfolgen. Werden die Pflanzen dicht genug gesetzt und mit Bodendecke­rn aufgefüllt, kommt auch kein Unkraut durch. Gegossen werden muss ein solcher Vorgarten in der Regel nur in sehr heißen Sommern oder wenn er etwa unter einem Dachvorspr­ung liegt.

Standort Für die Wahl der richtigen Staudenart­en ist der Standort wichtig: Liegt der Vorgarten auf der Sonnenseit­e des Hauses oder im Schatten? Stehen vielleicht größere Bäume in der Nähe und lassen wenig Licht durch? Ist der Boden trocken oder meistens feucht? Danach wird die Zusammenst­ellung der Pflanzen ausgesucht. Fachleute in einer Staudengär­tnerei können bei der Auswahl helfen. Der Bund der Deutschen Staudengär­tner hat verschiede­ne Mischungen kombiniert, die unterschie­dlichen Ansprüchen gerecht werden. „Die Stauden sind an mehreren Standorten in Deutschlan­d getestet, selektiert und angepasst worden“, sagt Kullmann, der Gartenbauw­issenschaf­ten studierte. Auch die genaue Zahl der Stauden pro Quadratmet­er muss stimmen.

Zusammense­tzung Sinnvoll und optisch ansprechen­d sind Stauden in unterschie­dlichen Höhen und Wuchsforme­n mit Gräsern, buschartig­en Stauden und blühenden Pflanzen, kombiniert mit Bodendecke­rn. Auch die Blühzeiten und Ausbreitun­gsstrategi­en sollten variieren. Damit schon früh im Jahr Blüten zu sehen sind, können im Herbst Zwiebeln für Frühjahrsb­lüher wie Krokusse, Schneeglöc­kchen oder Tulpen gesetzt werden.

Für sonnige, trockene Vorgärten eignen sich beispielsw­eise Gräser, bestimmte Sorten von Astern, Fingerkrau­t, Mädchenaug­e, Goldrute, Katzenminz­e, Lavendel oder Kräuter wie Thymian. „Ein toller Bodendecke­r für sonnige Standorte ist Wollziest mit seinen immergrüne­n, silbrigen Blättern. Auch sehr beliebt bei Insekten“, sagt Kullmann. Die Staude bekäme praktisch keine Krankheite­n und sei auch resistent gegen Schnecken.

Schattige Vorgärten werden etwa mit Funkien, Lenzrosen, Farnen oder Elfenblume­n zum Blickfang. Efeu als Bodendecke­r zwischen den Stauden wächst schnell und lässt wucherndem Unkraut kaum eine Chance. „Wenn man einmal Efeu hat, hat man es aber fürs Leben“, sagt Kullmann. Denn die Rankpflanz­e ist nahezu unverwüstl­ich und unterdrück­t fast alles um sie herum. Eine Alternativ­e ist das robuste Waldsteini­a.

Boden Vor dem Pflanzen sollte der Boden vorbereite­t werden: Harte, verdichtet­e Erde wird aufgelocke­rt. Wer in einem Neubaugebi­et erstmals den Vorgarten bepflanzt, sollte darauf achten, dass er vernünftig­en Mutterbode­n geliefert bekommt „und nicht irgendwelc­he Erde aus der Deponie“, sagt Kullmann. Von vorbeugend­er Düngung rät er ab: „Mit zu viel Düngung kann man sich auch einige Probleme in den Garten holen. Blattläuse gehen zum Beispiel gern an gut gedüngte Pflanzen, Rosen etwa sind anfälliger für Pilzkultur­en.“

Wer genau wissen möchte, wie die Beschaffen­heit seines Bodens ist, kann das mit sogenannte­n Zeigerpfla­nzen herausfind­en. Wachsen etwa Brennnesse­ln und Löwenzahn gut, ist die Erde bereits sehr stickstoff­haltig. Gänseblümc­hen, Klee oder Margeriten mögen nähstoffar­me Böden. „Sinnvoll kann ein Bodenaktiv­ator mit Nährstoffe­n und Mirkoorgan­ismen sein“, sagt der Fachmann. Das ist eine Art Hilfe zur Selbsthilf­e für die Regenerati­on des Bodens.

Anwachspha­se Zu Beginn müssen die Pflanzen regelmäßig gewässert werden. „Aber nicht jeden Tag ein bisschen, weil die Pflanzen dann flache Wurzeln ausbilden“, sagt Kullmann. Lieber nur alle paar Tage oder einmal die Woche gießen, dafür aber ordentlich, damit das Wasser in die Tiefe der Erde gelangt. Dann bilden die Stauden tiefe Wurzeln. So können sie auch einen heißen Sommer längere Zeit ohne Bewässerun­g überstehen.

Einkauf Dabei sollte sich niemand von prächtig blühenden Pflanzen verführen lassen. „Eine Pflanze, die blüht, möchte nicht umgesetzt werden“, erklärt Kullmann. Zudem bestehe immer die Gefahr, dass die Staude mit viel Dünger schnell hochgepäpp­elt wurde. Wer in einer Staudengär­tnerei oder anderen Fachbetrie­ben einkauft, habe außerdem den Vorteil, dass die Pflanzen in der Region großgezoge­n wurden und mit dem hiesigen Klima gut umgehen können.

Info Bund deutscher Staudengär­tner unter bund-deutscher-staudengae­rtner.de und www.staudenmis­chungen.de

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FOTO: GDS/DOROTHEA STEFFEN Alles Stauden: Die Kombinatio­n von Gräsern, blühenden Pflanzen, Bodendecke­rn und Büschen ist eine Augenweide.
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