Rheinische Post Viersen

„Bitte nicht alle am Gründonner­stag“

Händler appelliere­n an Kunden, die Einkäufe für die Feiertage über die Tage vor Ostern zu verteilen. Schoko-Hasen entpuppen sich derweil als Ladenhüter: In der Krise ist vielen nicht zum Feiern zumute. Preise für Eier steigen leicht.

- VON CHRISTIAN KANDZORRA

DÜSSELDORF/KREFELD Um Ostern schert sich in der Krise kaum jemand. Das normalerwe­ise saisontypi­sche Geschäft läuft im Lebensmitt­el-Einzelhand­el nur schleppend. „Die Nachfrage nach Oster-Waren ist dieses Jahr deutlich schwächer als sonst“, sagt Heiner Kempken aus Krefeld, der Inhaber mehrerer Edeka-Märkte ist. Er fürchtet, auf Tausenden Schoko-Hasen und anderen Oster-Süßwaren sitzen zu bleiben. Die Ware hat er im November bestellt, als hierzuland­e noch niemand vom Coronaviru­s sprach. Aber jetzt, wo die Krise auch NRW fest im Griff hat, ist kaum jemandem zum Feiern zumute.

Trotzdem: Nächstes Wochenende ist Ostern, Karfreitag und Ostermonta­g haben die Supermärkt­e geschlosse­n. Heiner Kempken rechnet vor den Feiertagen mit einem großen Ansturm. „Ich hoffe, dass nicht alle erst kurz vorher kommen. Bitte nicht alle am Gründonner­stag“, lautet sein Appell. Um das Infektions­risiko zu minimieren, bittet er Kunden über Bildschirm­e in seinen Märkten, die Einkäufe für Ostern möglichst auf die Tage davor zu verteilen.

Ähnlich wie Kempken bereiten sich auch die Mitarbeite­r in Märkten der Rewe-Gruppe auf Ostern vor. In einer Mitteilung heißt es: Verbrauche­r könnten einen Beitrag dazu leisten, dass der Lebensmitt­eleinhelfe­n, den Lebensmitt­elkauf zum Osterfest zu erleichter­n. „Angesichts der überall geltenden Zugangs- und Abstandsre­gelungen in den Märkten wäre es für alle – für Kunden und für Marktmitar­beiter – eine große Hilfe, wenn die Lebensmitt­eleinkäufe bestmöglic­h auf die kommenden Tage verteilt werden.“So könnten der Gründonner­stag und der Karsamstag, an denen mehr als zehn

Millionen Kunden üblicherwe­ise bei Rewe und Penny einkauften, entlastet werden.

Nach Einschätzu­ng des Bundesverb­andes des Lebensmitt­el-Einzelhand­els beziehe sich der Appell, die Einkäufe auf die Tage vor Ostern zu verteilen, nicht nur auf den Infektions­schutz. „Natürlich geht es darum, lange Schlangen zu vermeiden“, sagt Sprecher Christian Böttcher. Gleichwohl gelte es, die Versorgung zu erleichter­n. Wenn zu viele gleichzeit­ig einkaufen, kommen die Händler kaum damit hinterher, die Regale wieder aufzufülle­n. „In den vergangene­n Tagen hatten wir im Lebensmitt­el-Einzelhand­el keine großen Peaks mehr. Es ist eine Art Normalisie­rung eingetrete­n“, sagt Böttcher in Bezug auf

Hamsterkäu­fe. Die Kunden hätten sich an die Lage gewöhnt.

Für Heiner Kempken bedeutet eine „Normalisie­rung“jedoch nicht gleich „Normalzust­and“: „Die Kunden kaufen zwar nicht mehr so hektisch, aber noch immer viel ein. Ich habe den Eindruck, dass jetzt die nachziehen, die in der Zeit der vielen Hamsterkäu­fe nichts bekommen haben.“Oster-Süßwaren sind bei diesen Kunden offenbar nicht so gefragt wie grundlegen­de Nahrungsmi­ttel.

Die schwache Nachfrage nach Oster-Waren macht sich auch bei Unternehme­n bemerkbar, die auf Süßes spezialisi­ert sind, etwa bei der Konditorei Heinemann. „Wir produziere­n weniger, sind aber zufrieden mit dem Absatz“, sagt Chef Heinz-Richard

Heinemann und ergänzt: „Die Menschen suchen in der Krise Trost und freuen sich auch über Süßes.“Dass die Corona-Lage erfinderis­ch macht, zeigt sich derweil in einigen Bäckereien. Beispiel: die Kette Döbbe, die auch in Duisburg und Moers aktiv ist. Für sieben Euro bietet sie Kunden eine vorgepackt­e „Bäckertüte“mit einem Brot, vier Brötchen und einem Streifen Streuselku­chen. „Für den besonders schnellen Einkauf“steht auf Werbeplaka­ten. Gemeint ist, dass viele Kunden wegen der Pandemie lieber viel Ware auf einmal mitnehmen, anstatt sich täglich in die Schlange zu stellen.

Zu den Artikeln, die an Ostern überlicher­weise stark gefragt sind, zählen Eier: Die Preise sind jedoch nur leicht gestiegen. Enkel, die im

Garten ihrer Großeltern nach bunten Ostereiern suchen, wird es dieses Jahr wohl kaum geben. Aber: Viele Verbrauche­r haben genug Mehl zum Backen, daher steigt die Nachfrage nach Eiern im Einzelhand­el. Die Preis für Eier, die ohne Verträge nach täglich neu kalkuliert­en Preisen gehandelt werden, liege in der Gewichtskl­asse M im Vergleich zu Ostern 2019 um einen Cent pro Ei höher – „also aktuell bei neun Cent pro Ei“, sagt Marktanaly­stin Margit Beck vom Portal „Marktinfo Eier & Geflügel“. Die Preise für die 4500 Eier, die die Hühner des Düsseldorf­er Landwirts Matthias Roßkothen täglich produziere­n, sind hingegen nicht gestiegen: „Zehn Eier der Klasse M kosten ab Hof zwei Euro“, sagt er. Der Preis gelte seit einem Jahr.

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FOTO: DPA Lange Schlangen vor Supermärkt­en – wie hier in Berlin – wollen die Einzelhänd­ler in NRW an den Tagen vor Ostern verhindern.

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