„Bitte nicht alle am Gründonnerstag“
Händler appellieren an Kunden, die Einkäufe für die Feiertage über die Tage vor Ostern zu verteilen. Schoko-Hasen entpuppen sich derweil als Ladenhüter: In der Krise ist vielen nicht zum Feiern zumute. Preise für Eier steigen leicht.
DÜSSELDORF/KREFELD Um Ostern schert sich in der Krise kaum jemand. Das normalerweise saisontypische Geschäft läuft im Lebensmittel-Einzelhandel nur schleppend. „Die Nachfrage nach Oster-Waren ist dieses Jahr deutlich schwächer als sonst“, sagt Heiner Kempken aus Krefeld, der Inhaber mehrerer Edeka-Märkte ist. Er fürchtet, auf Tausenden Schoko-Hasen und anderen Oster-Süßwaren sitzen zu bleiben. Die Ware hat er im November bestellt, als hierzulande noch niemand vom Coronavirus sprach. Aber jetzt, wo die Krise auch NRW fest im Griff hat, ist kaum jemandem zum Feiern zumute.
Trotzdem: Nächstes Wochenende ist Ostern, Karfreitag und Ostermontag haben die Supermärkte geschlossen. Heiner Kempken rechnet vor den Feiertagen mit einem großen Ansturm. „Ich hoffe, dass nicht alle erst kurz vorher kommen. Bitte nicht alle am Gründonnerstag“, lautet sein Appell. Um das Infektionsrisiko zu minimieren, bittet er Kunden über Bildschirme in seinen Märkten, die Einkäufe für Ostern möglichst auf die Tage davor zu verteilen.
Ähnlich wie Kempken bereiten sich auch die Mitarbeiter in Märkten der Rewe-Gruppe auf Ostern vor. In einer Mitteilung heißt es: Verbraucher könnten einen Beitrag dazu leisten, dass der Lebensmitteleinhelfen, den Lebensmittelkauf zum Osterfest zu erleichtern. „Angesichts der überall geltenden Zugangs- und Abstandsregelungen in den Märkten wäre es für alle – für Kunden und für Marktmitarbeiter – eine große Hilfe, wenn die Lebensmitteleinkäufe bestmöglich auf die kommenden Tage verteilt werden.“So könnten der Gründonnerstag und der Karsamstag, an denen mehr als zehn
Millionen Kunden üblicherweise bei Rewe und Penny einkauften, entlastet werden.
Nach Einschätzung des Bundesverbandes des Lebensmittel-Einzelhandels beziehe sich der Appell, die Einkäufe auf die Tage vor Ostern zu verteilen, nicht nur auf den Infektionsschutz. „Natürlich geht es darum, lange Schlangen zu vermeiden“, sagt Sprecher Christian Böttcher. Gleichwohl gelte es, die Versorgung zu erleichtern. Wenn zu viele gleichzeitig einkaufen, kommen die Händler kaum damit hinterher, die Regale wieder aufzufüllen. „In den vergangenen Tagen hatten wir im Lebensmittel-Einzelhandel keine großen Peaks mehr. Es ist eine Art Normalisierung eingetreten“, sagt Böttcher in Bezug auf
Hamsterkäufe. Die Kunden hätten sich an die Lage gewöhnt.
Für Heiner Kempken bedeutet eine „Normalisierung“jedoch nicht gleich „Normalzustand“: „Die Kunden kaufen zwar nicht mehr so hektisch, aber noch immer viel ein. Ich habe den Eindruck, dass jetzt die nachziehen, die in der Zeit der vielen Hamsterkäufe nichts bekommen haben.“Oster-Süßwaren sind bei diesen Kunden offenbar nicht so gefragt wie grundlegende Nahrungsmittel.
Die schwache Nachfrage nach Oster-Waren macht sich auch bei Unternehmen bemerkbar, die auf Süßes spezialisiert sind, etwa bei der Konditorei Heinemann. „Wir produzieren weniger, sind aber zufrieden mit dem Absatz“, sagt Chef Heinz-Richard
Heinemann und ergänzt: „Die Menschen suchen in der Krise Trost und freuen sich auch über Süßes.“Dass die Corona-Lage erfinderisch macht, zeigt sich derweil in einigen Bäckereien. Beispiel: die Kette Döbbe, die auch in Duisburg und Moers aktiv ist. Für sieben Euro bietet sie Kunden eine vorgepackte „Bäckertüte“mit einem Brot, vier Brötchen und einem Streifen Streuselkuchen. „Für den besonders schnellen Einkauf“steht auf Werbeplakaten. Gemeint ist, dass viele Kunden wegen der Pandemie lieber viel Ware auf einmal mitnehmen, anstatt sich täglich in die Schlange zu stellen.
Zu den Artikeln, die an Ostern überlicherweise stark gefragt sind, zählen Eier: Die Preise sind jedoch nur leicht gestiegen. Enkel, die im
Garten ihrer Großeltern nach bunten Ostereiern suchen, wird es dieses Jahr wohl kaum geben. Aber: Viele Verbraucher haben genug Mehl zum Backen, daher steigt die Nachfrage nach Eiern im Einzelhandel. Die Preis für Eier, die ohne Verträge nach täglich neu kalkulierten Preisen gehandelt werden, liege in der Gewichtsklasse M im Vergleich zu Ostern 2019 um einen Cent pro Ei höher – „also aktuell bei neun Cent pro Ei“, sagt Marktanalystin Margit Beck vom Portal „Marktinfo Eier & Geflügel“. Die Preise für die 4500 Eier, die die Hühner des Düsseldorfer Landwirts Matthias Roßkothen täglich produzieren, sind hingegen nicht gestiegen: „Zehn Eier der Klasse M kosten ab Hof zwei Euro“, sagt er. Der Preis gelte seit einem Jahr.