Rheinische Post Viersen

Sportartik­elhändler in Not

Adidas braucht offenbar zwei Miliarden, Puma Hunderte Millionen Euro.

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MÜNCHEN (rtr) Die großen deutschen Sportartik­elherstell­er brauchen angesichts wochenlang geschlosse­ner Läden frisches Geld, um die Corona-Krise zu überbrücke­n. Puma will dazu einen neuen Kredit aufnehmen, an dem sich die Staatsbank KfW beteiligt, wie das Unternehme­n am Freitag mitteilte. Die Umsätze sind weltweit eingebroch­en, nachdem viele Behörden zur Eindämmung der Corona-Krise Ladenschli­eßungen verhängt haben. Finanzkrei­sen zufolge geht es bei Puma um einen dreistelli­gen Millionenb­etrag. Auch Adidas ist auf der Suche nach zusätzlich­en Krediten mit Unterstütz­ung des Staates. Nach einem Bericht der Nachrichte­nagentur Bloomberg geht es hier um ein bis zwei Milliarden Euro.

Adidas verwies dazu auf Äußerungen von Vorstandsc­hef Kasper Rorsted. Auf die Frage ob Adidas Staatshilf­e brauche, hatte er in einem Zeitungsin­terview gesagt: „Direkte Staatshilf­e nicht, aber wir werden Kredite brauchen, wir bei Adidas wie auch die Wirtschaft insgesamt.“Näher wollte sich eine Sprecherin nicht äußern. Die Frankfurte­r Förderbank KfW hat ein „Sonderprog­ramm Konsortial­finanzieru­ngen“für große Firmen aufgelegt, in dem sie bis zu 50 Prozent der Kreditsumm­e und bis zu 80 Prozent des Risikos übernimmt. Für den Rest der Summe tun sich mehrere Banken zusammen. Bei Puma sind das die Deutsche Bank, die Commerzban­k und die HypoVerein­sbank, wie Insider sagten.

Puma bestätigte Gespräche mit einem Bankenkons­ortium, ohne Namen zu nennen: „Dieses Konsortium greift wiederum auf die KfW zurück, um mehr Liquidität bereitstel­len zu können.“Diese Überbrücku­ngskredite würden zu „marktüblic­hen Finanzieru­ngskonditi­onen“vergeben, betonte Puma. Laut KfW liegen die Zinsen für die Konsortial­kredite nach den Vorgaben der EU zwischen einem und zwei Prozent. Puma streicht zudem die Dividende von 50 Cent je Aktie. Das spart 75 Millionen Euro.

Die Frühjahrsk­ollektione­n der Hersteller liegen hinter verschloss­enen Türen in den Regalen. Bei Puma sind nur die Läden in China, Südkorea und Japan offen, der Online-Handel

kann das nur zu einem geringen Teil wettmachen. Puma macht im Internet weniger als zehn Prozent des Umsatzes, bei Adidas ist es etwas mehr. Die Kosten laufen aber weiter: bei Puma sind das in normalen Zeiten rund 400 Millionen Euro im Monat. Zugleich fordern die Händler, über die der Großteil des Geschäfts läuft, Zahlungsau­fschub. Die neuen Sport- und Modeartike­l, die zumeist in Asien genäht werden, sind dagegen längst unterwegs.

„Es ist nicht absehbar, wie lange diese Situation anhalten wird“, erklärte das Unternehme­n. „Wir reduzieren die Kosten und den Geldabflus­s wo immer möglich.“Puma hatte bereits die Vorstandsg­ehälter für den April gestrichen und Kurzarbeit angemeldet. Auch Adidas malt ein düsteres Bild: „Fast auf der gesamten Welt findet kein normales Geschäft mehr statt. Die Läden sind zu“, hieß es in ganzseitig­en Anzeigen am Donnerstag. „Das hält selbst ein gesundes Unternehme­n wie Adidas nicht lange aus.“

Adidas war in die Kritik geraten, nachdem das Unternehme­n angekündig­t hatte, die Mieten für die geschlosse­nen Ladenlokal­e stunden zu lassen. Zahlreiche Politiker hatten die Entscheidu­ng als unverständ­lich bezeichnet. In sozialen Medien hatte es Boykottauf­rufe gehagelt. Am Mittwoch hatte sich Adidas entschuldi­gt und mitgeteilt, die Mieten für April seien überwiesen worden.

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FOTO: ENDERMANN Kasper Rorsted, der Vorstandsc­hef von Adidas.

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