Rheinische Post Viersen

USA vor dem wirtschaft­lichen Absturz

In nur einer Woche haben sich 6,6 Millionen Menschen arbeitslos gemeldet. Jetzt droht eine beispiello­se Rezession – schlimmer als in den 30er Jahren.

- Ihre Meinung? Schreiben Sie dem Autor unter kolumne@rheinische-post.de

Bislang schien alles für den Amtsinhabe­r Donald Trump zu laufen. Die US-Wirtschaft florierte, die Aktien kletterten auf neue Höchstwert­e, und im Lande herrschte mit 3,5 Prozent Arbeitslos­igkeit im Grunde Vollbeschä­ftigung.

Die Corona-Krise wirft alles über den Haufen. Unversehen­s schlittert Amerikas Ökonomie in die größte Rezession ihrer Geschichte – schlimmer als in den 30er Jahren. 6,6 Millionen Beschäftig­te haben sich in nur einer Woche arbeitslos gemeldet. Im April wird eine Erwerbslos­enquote von zehn Prozent erwartet. Die Bank of America rechnet mit einem zweistelli­gen Rückgang des Bruttoinla­ndsprodukt­s in den nächsten Quartalen.

Der liberalste Arbeitsmar­kt der Welt funktionie­rt nicht mehr in Zeiten der Corona-Pandemie. Und auch Notfallpro­gramm in Höhe von zwei Billionen Dollar reicht wohl nicht aus, um die Arbeitslos­en vor Armut zu bewahren. Der US-Sozialstaa­t wird seiner Aufgabe nicht gereicht, das Arbeitskrä­ftepotenzi­al zu sichern und die Betroffene­n aufzufange­n.

Das ist nicht nur sozialpoli­tisch ein Desaster, sondern auch ökonomisch. Denn wenn die Epidemie andauert, gehen effiziente Arbeitsbez­iehungen für immer verloren oder müssen mühsam wieder neu gefunden werden.

Das deutsche Kurzarbeit­ergeld bewahrt die Wirtschaft hier zu Lande vor einem solchen Absturz. Es erhält der Industrie, vor allem demMittels­tand, die eingespiel­ten Arbeitsbez­iehungen, weil es wie eine Versicheru­ng gegen ökonomisch­e Schocks wirkt. Der Staat mit seinen Ressourcen kann dies gewährleis­ten, wenn ein entspreche­ndes System eingespiel­t ist.

Zu Zeiten der Finanzkris­e hat die US-Arbeitsmin­isterin Hilda Solis (ihr Chef war damals Barack Obama) die deutsche Kurzarbeit­erregelung prüfen lassen. An Ende hat sie das deutsche System verworfen. Das rächt sich jetzt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany