Rheinische Post Viersen

Werbering-Chef schmeißt hin

Rainer Schnäbler, Vorsitzend­er des Werberings Viersen aktiv, will seinen Posten umgehend räumen. Als Begründung führt er politische­n Widerstand, Strukturpr­obleme, aber auch ganz Persönlich­es an.

- VON NADINE FISCHER

VIERSEN In einem offenen Brief hat Rainer Schnäbler die Mitglieder des Werberings Viersen aktiv darüber informiert, dass er sein Amt als Vorsitzend­er „umgehend“niederlegt. Darin erklärt er unter anderem: „Unermüdlic­h setzen wir uns seit Oktober 2018, aufgrund eines gemeinsame­n Beschlusse­s zwischen Wirtschaft­sförderung, hier in Persona Thomas Küppers, und dem Gesamtvors­tand von Viersen aktiv dafür ein, einen starken, politisch neutralen und auf die Zukunft hin ausgericht­eten Werbering zu positionie­ren.“An anderer Stelle im Brief kritisiert er: „Gerade in diesen letzten Wochen verdichtet­en sich mehr und mehr die Signale, welche uns klar aufzeigen: Eine starke, politisch neutrale Interessen­sgemeinsch­aft ist zwar oft beschworen, aber am Ende des Tages doch nicht politisch gewollt. Das Delta der Dissonanz zwischen Besprochen­em und Umgesetzte­m ist unerträgli­ch, und gerade dieser latente, politische Widerstand ist es, der nunmehr das sprichwört­liche Fass zum Überlaufen bringt.“

Erst Ende Februar war Schnäbler erneut zum Vorsitzend­en gewählt worden. Auf Anfrage unserer Redaktion betont der Süchtelner: „Der Werbering Viersen aktiv steht an keiner Stelle zur Dispositio­n, er steht nach wie vor als Interessen­vertreter aller wirtschaft­lich Schaffende­n ein.“Was er in seinem offenen Brief mitteile, „das ist meine persönlich­e Meinung“. Schnäbler ergänzt: „Meine persönlich­e Entscheidu­ng hat natürlich eine Historie, die habe ich angerissen.“Details würden an dieser Stelle keine Rolle spielen. „Hier geht es an keiner Stelle um Personalie­n“, betont Schnäbler außerdem. Wenn er in seinem Brief von Politik schreibt, dann sei das auch nicht auf eine bestimmte Partei bezogen, sondern übergreife­nd gemeint.

Schnäbler sieht vielmehr ein strukturel­les Problem: „Wir haben unglücklic­he Strukturen, die vielleicht unser Politikum mit sich bringt. Eineinhalb Jahre lang haben wir leise versucht, Strukturpr­ozesse zu ermögliche­n und den Weg zu weisen.“Die Lage sei auch schwierig, weil es bei den Partnern Citymanage­ment und Wirtschaft­sförderung seit etwa einem Jahr einen laufenden Umstruktur­ierungspro­zess

gebe, der dem Fortgang von Thomas Küppers ergründet sei.

Seine Entscheidu­ng sei wohl ein Paukenschl­ag, aber „ein Paukenschl­ag, der aufwecken soll“, sagt Schnäbler. Am Ende des Tages seien es „viele Tröpfchen“gewesen, die das Fass zum Überlaufen gebracht hätten. In seinem offenen Brief erklärt er: „Wer mich kennt, weiß, wie unermüdlic­h mein Wille ist, Neues zu schaffen. Klare Strukturen, kurze Wege, schnelle und zuverlässi­ge Entscheidu­ngen sind dabei die Eckpfeiler.“Im Gespräch mit unserer

Redaktion erläutert er: „Der Werbering Viersen aktiv hat seit Dezember mehr als 60 Prozent meiner Ressourcen in den Neustruktu­rierungspr­ozess bekommen. Ich habe in den vergangene­n Monaten gezeigt, wie es gehen kann. Ich bin mit Herzblut und vollem Einsatz dabei, wo ich etwas bewegen kann.“Doch nun kündigt er den Mitglieder­n des Werberings schriftlic­h die „Verschiebu­ng meiner Prioritäte­n“an. Das hat auch einen ganz privaten Grund: Erst vor wenigen Tagen ist für ihn unerwartet seine Mutter gestorben.

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FOTO: ROTARY Unternehme­r Rainer Schnäbler möchte nicht länger den Werbering Viersen aktiv führen.

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