Rheinische Post Viersen

Bens Familie ist außer sich vor Freude

Jüngst gab es viel Positives für die Herrmanns aus Klinkum. Die Zulassung eines für ihren schwer erkrankten Sohn so wichtigen Medikament­s sowie die Zusage der Krankenkas­se zur Kostenüber­nahme sorgen für große Erleichter­ung.

- VON DAVID BEINEKE

WEGBERG Kurz nach Mittag ist es am Freitag, als Malgorzata Herrmann das Telefonat mit unserer Redaktion unterbrech­en muss. Der Hund schlägt an, es hat an der Tür geklingelt. Im Hintergrun­d ist zu hören, wie eine Frau sagt, dass sie der Familie nur eine kleine Freude machen wolle, es folgt ein freudiges Dankeschön. „Das war eine Frau, die uns Blumen gebracht hat. Ich kannte sie gar nicht. Es ist einfach Wahnsinn, was hier bei uns abgeht. Davon wird Klinkum noch lange sprechen“, sagt Malgorzata Herrmann.

In den vergangene­n Tagen haben sich die Ereignisse überschlag­en, denn seit Mittwoch ist klar, dass die Krankenkas­se der Familie die Behandlung­skosten in Höhe von 1,9 Millionen Euro für deren an der genetische­n Muskelerkr­ankung SMA leidenden Sohn Ben übernimmt. Am Freitag vorige Woche war zudem die gute Nachricht gekommen, dass die Europäisch­e Medizinisc­he Agentur nach monatelang­er Prüfung empfiehlt, es den USA gleichzutu­n und das Medikament Zolgensma auch in Europa zuzulassen. Damit haben die Herrmanns ein wichtiges Zwischenzi­el auf dem Weg hin zu einem weitgehend selbstbest­immten Leben ihres Sohnes Ben erreicht. Er kann noch vor der Vollendung seines zweiten Lebensjahr­es mit der Gen-Therapie beginnen.

Nicht nur das Beispiel des spontanen Blumengesc­henks an der Haustür zeigt, dass sich die guten Nachrichte­n aus Klinkum schnell herumgespr­ochen haben. Auch der Facebook-Post, mit dem die Herrmanns die positiven Neuigkeite­n am Donnerstag verbreitet­en, wurde schon weit über 2500-mal geteilt, knapp 1500 Menschen hinterließ­en dort einen persönlich­en Kommentar. „Von uns herzlichen Glückwunsc­h. Wir haben mit euch mitgefiebe­rt. Ich hab sogar Tränen in den Augen. Weil ich mich so freue für euch. Es ist so schön, dass sich alles zum Guten gewendet hat. Trotz der Krise hier im Lande“, hat eine Nutzerin dort geschriebe­n.

Die Anteilnahm­e an dem Schicksal der Familie Herrmann ist schon riesig, seit sie kurz vor dem Weihnachts­fest 2019 die Hiobsbotsc­haft von der schweren Erkrankung ihres Sohnes erhielt. In der Region und weit darüber hinaus entstand eine Welle der Hilfsberei­tschaft, die dazu geführt hat, dass bislang 1,3 Millionen Euro an Spenden zusammenge­kommen sind.

Denn solange Ben mit dem in Deutschlan­d zugelassen­en Medikament Spinraza behandelt wurde, war der Plan, alle Möglichkei­ten auszuschöp­fen und zur Not auch eine Therapie in den USA anzustrebe­n. Dort ist die Gen-Therapie mit Zolgensma schon länger offiziell zugelassen, kostet aber umgerechne­t gigantisch­e 1,9 Millionen Euro. Doch um diese Zahl muss sich Familie Herrmann nicht mehr sorgen: „Jetzt kann die Behandlung bei einem deutschen Arzt, in einer deutschen Klinik und mit Hilfe unserer Krankenkas­se durchgefüh­rt werden“, betont Bens Mutter.

Doch bei aller Erleichter­ung ist sie weit davon entfernt, den Kampf für beendet zu erklären. Zwar wollen die Herrmanns nicht mehr so intensiv in der Öffentlich­keit präsent sein wie seit Beginn des Jahres, doch sie wollen weiterhin über den Behandlung­sverlauf ihres Sohnes berichten. „Wir haben in der ganzen Zeit gelernt, dass es 800 seltene Muskelkran­kheiten gibt. Da passiert nicht viel, weil es da keine Lobby gibt. Das wollen wir ändern, deswegen kämpfen wir weiter und machen daraus ein Lebensproj­ekt“, sagt Malgorzata Herrmann. Das bislang gespendete Geld liegt bei der Deutschen Muskelstif­tung und soll zum größten Teil anderen Erkrankten zugutekomm­en und in die Forschung gesteckt werden.

Ben muss nächste Woche zunächst noch einen Antikörper­test absolviere­n, dann soll möglichst schnell die neue Gen-Therapie mit einer einmaligen Behandlung erfolgen. „Damit ist die Krankheit natürlich nicht besiegt, aber es ist die beste Chance, die Ben hat“, erklärt Malgorzata Herrmann. Landrat Stefan Pusch, der sich auch stark für Ben eingesetzt hat, ist auch sehr erfreut über die positive Wendung: „Ich hoffe, dass Ben, wenn er mal 20 ist, auf 2020 zurückblic­kt als das Jahr, in dem er diese riesige Solidaritä­t erfahren hat – und nicht als das Jahr der Corona-Krise.“

(off) Die Verabschie­dung des Ehren-Bezirksbun­desmeister­s Franz Rosenberge­r, des Ehren-Bezirksges­chäftsführ­ers Norbert Amberg und der Ehren-Jungschütz­enmeisteri­n Doris Pieck aus dem Bruderscha­fts-Bezirksver­band Schwalmtal/Brüggen findet nicht am 25. April statt. Der Termin im Waldnieler Schwalmtal-Dom wurde auf unbestimmt­e Zeit verschoben.

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FOTO: HERRMANN Jüngst gab es positive Nachrichte­n für den kleinen Ben. Klar, dass die Freude bei Familie Herrmann jetzt riesig groß ist.
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FOTO: LINDA WEIDENER (ARCHIV) Grund zu lächeln hat nicht nur der kleine Ben.

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