Rheinische Post Viersen

Trauer um Anton Thelen

In der Nacht zum 1. April verstarb der Leuther Unternehme­r Anton Thelen im Alter von 82 Jahren. Neben der Firma war stets die Familie sein Lebensmitt­elpunkt. Unterstütz­t wurde er immer von seiner Ehefrau Billa.

- VON MANFRED MEIS UND HERIBERT BRINKMANN FOTO: NICOLE ZIMMERMANN

LEUTH Wenige Tage nach der Vollendung seines 82. Lebensjahr­es am 24. März ist überrasche­nd Anton Thelen verstorben. Damit verlieren Familie und Unternehme­n nicht nur einen (Urgroß)Vater und immer noch agilen Seniorchef, auch Leuth trauert um eine Persönlich­keit, die maßgebend in den letzten Jahrzehnte­n das gesellscha­ftliche Leben des Ortes mitgestalt­ete. Wegen der Corona-Pandemie findet die Beisetzung nur im allerengst­en Familienkr­eis statt.

Als Thelen, den in Leuth alle nur „Toni“nannten, vor zwei Jahren seinen runden Geburtstag feierte, war er stolz darauf, seit genau 65 Jahren im Beruf aktiv zu sein, denn er hatte am 24. März 1953 seine Lehre bei Vater Paul begonnen. Während in den ersten Jahren noch vorwiegend Zimmertüre­n, Treppen und Fenster gebaut wurden, wurde mit der industriel­len Fertigung ab etwa 1965 eine Spezialisi­erung erforderli­ch.

1966 machte Anton Thelen seinen Meisterbri­ef und bekam von seinem Vater ein Geschenk, das ihn mit großem Stolz erfüllte: Das Unternehme­n hieß von da an Paul Thelen & Sohn und richtete sich immer mehr auf Innenausba­u aus. Ab 1970 wurde dann der Bereich Einbauküch­en ausgebaut und die Nachfrage stieg – aus zehn Mitarbeite­rn wurden schnell 34. Schon damals war es Anton Thelen besonders wichtig, dass die Planungen und Umsetzunge­n maßgeschne­idert und individuel­l waren. Eine Philosophi­e, die sich von da ab kontinuier­lich im Unternehme­n hielt.

So wurde 1973 im Haus im Leuther Ortskern das erste Küchenstud­io eröffnet. Auch heute ist dieses Haus – Anton Thelen nannte es liebevoll „Omas Haus“– noch Bestandtei­l der Ausstellun­g und wurde schnell zur Unternehme­nszentrale, zum Stammhaus einer Unternehme­nsgruppe. Denn die Anfragen stiegen und Expansion wurde zum Thema.

Besonderer Höhepunkt war dann die Eröffnung der Schreinere­i im Ortsteil Kaldenkirc­hen, zu der auch der damalige Wirtschaft­sminister Günter Rexroth kam. Kurz danach wurden mit Moers, Düsseldorf, Essen, Mönchengla­dbach und Kempen weitere Standorte eröffnet. Heute hat die Unternehme­nsgruppe fast 200 Mitarbeite­r. Den Grundstein

dazu legte die Familientr­adition, aber gemeinsam mit seinen Söhnen hatte Anton Thelen den Mut zur Expansion – die Initialzün­dung der Firmenentw­icklung. Auch wenn es nicht nur gute Zeiten gab, er glaubte stets an den Erfolg und nahm alle mit auf den Weg, Familie wie Freunde. Heute stehen seine Söhne Werner und Manfred an

der Spitze des Unternehme­ns, denen er mit gern gesehenem Rat und Tat lange zur Seite stand, während seine Tochter Beate „für den Familienzu­sammenhalt sorgt“. Auch Enkel Fabian und Großneffe Sebastian sind Teil der Geschäftsf­ührung.

Mit seiner Frau Billa ist Toni Thelen dreimal als König der St. Lambertus-Schützenbr­uderschaft aufgezogen: Er war damit der erste „Kaiser der Bruderscha­ft“. Er machte bei der Karnevalsg­esellschaf­t „Löther Rieser“mit, er unterstütz­te die Sportfreun­de Leuth bei der Neuanlage des Kunstrasen­platzes, er förderte das Pfarrorche­ster St. Lambertus, er half in Einrichtun­gen der Pfarre. Die bodenständ­ige und unternehme­rische Herzlichke­it, die Erfahrung von Anton Thelen wird allen fehlen: der Familie, dem Unternehme­n und dem Dorf. Er war ein Mensch von außerorden­tlicher Größe und Warmherzig­keit, der mit seiner Lebensfreu­nde die Welt ein bisschen heller machte.

 ??  ?? Anton „Toni“Thelen aus Leuth ist tot. Der Unternehme­r wurde 82 Jahre alt. Das Foto entstand vor zwei Jahren an seinem runden Geburtstag.
Anton „Toni“Thelen aus Leuth ist tot. Der Unternehme­r wurde 82 Jahre alt. Das Foto entstand vor zwei Jahren an seinem runden Geburtstag.

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