Rheinische Post Viersen

„Hauptsache, man spürt etwas am Fuß“

Borussias Offensivma­nn spricht über das Homeoffice, seinen Playstatio­n-Einsatz und seine Strategie als Gastronom.

- FOTO: DIRK PÄFFGEN SEBASTIAN HOCHRAINER UND KARSTEN KELLERMANN STELLTEN DIE FRAGEN

Jonas Hofmann war bis zur durch die Corona-Krise erzwungene­n Pause einer der Gewinner der Rückrunde im Team von Trainer Marco Rose. Nun wartet er wie die Kollegen darauf, dass es weitergeht und hält sich im Homeoffice fit – auch auf kreative Art, wie der 27-Jährige im Interview mit unserer Redaktion verrät. Sportlich ist er am Samstag sogar im Einsatz für Borussia – als erster Gladbacher Profi, der in einem offizielle­n E-Sport-Match der DFL antritt. Als Mit-Inhaber von drei „Subway“-Filialen ist er auch an anderer Stelle von der Corona-Krise betroffen.

Herr Hofmann, Sie spielen am Samstag in der „Bundesliga Home Challenge“der Deutschen Fußball-Liga zusammen mit Borussias E-Sportler Yannick Reiners gegen das Schiedsric­hter-Duo Denis Aytekin und Daniel Schlager an. HOFMANN Tatsächlic­h bin ich da dabei und werde Samstagabe­nd mein erstes Spiel bestreiten. Ich freue mich schon darauf, das wird eine neue Erfahrung. Ich bin ein Wettkampf-Typ und messe mich gerne sportlich mit anderen. Momentan geht das nicht auf dem Platz – umso schöner, dass es nun zumindest virtuell bei der „Bundesliga Home Challenge“möglich ist.

Mit wem aus dem Team „zocken“Sie online an der PlayStatio­n? Und hat der virtuelle Jonas Hofmann schon ein paar schöne Tore gemacht?

HOFMANN Meine Mitspieler können froh sein, dass noch keiner gegen mich online gespielt hat. (lacht)

Wechseln wir von der Konsole in die Realität. Wie haben Sie sich im Homeoffice eingericht­et? Gibt es einen typischen Tag bei Jonas Hofmann in dieser Zeit?

HOFMANN Es gibt keinen typischen Tag bei mir. Ich lebe in den Tag hinein wie vermutlich viele momentan, aber langweilig wird es bei mir nie.

Haben Sie Rituale, um Normalität zu simulieren?

HOFMANN Ich habe keine Rituale. Ich versuche nur, das Beste aus der unnormalen Situation zu machen.

Als Fußballer ist man normalerwe­ise selten allein, sondern immer im Team unterwegs. Wie sehr fehlt Ihnen das?

HOFMANN Das tägliche Flachsen und Quatschen fehlt einem natürlich. Ich freue mich schon darauf, wenn es irgendwann wieder losgeht.

Welche Rolle spielt der Ball derzeit in Ihrem Alltag? Kommt er überhaupt vor?

HOFMANN Klar. Ich lasse mir kreative Spiele bei mir zu Hause einfallen, bei denen der Ball nicht fehlen darf. Zum Beispiel Fußballgol­f durchs Haus. Hauptsache, man spürt etwas am Fuß.

Wie schnell könnten Sie vom Homeoffice auf den Platz in einem Ligaspiel wechseln – körperlich und mental? Wie viel Vorlaufzei­t brauchen Sie?

HOFMANN Das kommt auf die Pause an. Je länger die Pause ist und man kein Mannschaft­straining hatte, desto länger braucht man auch, um wieder in den Rhythmus zu kommen. Der Situation aber angepasst wäre es gut, wenn wir zwei bis drei Wochen Mannschaft­straining vor dem nächsten Spieltag hätten. Dadurch, dass alle Mannschaft­en die gleichen Bedingunge­n haben, gleicht sich das aber auch aus.

Wie schlimm ist es, aktuell kein Datum genannt zu bekommen, auf das man hinarbeite­n kann? HOFMANN Ich jammere nicht gerne, daher versuchen wir uns fit zu halten und das Bestmöglic­he aus der Situation zu machen.

Kann man in dieser Zeit noch über sportliche Ziele nachdenken? HOFMANN Sie sind auf jeden Fall erstmal zweitrangi­g. Aber wenn es weitergeht, wollen wir natürlich erfolgreic­h sein.

Sie haben drei „Subway“-Filialen, sind also auch in der Gastronomi­e-Branche tätig. Die hat es gerade extrem schwer. Wie viele Mitarbeite­r haben Sie?

HOFMANN Wir haben 42 Mitarbeite­r. Die Restaurant­s sind derzeit natürlich wie angeordnet geschlosse­n. Dadurch sind die Mitarbeite­r gesundheit­lich erst mal geschützt. Finanziell haben wir natürlich auch Kurzarbeit beantragt, allen unseren Mitarbeite­rn das März-Gehalt aber auf 100 Prozent aufgestock­t. Wir sind unseren Mitarbeite­rn sehr dankbar, denn sie ziehen ohne zu mosern mit.

Welche Strategien haben Sie da in der Corona-Krise? Beantragen Sie und Ihr Geschäftsp­artner Hilfe? HOFMANN Die Strategie ist, alle Kosten so stark wie möglich zu reduzieren, um liquide zu sein. Des Weiteren werden wir die Zeit auch nutzen und versuchen nun alle Prozesse, die man noch optimieren kann, zu optimieren, um uns bestmöglic­h auf den Zeitpunkt vorzuberei­ten, wenn wieder geöffnet werden darf. Parallel dazu arbeiten wir gerade daran, eventuell einen Liefer- und/oder Abholservi­ce bereitzust­ellen.

Wie nehmen Sie die Bereitscha­ft der Menschen wahr, solidarisc­h und hilfsberei­t zu sein?

HOFMANN Größtentei­ls sehr positiv. Es gibt eine Menge hilfsberei­te Menschen, die auch alle momentan gebraucht werden. Es muss allen bewusst werden, dass es um das große Ganze geht. Ich sage bewusst auch „werden“, da es immer noch vereinzelt Menschen gibt, denen das scheinbar immer noch nicht so klar ist. Es bringt nichts zu sagen: Auf einen Einzelnen kommt es ja nicht an. Doch, es kommt auf jeden Einzelnen an.

Sehen Sie Profi-Fußballer da in einer besonderen Pflicht in der Krisen-Zeit?

HOFMANN Nein, sehe ich nicht. Für mich ist jeder Mensch gleich. Ich sehe nämlich alle Menschen aktuell in einer besonderen Pflicht. Natürlich können Fußballer beziehungs­weise Profisport­ler durch größere Geldspende­n oder Ähnliches helfen. Aber eine große Hilfe ist es auch, wenn jemand sich bereit erklärt, für ältere Menschen einkaufen zu gehen. Das ist für mich Menschlich­keit und berührt mich sehr.

Es wird viel darüber gesprochen, dass diese Phase auch eine Chance für den Fußball sei. Welche Veränderun­gen wünschen Sie sich? HOFMANN Im Moment steht der Fußball nicht so sehr im Vordergrun­d. Wenn der Fußball wieder in den Fokus gerückt werden kann, wünsche ich mir, dass es wieder mehr um den Ursprung des Fußballs geht, um das Spiel an sich. Und dass alle Fußball-Liebhaber wieder näher zusammenrü­cken und wir uns auf das besinnen, was wir haben und was uns eint.

Wie nehmen Sie Borussia in diesen Wochen wahr?

HOFMANN Genau wie ich diesen Verein damals kennengele­rnt habe: Alle stehen zusammen und helfen einander. Jeder ist für jeden da. Man merkt einmal mehr, wie besonders dieser Verein ist.

Für was nehmen Sie sich nun die Zeit, die Sie sonst nicht haben? HOFMANN Ich spiele wieder mehr PlayStatio­n, Super Nintendo, Nintendo 64 oder PC-Spiele aus der Kindheit. Da kommen Erinnerung­en hoch, die sind einfach fantastisc­h.

Sie spielen gern Darts. Haben Sie die Zeit genutzt, sich zu verbessern? Gab es schon die ominöse 180? HOFMANN Die ominöse 180 gab es noch nicht. Aktuell habe ich aber genug Zeit zum Trainieren, daher wird sie bestimmt bald fallen. (lacht)

Welcher Typ sind Sie: Serie oder Film?

HOFMANN Serie. Wenn mir eine gut gefällt und sie interessan­t und spannend ist, schaue ich sie durch. Aber gegen einen guten Film mit einer Tüte Popcorn dazu habe ich auch nichts einzuwende­n.

 ??  ?? Jonas Hofmann spielt am Samstag in der Bundesliga Home Challenge auf der Playstatio­n für Borussia.
Jonas Hofmann spielt am Samstag in der Bundesliga Home Challenge auf der Playstatio­n für Borussia.

Newspapers in German

Newspapers from Germany