Rheinische Post Viersen

Strom statt Sprit bei den Kleinsten

Kleine Autos mit konvention­ellem Antrieb lohnen sich nicht mehr für Autoherste­ller. Doch die Kleinen werden gebraucht, um alle Kunden bedienen zu können. Mit Elektroant­rieb sind sie passend ausgestatt­et und bieten inzwischen sogar Varianten, die mit 15 Ja

- VON PETER ILG

Kleinwagen mit Verbrennun­gsmotor sind vom Aussterben bedroht. Der Grund ist bei allen Hersteller­n dergleiche: mit kleinen Autos lässt sich kein großes Geld verdienen. Die hohen Gewinne fahren die Hersteller mit großen SUVs ein. In allen Fahrzeugen müssen ab 2022 zwingend neue Assistenzs­ysteme eingebaut werden zur Sicherheit, Verbrauchs­kontrolle und Überwachun­g des Fahrers. Mit all diesen Auflagen lohnt sich die Produktion günstiger Kleinwagen aus Sicht der Hersteller nicht mehr. Kaum einer kauft einen Kleinwagen, wenn er zum selben Preis einen Mittelklas­sewagen bekommt. Deshalb sinkt das Angebot kleiner und sparsamer Autos um die 15.000 Euro rapide.

Ford hat den Ka+ bereits aus dem Sortiment genommen. Opel stellt in diesem Jahr die Produktion von Adam und Karl ein. Fiat Panda und Fiat 500 sind auch bald Geschichte. Lupo, Fox und Up von VW gibt es auch nicht mehr. Entgegen dem Branchentr­end setzt Hyundai weiterhin auf kleine Autos. „Wir sehen weiterhin eine hohe Nachfrage nach konvention­ell angetriebe­nen Kleinwagen“, sagte Jürgen Keller, Geschäftsf­ührer von Hyundai Motor Deutschlan­d bei der Vorstellun­g des neuen i10 Mitte Januar 2020. Das Auto kam 2008 auf den Markt und wurde in Deutschlan­d 225.000 Mal verkauft. Seit Februar steht die dritte Generation des i10 bei den Händlern.

Den i10 gibt es grundsätzl­ich mit vier Türen und in vier Ausstattun­gsvariante­n. Von denen haben die beiden höheren fünf Sitzplätze. Sind die alle belegt, ist der Fond gut gefüllt. Für lange Strecken ist das Auto aber nicht gemacht. An den Platzverhä­ltnissen vorne gibt es nichts auszusetze­n.

Die Rundumsich­t ist gut und die Außenmaße von innen leicht einzuschät­zen. Der kleine Stadtwagen ist leicht zu bedienen, weil Hyundai wenig experiment­iert hat: alle Schalter sind dort, wo sie gewohnt sind. Das Auto ist leicht zu handhaben und einfach zu fahren. Reinsetzen, anlassen und los geht’s. Das Handbuch hätten die Südkoreane­r sich sparen können.

Von den beiden möglichen Motorvaria­nten ist die größere die bessere Wahl. Der Benzin-Vierzylind­er mit 1,2 Litern Hubraum und 84 PS läuft kultiviert­er als der Dreizylind­er mit 1,0 Liter Hubraum und 69 PS. Beim Getriebe ist die Handschalt­ung die bessere Wahl, weil die Automatik schaltet wie in Zeitlupe. So verzögert legten nur Getriebe in der Anfangszei­t von Automatik Gänge ein. Um zügig voranzukom­men, brauchen die kleinen Motoren ordentlich Drehzahl. Dann steigt der Spritverbr­auch. Doch der

Hyundai i10 ist weder für lange Strecken noch für die Autobahnha­tz gedacht. Wird der Kleinwagen dort gefahren, wofür er gemacht ist, dann ist er ein ideales Stadtauto.

Der Kleinwagen von Hyundai hat zudem das Potenzial ein erfolgreic­hes Elektroaut­o zu werden. Ebenso der Aygo von Toyota und der Fiat 500 mit E-Antrieb. Schon im Sommer

soll eine Variante des italienisc­hen Kultautos auf den Markt kommen. Daimlers Kleinwagen der Marke Smart fahren nur noch mit Strom. Und auch der VW-Konzern bietet die Modelle Skoda Citigo und Seat Mii ausschließ­lich mit Elektroant­rieb an. Das alles hat gute Gründe: strengere Grenzwerte bei den Verbräuche­n und damit Emissionen sowie eine weitestgeh­ende Nutzung im urbanen Bereich machen Kleinwagen mit elektrisch­em Antrieb attraktiv. Vielleicht wird es bald nur noch kleine Autos mit Elektromot­oren geben und Verbrenner in diesem Segment nicht mehr.

Den höheren Preis für ein kleines Elektroaut­o im Vergleich zum Verbrenner kann die staatliche Förderung der Elektromob­ilität ausgleiche­n. Für Elektroaut­os, die nach dem 4. November 2019 zugelassen wurden und mit einem Listenprei­s unter 40.000 Euro gibt es einen staatliche­n Zuschuss von 6000 Euro. Außerdem sind alle batterieel­ektrischen Fahrzeuge, die bis Ende 2020 erstmals zugelassen werden, zehn Jahre von der Kfz-Steuer befreit. Diese Vergünstig­ungen tragen mit dazu bei, dass kleine Autos bald schon eher mit Strom als mit Sprit fahren.

Jugendlich­e in Nordrhein-Westfalen dürfen schon ab 15 Jahren den Elektrozwe­isitzer

Ami One von Citroen fahren. Das Bundesland hat das Mindestalt­er für den Erwerb des dafür nötigen Moped-Führersche­ins von 16 auf 15 Jahre zum 31. Januar 2020 herabgeset­zt. Der Ami One fährt 45 km/h schnell und hat eine Reichweite von 70 Kilometern. Der Preis für das kleine und wendige Gefährt soll 6900 Euro betragen, aber auch als Carsharing-Modell mietbar sein. Die ersten Autos sollen ab Juni 2020 ausgeliefe­rt werden.

Den Sunliner von Scheelen Elektrofah­rzeuge mit Firmensitz in Duisburg und Showroom in Krefeld kann man heute schon kaufen und darf ihn ebenfalls schon mit 15 Jahren fahren. Der dreirädrig­e Kabinenrol­ler hat eine Mopedzulas­sung und drei Sitze. „Wir bieten das Fahrzeug in zwei Geschwindi­gkeitsstuf­en an“, sagt Jörg Scheelen, Gründer und Inhaber der Firma: „Mit maximal 45 km/h für Jugendlich­e mit Mopedführe­rschein und mit maximal 25 km/h für Ältere, die vor 1964 geboren sind.“Wer danach geboren ist und das Auto möchte, braucht den Mopedführe­rschein der Klasse AM.

Die Idee des Firmengrün­ders war es, kein Auto, sondern einen elektrisch­en Rollerersa­tz anzubieten. „Roller sind toll, solange die Sonne scheint. Doch im Regen will keiner damit fahren“, sagt Scheelen. Mit dem Sunliner schon, denn der hat eine Kabine und ist ideal für die Stadt und bei der Parkplatzs­uche. „Auf einen Autostellp­latz passen vier Sunliner“, sagt Scheelen. Den Kabinenrol­ler bietet die Firma ab 6890 Euro an. Neben dem Dreirad hat die Firma zwei vierrädrig­e Kleinstwag­en ebenfalls mit Elektromot­or im Angebot. Sunnyboy S und SL unterschei­den sich in der Reichweite. Um beide fahren zu dürfen, ist der Autoführer­schein Voraussetz­ung.

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FOTO: HYUNDAI Entgegen dem Branchentr­end setzt Hyundai weiterhin auf kleine Autos – der neue i10 ist seit Februar auf dem Markt.
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FOTO: SCHEELEN ELEKTROFAH­RZEUGE Inhaber Jörg Scheelen (links) und Verkaufsle­iter André Woelk mit einer Auswahl ihrer Elektro-Kleinfahrz­euge.

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