Strom statt Sprit bei den Kleinsten
Kleine Autos mit konventionellem Antrieb lohnen sich nicht mehr für Autohersteller. Doch die Kleinen werden gebraucht, um alle Kunden bedienen zu können. Mit Elektroantrieb sind sie passend ausgestattet und bieten inzwischen sogar Varianten, die mit 15 Ja
Kleinwagen mit Verbrennungsmotor sind vom Aussterben bedroht. Der Grund ist bei allen Herstellern dergleiche: mit kleinen Autos lässt sich kein großes Geld verdienen. Die hohen Gewinne fahren die Hersteller mit großen SUVs ein. In allen Fahrzeugen müssen ab 2022 zwingend neue Assistenzsysteme eingebaut werden zur Sicherheit, Verbrauchskontrolle und Überwachung des Fahrers. Mit all diesen Auflagen lohnt sich die Produktion günstiger Kleinwagen aus Sicht der Hersteller nicht mehr. Kaum einer kauft einen Kleinwagen, wenn er zum selben Preis einen Mittelklassewagen bekommt. Deshalb sinkt das Angebot kleiner und sparsamer Autos um die 15.000 Euro rapide.
Ford hat den Ka+ bereits aus dem Sortiment genommen. Opel stellt in diesem Jahr die Produktion von Adam und Karl ein. Fiat Panda und Fiat 500 sind auch bald Geschichte. Lupo, Fox und Up von VW gibt es auch nicht mehr. Entgegen dem Branchentrend setzt Hyundai weiterhin auf kleine Autos. „Wir sehen weiterhin eine hohe Nachfrage nach konventionell angetriebenen Kleinwagen“, sagte Jürgen Keller, Geschäftsführer von Hyundai Motor Deutschland bei der Vorstellung des neuen i10 Mitte Januar 2020. Das Auto kam 2008 auf den Markt und wurde in Deutschland 225.000 Mal verkauft. Seit Februar steht die dritte Generation des i10 bei den Händlern.
Den i10 gibt es grundsätzlich mit vier Türen und in vier Ausstattungsvarianten. Von denen haben die beiden höheren fünf Sitzplätze. Sind die alle belegt, ist der Fond gut gefüllt. Für lange Strecken ist das Auto aber nicht gemacht. An den Platzverhältnissen vorne gibt es nichts auszusetzen.
Die Rundumsicht ist gut und die Außenmaße von innen leicht einzuschätzen. Der kleine Stadtwagen ist leicht zu bedienen, weil Hyundai wenig experimentiert hat: alle Schalter sind dort, wo sie gewohnt sind. Das Auto ist leicht zu handhaben und einfach zu fahren. Reinsetzen, anlassen und los geht’s. Das Handbuch hätten die Südkoreaner sich sparen können.
Von den beiden möglichen Motorvarianten ist die größere die bessere Wahl. Der Benzin-Vierzylinder mit 1,2 Litern Hubraum und 84 PS läuft kultivierter als der Dreizylinder mit 1,0 Liter Hubraum und 69 PS. Beim Getriebe ist die Handschaltung die bessere Wahl, weil die Automatik schaltet wie in Zeitlupe. So verzögert legten nur Getriebe in der Anfangszeit von Automatik Gänge ein. Um zügig voranzukommen, brauchen die kleinen Motoren ordentlich Drehzahl. Dann steigt der Spritverbrauch. Doch der
Hyundai i10 ist weder für lange Strecken noch für die Autobahnhatz gedacht. Wird der Kleinwagen dort gefahren, wofür er gemacht ist, dann ist er ein ideales Stadtauto.
Der Kleinwagen von Hyundai hat zudem das Potenzial ein erfolgreiches Elektroauto zu werden. Ebenso der Aygo von Toyota und der Fiat 500 mit E-Antrieb. Schon im Sommer
soll eine Variante des italienischen Kultautos auf den Markt kommen. Daimlers Kleinwagen der Marke Smart fahren nur noch mit Strom. Und auch der VW-Konzern bietet die Modelle Skoda Citigo und Seat Mii ausschließlich mit Elektroantrieb an. Das alles hat gute Gründe: strengere Grenzwerte bei den Verbräuchen und damit Emissionen sowie eine weitestgehende Nutzung im urbanen Bereich machen Kleinwagen mit elektrischem Antrieb attraktiv. Vielleicht wird es bald nur noch kleine Autos mit Elektromotoren geben und Verbrenner in diesem Segment nicht mehr.
Den höheren Preis für ein kleines Elektroauto im Vergleich zum Verbrenner kann die staatliche Förderung der Elektromobilität ausgleichen. Für Elektroautos, die nach dem 4. November 2019 zugelassen wurden und mit einem Listenpreis unter 40.000 Euro gibt es einen staatlichen Zuschuss von 6000 Euro. Außerdem sind alle batterieelektrischen Fahrzeuge, die bis Ende 2020 erstmals zugelassen werden, zehn Jahre von der Kfz-Steuer befreit. Diese Vergünstigungen tragen mit dazu bei, dass kleine Autos bald schon eher mit Strom als mit Sprit fahren.
Jugendliche in Nordrhein-Westfalen dürfen schon ab 15 Jahren den Elektrozweisitzer
Ami One von Citroen fahren. Das Bundesland hat das Mindestalter für den Erwerb des dafür nötigen Moped-Führerscheins von 16 auf 15 Jahre zum 31. Januar 2020 herabgesetzt. Der Ami One fährt 45 km/h schnell und hat eine Reichweite von 70 Kilometern. Der Preis für das kleine und wendige Gefährt soll 6900 Euro betragen, aber auch als Carsharing-Modell mietbar sein. Die ersten Autos sollen ab Juni 2020 ausgeliefert werden.
Den Sunliner von Scheelen Elektrofahrzeuge mit Firmensitz in Duisburg und Showroom in Krefeld kann man heute schon kaufen und darf ihn ebenfalls schon mit 15 Jahren fahren. Der dreirädrige Kabinenroller hat eine Mopedzulassung und drei Sitze. „Wir bieten das Fahrzeug in zwei Geschwindigkeitsstufen an“, sagt Jörg Scheelen, Gründer und Inhaber der Firma: „Mit maximal 45 km/h für Jugendliche mit Mopedführerschein und mit maximal 25 km/h für Ältere, die vor 1964 geboren sind.“Wer danach geboren ist und das Auto möchte, braucht den Mopedführerschein der Klasse AM.
Die Idee des Firmengründers war es, kein Auto, sondern einen elektrischen Rollerersatz anzubieten. „Roller sind toll, solange die Sonne scheint. Doch im Regen will keiner damit fahren“, sagt Scheelen. Mit dem Sunliner schon, denn der hat eine Kabine und ist ideal für die Stadt und bei der Parkplatzsuche. „Auf einen Autostellplatz passen vier Sunliner“, sagt Scheelen. Den Kabinenroller bietet die Firma ab 6890 Euro an. Neben dem Dreirad hat die Firma zwei vierrädrige Kleinstwagen ebenfalls mit Elektromotor im Angebot. Sunnyboy S und SL unterscheiden sich in der Reichweite. Um beide fahren zu dürfen, ist der Autoführerschein Voraussetzung.