Hygiene-Mängel gefährden Abitur
Schulen haben Schwierigkeiten, die Vorschriften zum Gesundheitsschutz einzuhalten. Für einen Neustart nach den Ferien hat die Schulministerin mehrere Szenarien.
DÜSSELDORF Die Hygiene-Mängel in vielen Schulen gefährden die Abschlussprüfungen in NRW. In einem Bericht der Landesregierung heißt es, zwar verfolge das Schulministerium in der Corona-Krise das vorrangige Ziel, die Prüfungen auch in diesem Schuljahr zu gewährleisten. „Die Landesregierung kann aber nicht ausschließen, dass die Schulen aufgrund von Vorschriften zur Hygiene und zum Gesundheitsschutz dabei nicht oder nicht in vollem Umfang nach dem Schulgesetz und den Ausbildungs- und Prüfungsordnungen verfahren können.“
Problematisch sei, dass die Klassenräume zu selten gereinigt würden und es an Desinfektionsvorrichtungen an den Eingängen fehle, hieß es im Schulausschuss des Landtages. Auch gebe es zu wenige mit Seife und Einmalhandtüchern ausgestattete Waschgelegenheiten. Das Schulministerium sei dazu bereits im Gespräch mit den Schulträgern.
Die Kommunen, die für die Schulgebäude verantwortlich sind, wiesen die Vorwürfe zurück: „Die Schulträger halten sich bereits bei der aktuellen Notbetreuung an die Hygiene-Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts. Die Reinigungsintervalle sind entsprechend erhöht. In allen genutzten Räumen befinden sich Waschbecken, Seife und teilweise auch Desinfektionsmittel“, sagte Helmut Dedy, Geschäftsführer des Städtetages NRW. Damit sich die Kommunen auf die Wiederaufnahme des Schulbetriebes einstellen könnten, sei es allerdings nötig, dass sie vom Land möglichst frühzeitig über ein Eröffnungsszenario informiert würden. „Die Schulträger gehen bisher nicht von einer vollen Wiederaufnahme des Schulbetriebs am 20. April 2020 aus“, so Dedy.
Dem aktuellen Terminplan zufolge sollen die verschobenen Abschlussprüfungen am Ende der Klasse 10 sowie die Abiturprüfungen am 12. Mai starten. Am 15. April will Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) die Öffentlichkeit darüber informieren, wie es nach den Osterferien ab dem 20. April weitergeht. Bund und Länder beraten am 15. April – einen Tag später als geplant – über die Wiederaufnahme des Schulbetriebs und Lockerungen der Corona-Auflagen.
Zum Abitur sagte Schulstaatssekretär Mathias Richter, dass die schriftlichen Prüfungen nach derzeitiger Einschätzung in den Bundesländern allesamt abgehalten werden können, „wenn nicht etwas ganz Unvorhergesehenes passiert“. Gleichwohl kursiere unter den Kultusministern der Länder ein Szenario
ohne Prüfungen. Die Abiturnote würde dann auf Grundlage der bisher erbrachten Leistungen in der Oberstufe ermittelt. Es stehe aber nicht infrage, dass die Länder untereinander die Abschlüsse anerkennen, versicherte Richter.
NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) sprach von mehreren Szenarien, die für den Neustart der Schulen fertig ausgearbeitet seien. „Ob im Vollbetrieb, im Teilbetrieb oder vielleicht gar nicht“, könne zurzeit niemand seriös sagen. „Wir schaffen mehr Unsicherheit, wenn wir diese Szenarien jetzt verbreiten.“In Fachkreisen wird unter anderem die Frage diskutiert, ob der Betrieb mit den jüngeren oder den älteren Schülern beginnen soll.
„Die Wartezeit ist schwer zu ertragen, aber wir brauchen erst die Entscheidungen der Bundesebene“, sagte Sabine Mistler, Landesvorsitzende des Philologenverbandes. Zu berücksichtigen sei auch, dass ein beachtlicher Teil der Lehrerschaft zur Risikogruppe für eine Erkrankung gehöre.