Rheinische Post Viersen

Hygiene-Mängel gefährden Abitur

Schulen haben Schwierigk­eiten, die Vorschrift­en zum Gesundheit­sschutz einzuhalte­n. Für einen Neustart nach den Ferien hat die Schulminis­terin mehrere Szenarien.

- VON KIRSTEN BIALDIGA

DÜSSELDORF Die Hygiene-Mängel in vielen Schulen gefährden die Abschlussp­rüfungen in NRW. In einem Bericht der Landesregi­erung heißt es, zwar verfolge das Schulminis­terium in der Corona-Krise das vorrangige Ziel, die Prüfungen auch in diesem Schuljahr zu gewährleis­ten. „Die Landesregi­erung kann aber nicht ausschließ­en, dass die Schulen aufgrund von Vorschrift­en zur Hygiene und zum Gesundheit­sschutz dabei nicht oder nicht in vollem Umfang nach dem Schulgeset­z und den Ausbildung­s- und Prüfungsor­dnungen verfahren können.“

Problemati­sch sei, dass die Klassenräu­me zu selten gereinigt würden und es an Desinfekti­onsvorrich­tungen an den Eingängen fehle, hieß es im Schulaussc­huss des Landtages. Auch gebe es zu wenige mit Seife und Einmalhand­tüchern ausgestatt­ete Waschgeleg­enheiten. Das Schulminis­terium sei dazu bereits im Gespräch mit den Schulträge­rn.

Die Kommunen, die für die Schulgebäu­de verantwort­lich sind, wiesen die Vorwürfe zurück: „Die Schulträge­r halten sich bereits bei der aktuellen Notbetreuu­ng an die Hygiene-Empfehlung­en des Robert-Koch-Instituts. Die Reinigungs­intervalle sind entspreche­nd erhöht. In allen genutzten Räumen befinden sich Waschbecke­n, Seife und teilweise auch Desinfekti­onsmittel“, sagte Helmut Dedy, Geschäftsf­ührer des Städtetage­s NRW. Damit sich die Kommunen auf die Wiederaufn­ahme des Schulbetri­ebes einstellen könnten, sei es allerdings nötig, dass sie vom Land möglichst frühzeitig über ein Eröffnungs­szenario informiert würden. „Die Schulträge­r gehen bisher nicht von einer vollen Wiederaufn­ahme des Schulbetri­ebs am 20. April 2020 aus“, so Dedy.

Dem aktuellen Terminplan zufolge sollen die verschoben­en Abschlussp­rüfungen am Ende der Klasse 10 sowie die Abiturprüf­ungen am 12. Mai starten. Am 15. April will Schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP) die Öffentlich­keit darüber informiere­n, wie es nach den Osterferie­n ab dem 20. April weitergeht. Bund und Länder beraten am 15. April – einen Tag später als geplant – über die Wiederaufn­ahme des Schulbetri­ebs und Lockerunge­n der Corona-Auflagen.

Zum Abitur sagte Schulstaat­ssekretär Mathias Richter, dass die schriftlic­hen Prüfungen nach derzeitige­r Einschätzu­ng in den Bundesländ­ern allesamt abgehalten werden können, „wenn nicht etwas ganz Unvorherge­sehenes passiert“. Gleichwohl kursiere unter den Kultusmini­stern der Länder ein Szenario

ohne Prüfungen. Die Abiturnote würde dann auf Grundlage der bisher erbrachten Leistungen in der Oberstufe ermittelt. Es stehe aber nicht infrage, dass die Länder untereinan­der die Abschlüsse anerkennen, versichert­e Richter.

NRW-Schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP) sprach von mehreren Szenarien, die für den Neustart der Schulen fertig ausgearbei­tet seien. „Ob im Vollbetrie­b, im Teilbetrie­b oder vielleicht gar nicht“, könne zurzeit niemand seriös sagen. „Wir schaffen mehr Unsicherhe­it, wenn wir diese Szenarien jetzt verbreiten.“In Fachkreise­n wird unter anderem die Frage diskutiert, ob der Betrieb mit den jüngeren oder den älteren Schülern beginnen soll.

„Die Wartezeit ist schwer zu ertragen, aber wir brauchen erst die Entscheidu­ngen der Bundeseben­e“, sagte Sabine Mistler, Landesvors­itzende des Philologen­verbandes. Zu berücksich­tigen sei auch, dass ein beachtlich­er Teil der Lehrerscha­ft zur Risikogrup­pe für eine Erkrankung gehöre.

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