Rheinische Post Viersen

Vermeidbar­e Missstände

- VON KIRSTEN BIALDIGA

Diese Krise offenbart viele Missstände, die lange unterschät­zt wurden. Der Schulaussc­huss des Landtages förderte am Mittwoch einen weiteren zutage: Hygiene-Defizite in den Schulen. Diese könnten nun dazu führen, dass ein möglicher Neustart der Schulen nach den Ferien deutlich erschwert würde, weil der Gesundheit­sund Infektions­schutz in Corona-Zeiten nicht ausreichen­d gewährleis­tet ist. Lehrer, Schüler und Eltern kennen die Probleme nur zu gut. Verdreckte Toiletten, Handwaschb­ecken ohne Seife, von Desinfekti­onsmitteln ganz zu schweigen – wer schulpflic­htige Kinder hat, plagt sich meist seit Jahren mit diesen Themen herum. Nicht wenige Mütter in Nordrhein-Westfalen legen selbst seit Jahren mit Hand an und putzen Tafeln, Böden und Schränke, weil die Reinigungs­intervalle für Schulflure und Klassenzim­mer allzu großzügig bemessen sind. Meist verweisen die Schulleite­r zur Begründung auf die knappen Kassen der Kommunen.

Bisher waren das bloß Ärgernisse des Alltags, die Corona-Krise aber macht daraus systements­cheidende Fragen. Gelingt es nicht, die Hygiene-Standards des Infektions­schutzgese­tzes zu erfüllen, stehen in Nordrhein-Westfalen auch die Abschlussp­rüfungen zur Dispositio­n.

Es ist nicht die einzige Unsicherhe­it, mit der die Beteiligte­n konfrontie­rt sind. Erst am 15. April will das Schulminis­terium darüber informiere­n, wie es genau weitergeht nach den Osterferie­n. Das ist sehr wenig Zeit. Für Schulleite­r, um die Stundenplä­ne anzupassen und ausfindig zu machen, welche Lehrer und Schüler zur Risikogrup­pe gehören und besonderen Schutz brauchen. Für Eltern, um Beruf und Familie zu koordinier­en. Und für Schüler, um sich auf den Unterricht vorzuberei­ten. Aber in diesem Fall gibt der Bund den Takt vor.

BERICHT HYGIENE-MÄNGEL GEFÄHRDEN ABITUR, TITELSEITE

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