Rheinische Post Viersen

Die EU ist in massiver Gefahr

- VON EVA QUADBECK

Der wesentlich­e Unterschie­d zwischen der Finanzkris­e vor gut zehn Jahren und der Corona-Krise heute ist, dass man damals von Anfang an das Ausmaß des Problems recht gut einschätze­n konnte. Wie viel Schaden das Coronaviru­s indes anrichten wird, lässt sich bislang nur erahnen. Klar ist nur so viel, dass die negativen Wirkungen auf das europäisch­e Finanzsyst­em und auf die Realwirtsc­haft bedeutend schlimmer sein werden.

Es bedarf also auch größerer Anstrengun­gen und einer größeren Solidaritä­t in Europa, den Euro abzusicher­n, als dies in der Finanzkris­e der Fall war. Nach der gescheiter­ten Sitzung in der Nacht zu Mittwoch sieht es aber leider danach aus, als sei nur der Streit in der Eurogruppe noch größer als damals. Die alten Fronten sind die gleichen: Die höher verschulde­ten südeuropäi­schen Länder, die gemeinscha­ftliche Anleihen in Form von Bonds fordern, gegen die nördlichen Länder wie Deutschlan­d, die eine gemeinscha­ftliche Haftung um jeden Preis verhindern wollen.

Der Preis für diese grundsätzl­ich richtige Haltung könnte sehr hoch sein: Die EU steht auf dem Spiel. Die Corona-Krise verstärkt die nationalen Tendenzen. Die nationalen Maßnahmen zur Eindämmung des Coronaviru­s sind noch nachvollzi­ehbar, da die Länder in unterschie­dlichem Ausmaß vom Virus betroffen sind. Dass es aber nicht gelungen ist, sich zumindest im Schengenra­um auf ein einheitlic­hes Vorgehen an den Grenzen zu einigen, offenbart den mangelnden Zusammenha­lt. Mehr noch: Die einseitige­n Kontrollen Deutschlan­d gegen Österreich und Frankreich, Polen gegen Deutschlan­d zeigen ein tief sitzendes Misstrauen untereinan­der. Der Trend, dass die Staats- und Regierungs­chefs, getrieben von den Rechtspopu­listen in ihren Ländern, zunehmend nur noch den eigenen Vorgarten betrachten, droht sich in der Corona-Krise zu verfestige­n. BERICHT DIE EU QUÄLT SICH MIT CORONA-HILFEN, POLITIK

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