Rheinische Post Viersen

Fünf Spiele gegen die Corona-Langeweile

Zwei Spiele-Profis aus dem Kreis Heinsberg haben fünf Gesellscha­ftsspiele zusammenge­stellt, mit denen man sich gut die Zeit vertreiben kann – etwa als Familie, mit dem Partner oder mit Freunden über die Webcam.

- VON ANNIKA LAMM

HEINSBERG Die Frage, wie man sich bei Kontaktspe­rre und Ausgangsbe­schränkung­en am besten die Zeit vertreibt, beschäftig­t ganz Deutschlan­d. Stephan Gust und Swetlana Reinhardt kennen ein gutes Mittel gegen Langeweile: spielen. Die beiden leben im Kreis Heinsberg und sind Gesellscha­ftsspiele-Profis. Seit Ende 2017 betreiben die beiden einen Youtube-Kanal, in dem sie regelmäßig neue Spiele vorstellen.

Für uns haben sie fünf Spieltipps zusammenge­stellt, die mit dem Partner, der Familie oder mit Freunden über die Webcam ausprobier­t werden können.

Spiel für Familien: Istanbul – das Würfelspie­l

Bei dem Brettspiel geht darum, mit zwei bis vier Spielern ab acht Jahren möglichst viele Rubine zu erbeuten. „Ganz simpel gemacht, Kinder können da gut mitspielen“, sagt Stephan Gust.

Spiel für Anfänger: Orléans

Für Anfänger empfehlen die Spiele-Experten aus dem Kreis Heinsberg

„Orléans“. Ziel des Spiels, das das Treiben im mittelalte­rlichen Frankreich abbildet, ist es, sich mithilfe eines „Beutel-Mechanismu­s“möglichst über die gesamte Landkarte auf dem Spielbrett auszubreit­en, Waren zu sammeln sowie Arbeiter zu gewinnen. Es ist für zwei bis vier Spieler ab zwölf Jahren geeignet.

Spiel für Fortgeschr­ittene: Die Quacksalbe­r von Quedlinbur­g Einen „Beutel-Mechanismu­s“hat auch die nächste Empfehlung von Stephan Gust und Swetlana Reinhardt. „Die Quacksalbe­r von Quedlinbur­g“wurde als „Kennerspie­l des Jahres 2018“ausgezeich­net und ist dementspre­chend gut für Fortgeschr­ittene geeignet. „Es gefällt uns ausgesproc­hen gut und ist eines unserer meistgespi­elten Spiele“, sagt Stephan Gust. Die Spieler schlüpfen in die Rolle eines Zauberers, der einen Hexentrank herstellen soll. Dazu werden aus einem Beutel Zutaten gezogen – dabei müssen die Spieler jedoch aufpassen, dass nicht zu viele Knallerbse­n im Trank landen. „Sonst explodiert nämlich der Kessel, und man hat verloren“, sagt der 36-Jährige.

Spiel für zwei Spieler: Detective

Für zwei Spieler empfehlen Stephan Gust und Swetlana Reinhardt das kooperativ­e Krimispiel „Detective“. Ab 16 Jahren kann es alleine und mit bis zu fünf Personen gespielt werden. „In dem Spiel schlüpft man hautnah in die Rolle eines Ermittlers der nationalen Ermittlung­sbehörde und muss fünf verschiede­ne Fälle lösen“, erklärt Swetlana Reinhardt.

Spiel für die Webcam: Kneipenqui­z Für Freunde geben die beiden eine Empfehlung, die in Zeiten der Kontaktspe­rre sehr gut über einen Videoanruf gespielt werden kann. Das „Kneipenqui­z“vom moses-Verlag ist für bis zu sechs Spieler geeignet, dabei ist es ausreichen­d, wenn nur einer der Spieler es besitzt. Wie der Name schon sagt, müssen im Team verschiede­ne Fragen richtig beantworte­t werden. „Das Lustige am Spiel sind aber eigentlich die Gespräche, die nebenbei entstehen und witzige Geschichte­n, warum man jetzt gerade die Antwort zu dieser Frage weiß“, sagt Swetlana Reinhardt. Also ein bisschen Kneipenfee­ling für zu Hause.

Ausgewählt haben die beiden Brettspiel­e-Fans ihre Empfehlung­en aus mehr als 300 Spielen, die sich mittlerwei­le in ihrer Wohnung im Kreis Heinsberg angesammel­t haben. „Wie viele es genau sind, will ich lieber gar nicht wissen“, sagt Swetlana Reinhardt lachend. In jedem Fall sind es zuletzt weniger geworden: Um Familien im Kreis Heinsberg zu unterstütz­en, verschenkt­en die beiden 70 Gesellscha­ftsspiele.

Dass ihr Wohnort so im Zentrum der Corona-Pandemie steht, haben die beiden als sehr heftig erlebt. „Als es den ersten Fall gab, konnte ich nachts gar nicht mehr schlafen“, sagt Swetlana Reinhardt. Auf die Ausgangsbe­schränkung­en und Schulschli­eßungen sei niemand vorbereite­t gewesen. „Da haben wir gedacht, wir müssen etwas tun“, sagt die 32-Jährige. Auf ihrem Youtube-Kanal veröffentl­ichten der Mönchengla­dbacher und die gebürtige Kasachin ein Formular, in das Familien Spieleranz­ahl sowie Vorlieben eintragen konnten – und ein geeigneter Ablageort, denn schließlic­h sollte das Ganze kontaktlos ablaufen. 50 Leute haben sich gemeldet.

Zwei Tage später sind Stephan Gust und Swetlana Reinhardt dann mit dem Auto herumgefah­ren und haben die Gesellscha­ftsspiele „abgeliefer­t“. Die Reaktion der Familien: Dankbarkei­t. „Mit unserer Aktion wollten wir Freude bereiten und die Leute auf andere Gedanken bringen“, sagt Swetlana Reinhardt: „Gesellscha­ftsspiele bieten eine unheimlich tolle Möglichkei­t, sich zu Hause mit der Familie, dem Partner oder aber auch alleine zu beschäftig­en.“

Mit seiner Leidenscha­ft für Gesellscha­ftsspiele hat Stephan Gust Swetlana Reinhardt erst angesteckt. Das erste Video seines Youtube-Kanals entstand, als er ein „sehr umfänglich­es Spiel“aufgebaut und mit einer Video-Anleitung für seine Mitspieler erklärt hat. „Das Video haben fast 10.000 Leute angesehen“, sagt Stephan Gust. Ungefähr zu dieser Zeit habe er dann seine Freundin kennengele­rnt und sie ebenfalls für sein Hobby begeistern können. Zusammen haben die beiden nun ein kleines Unternehme­n aufgebaut. In ihren eigentlich­en Jobs arbeiten sie trotzdem weiterhin – im Homeoffice.

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