Rheinische Post Viersen

„Die Einkäufe wurden uns vor die Tür gestellt“

Der 28 Jahre alte Ex-Borusse spricht über seine Quarantäne in Hannover, schöne Erinnerung­en an Gladbach und seine Zukunft.

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Julian Korb war von 2006 bis 2017 Borusse, er machte 101 Profispiel­e für Gladbach, bevor er zu Hannover 96 ging. Er stieg 2019 mit den Niedersach­sen ab – und erlebte nun den ersten Corona-Fall nebst Quarantäne-Zeit hautnah mit.

Herr Korb, wie geht es Ihnen?

KORB Ganz gut, danke. Ich war ja in den vergangene­n Wochen viel zu Hause. Wir hatten in Timo Hübers den ersten Corona-Fall im deutschen Fußball, auch Jannes Horn hatte das Virus. Darum mussten wir Mitte März alle in Quarantäne. Wir wurden danach nochmal alle getestet und alle sind gesund. Seit Montag stehen wir wieder in Kleingrupp­en

auf dem Platz.

Wie war die Zeit der Quarantäne? KORB Es war eine komische Zeit. Ich bin ja Single, deswegen war ich ganz ohne direkten Kontakt zu anderen Menschen. Man ist ja sonst auch mal ein, zwei Tage komplett zu Hause, aber nie so lange am Stück.

Die Einkäufe wurden für uns erledigt und dann vor die Tür gestellt. Weil ich ja eigentlich gesund war, fühlte sich das Ganze schon kurios an. Aber zum Glück gibt es das Internet, Serien und Skype. Ach ja, der Verein hat uns ein Spinning-Rad zur Verfügung gestellt. Das wurde zur Tür geliefert, dann konnte man es reinholen. Jetzt, da wir wieder auf dem Platz sind, wurde es abgeholt.

Haben Sie oft mit ihrem alten Gladbacher Kumpel Christoph Kramer ausgetausc­ht?

KORB Natürlich, wir haben ab und an telefonier­t. Chris hat sich erkundigt, wie es mir geht und wie die Situation bei unseren Corona-Patienten

war. Aber ich habe auch mit anderen Kontakt, mit Patrick Herrmann, Tony Jantschke und Jonas Hofmann zum Beispiel. So lange bin ich ja auch noch nicht weg. Und wenn man wie ich elf Jahre im Klub war, kennt man eben viele Leute, da bleibt viel übrig.

Auch einige schöne Erinnerung­en? KORB Na klar, gerade jetzt, da ich doch einige Zeit hatte, kommt das eine oder andere wieder hoch. Ich habe ja die ganze Anfangszei­t des Gladbacher Aufschwung­s mitgemacht. Mein erstes internatio­nales Spiel war in der Saison 2012/13 das bei Fenerbahce Istanbul, das wir 3:0 gewonnen haben. Ein Highlight war das Spiel gegen den FC Barcelona und die beiden Spiele gegen Manchester City. Im ersten habe ich Lars Stindls 1:0 vorbereite­t, im zweiten selbst ein Tor gemacht.

Wie gefällt Ihnen Borussia aktuell? KORB Es ist absolut top, wie sich Borussia weiterentw­ickelt hat. Es hat sich nochmal richtig war getan, seit ich weg bin. Im Umfeld und sportlich. Die Jungs spielen einen guten Ball und stehen richtig gut da. Ich traue ihnen noch einiges zu, wenn es weitergeht. Vielleicht schaffen sie ja zum dritten Mal die Champions League. Es würde mich für sie freuen, ich weiß ja selbst, wie cool diese Spiele sind.

Wie geht es dann bei Ihnen weiter? Ihr Vertrag läuft im Sommer aus. KORB Richtig. Die Corona-Krise macht es nicht leichter, die Zukunft zu planen, weil alle Klubs sich jetzt davor scheuen, konkrete Entscheidu­ngen zu treffen. Ich gehe daher davon aus, dass es sich hinziehen wird. Es ist aber noch alles offen und ich bin offen für alles. Ich habe noch viel Kontakt mit Nicolai Müller, der jetzt in Sydney spielt. Das wäre auch etwas, was ich mir in meiner Karriere noch vorstellen könnte: ins Ausland zu gehen. Aber im Moment ist wie gesagt alles offen und ich lasse es auf mich zukommen.

INTERVIEW: KARSTEN KELLERMANN

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FOTO: DPA Julian Korb, hier mit Christoph Kramer.

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