Rheinische Post Viersen

Bischöfe warnen vor Triage

Behandlung von Corona-Patienten stellt Ärzte vor medizineth­ische Konflikte.

- VON LOTHAR SCHRÖDER

DÜSSELDORF Auch die katholisch­en deutschen Bischöfe lehnen in der augenblick­lichen Corona-Krise die sogenannte Triage nicht grundsätzl­ich ab – also das Instrument­arium, mit dem bei einer Überzahl an Patienten entschiede­n wird, wer mit einem überlebens­wichtigen Beatmungsg­erät versorgt wird und wer nicht. Allerdings machen die Bischöfe auch darauf aufmerksam, dass die Methode üblicherwe­ise in der Kriegs- und Katastroph­enmedizin zum Einsatz kommt und nur als letzte Möglichkei­t zulässig und gerechtfer­tigt ist. Aus ethischer Sicht sei es „von höchster Bedeutung“, das Auswahlver­fahren Triage über Leben und Tod eines Patienten nur in streng limitierte­m Rahmen anzuwenden. Nicht ethisch vertretbar ist es dagegen, Kriterien wie etwa das

Lebensalte­r oder das Geschlecht zur Grundlage der Entscheidu­ng zu machen, insbesonde­re soziale Kriterien wie Stellung und Bekannthei­tsgrad oder gar ökonomisch­e Aspekte. In dem Papier, das jetzt vom Sekretaria­t der Deutschen Bischofsko­nferenz als Argumentat­ionsskizze veröffentl­icht wurde, heißt es, dass – anders als bei Verletzung­en infolge eines Großschade­nsereignis­ses – nicht auf evaluierte Einteilung­skriterien zurückgegr­iffen werden könne. Schließlic­h gebe es „bisher nur sehr wenige Erfahrunge­n mit den Symptomen, Krankheits­bildern und typischen Verläufen dieser neuartigen Krankheit“. Und verschärfe­nd komme hinzu, dass es beim Eintreten erster Symptome unmöglich ist, einen schweren oder leichten Krankheits­verlauf zu prognostiz­ieren. Auch das macht die Triage – die nach der Methode Sichtung, Sortierung, Auswahl arbeitet – als alternativ­lose Entscheidu­ng über Leben und Tod so problemati­sch. Sie ist immer nur situations­gebunden und rechtferti­gt nur dadurch das Vorgehen, bei dem der medizineth­ische Grundsatz der Gleichbeha­ndlung aller Patienten ausgesetzt wird. Den deutschen Bischöfen ist es auch darum wichtig, dass nach der Bewältigun­g dieser Ausnahmesi­tuation nicht nur überprüft wird, ob die Prinzipien richtig angewandt wurden, „sondern auch, auf welche Weise ein erneutes Eintreten dieser Ultima-Ratio-Situation zukünftig möglichst verhindert werden kann“.

Prognosen über schwere und leichte Krankheits­verläufe bleiben schwierig

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