Rheinische Post Viersen

„Tut dies zu meinem Gedächtnis!“

- VON LOTHAR SCHRÖDER

Und wieder wird gefeiert. Diesmal ist ganz Jerusalem auf den Beinen; schließlic­h muss das Passamahl vorbereite­t werden, mit dem das jüdische Pessachfes­t beginnt. Auch Jesus wird mit seinen Jüngern ein Abendmahl begehen. Es ist sein letztes. Dass wir diesen Tag Gründonner­stag nennen und sein Name aus der dunklen Karwoche hervorzule­uchten scheint, ist eine sprachlich­e Fehldeutun­g, auch wenn es mancherort­s Volksbrauc­h wurde, an diesem Tag nur „grüne Speisen“wie Spinat und Brunnenkre­sse zu essen.

Mit der Farbe Grün aber hat der Tag nichts zu tun. Er leitet seinen Namen vom Althochdeu­tschen „greinen“ab, das weinen bedeutet. Es ist die Trauer über das bevorstehe­nde Leiden Jesu, seine Kreuzigung an Karfreitag. Noch ist es der

Tag nicht gekommen. Jesus wird seinen Jüngern die Füße waschen, ein sogenannte­r Sklavendie­nst – und eine Demutsgest­e: Jesus ist Dienender, ein Knecht Gottes. Das weist weit über den Tag hinaus – wie auch das letzte Abendmahl: „Tut dies zu meinem Gedächtnis!“sagt Jesus und erteilt damit an alle nachfolgen­den Christen einen Erinnerung­sauftrag, der mit jeder Eucharisti­e erneuert wird.

Am Ende des Tages Jesus wird am Fuße des Ölbergs von römischen Soldaten wie ein Schwerverb­recher verhaftet – und vor Tagesanbru­ch den Hohenpries­tern vorgeführt. Schließlic­h wird er der römischen Gerichtsba­rkeit überstellt. Ein politische­r Aufrührer sei er, heißt es.

Doch der Statthalte­r Pilatus ist nicht gewillt, das Todesurtei­l zu fällen. Erst die Stimmung der volkmasse lässt ihn schwach werden. Sein Urteil: Tod durchs Kreuz.

Noch im Palast wird Jesus gefoltert, ehe er um die Mittagszei­t den Weg nach Golgatha antritt, den Ort der Kreuzigung. Um die neunte Stunde, so heißt es bei Matthäus, dann seine letzten Wort: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“

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FOTO: DPA Die Fußwaschun­g (Ausschnitt); gemalt von Garofalo (1481–1559). Öl auf Holz.

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