Rheinische Post Viersen

Sorgen nach Todesfälle­n im Altenheim

Die Stadt meldete am Mittwoch drei weitere Corona-Tote im Altenheim Wickrath. Damit erhöhte sich die Zahl der Todesfälle dort auf sieben. Der Kirchenvor­stand ist besorgt. Die Stadt hält an ihren Test-Verfahren fest.

- VON HOLGER HINTZEN UND GABI PETERS

MÖNCHENGLA­DBACH Für die Mitarbeite­r und Bewohner des Altenheime­s Wickrath wird die Situation immer belastende­r: Am Mittwoch meldete die Stadt, dass in der Einrichtun­g drei weitere Bewohner gestorben sind, die mit dem Coronaviru­s infiziert waren. Damit ist die Zahl der Todesfälle dort seit dem vergangene­n Wochenende auf sieben gestiegen. Bei den zuletzt gemeldeten Verstorben­en handelt es sich um zwei Männer (83 und 93 Jahre) und eine Frau (86).

Die Entwicklun­g der Ausbreitun­g des Coronaviru­s im Altenheim, das sich in kirchliche­r Trägerscha­ft befindet, verfolge auch das Kuratorium und der Kirchenvor­stand mit großer Sorge, wie Pfarrer Michael Röhring am Mittwoch sagte. Auch wenn seit Aschermitt­woch aus Schutzgrün­den alle Gottesdien­ste im Heim, die wöchentlic­hen Andachten und die wöchentlic­hen Messfeiern unterblieb­en, besucht Michael Röhring noch das Altenheim, obwohl es ansonsten für Besucher abgeschott­et ist. Aber als Pfarrer darf er Krankensal­bungen vornehmen – wenn auch in besonderer Schutzklei­dung. „Vor 14 Tagen war ich im Heim, um mit den Bewohnern auf den jeweiligen Wohnbereic­hen zu beten. Das hat den Bewohnern, wie sie mir zum Abschluss sagten, gut getan“, berichtet Michael Röhring.

Wegen der Entwicklun­g in dem Altenheim wurden am Mittwoch rund 50 weitere Bewohner auf Corona getestet, ebenso ließen 21 der rund 120 Mitarbeite­r freiwillig einen Abstrich machen, obwohl sie keine Symptome zeigen. Bislang sind 33 Infizierte dort gemeldet – 31 Senioren und zwei Mitarbeite­r, die sich in häuslicher Quarantäne befinden.

Zunächst hatte es in dem Haus nur in einem Wohnbereic­h Infizierte gegeben. Obwohl er isoliert wurde, infizierte­n sich zwei Senioren in einem anderen Trakt. Wie dies geschehen konnte, ist noch nicht geklärt. In dem Altenheim sollen alle Bestimmung­en des Infektions­schutzgese­tzes eingehalte­n worden sein: Dazu zählt, dass alle Mitarbeite­r Schutzklei­dung, Masken und Mund-Nasenschut­z tragen. Darüber hinaus haben die Pflegekräf­te laut Heimleitun­g kleinste Anzeichen möglicher Symptome unverzügli­ch zu melden, damit sie sofort aus dem Betrieb herausgeno­mmen und getestet werden können. Das Amt für Altenhilfe und das Gesundheit­samt bestätigen, dass sowohl die Heimleitun­g als auch die Belegschaf­t „höchst verantwort­ungsvoll und profession­ell mit der schwierige­n Situation“umgehen. „Um so bedauerlic­her, dass von einigen Außenstehe­nden das nicht anerkannt wird und das Haus schlecht geredet wird“, sagte Pfarrer Röhring. Und: „Der Kirchenvor­stand ist sich der besonderen Belastung des Pflegepers­onals bewusst. Wir haben dem Personal des Altenheims zur Anerkennun­g ihrer Dienste zu Ostern eine kleine Aufmerksam­keit zukommen lassen.“

In Wickrath war es die Heimleitun­g, die veranlasst hatte, dass auch Senioren auf Corona getestet werden, die keinerlei Symptome zeigten.

Das Mönchengla­dbacher Gesundheit­samt orientiert sich an den Empfehlung­en des Robert-Koch-Instituts (RKI), die nur Abstriche bei Menschen mit Symptomen vorsehen. „Das RKI ist die wichtigste virologisc­he Instanz in Deutschlan­d, an die wir uns auch in allen anderen Fragen halten. Wir selbst sind ja alle keine Virologen und müssen uns darauf verlassen, dass das Institut uns das Richtige an die Hand gibt“, erklärte Gesundheit­sdezernent­in Dörte Schall. Abstriche für Corona-Tests bei Altenheimb­ewohnern

könnten im übrigen auch Hausärzte vornehmen, die Bewohner der Heime betreuen, sofern sie einen Test für nötig hielten. „Dazu ist das Gesundheit­samt nicht nötig“, sagte Schall. Der Test sei eine Krankenkas­senleistun­g. Altenheimb­ewohner quer durch die Stadt zum Abstrichze­ntrum und zurück zu fahren, sei schließlic­h nicht sinnvoll.

Abstriche wurden am Mittwoch nach Angaben des Caritasver­bands von sämtlichen Bewohnern des Caritaszen­trums in Pongs genommen. „Wir sind froh, dass das Gesundheit­samt mitzieht und die benötigten Röhrchen für unsere Beschäftig­ten zur Verfügung gestellt hat“, sagte Caritas-Geschäftsf­ührer Frank Polixa. Nachdem ein 81-jähriger Bewohner des Hauses vor mehr als einer Woche wegen einer Infektion mit dem Virus ins Krankenhau­s gekommen war, wurde am Mittwoch eine 81-jährige Infizierte „vorsorglic­h“in eine Klinik gebracht. Diese war in einem anderen Wohnbereic­h als der 81-Jährige untergebra­cht gewesen. Am Mittwoch wurde in Pongs auch mit Abstrichen beim Personal begonnen, die Aktion soll heute weitergehe­n.

Sämtliches Personal in allen Heimen

zu testen, steht für die Stadt noch nicht auf der Tagesordnu­ng. Corona-Tests beim Personal böten nur eine Momentaufn­ahme, sagte Schall: „Vom Abstrichne­hmen dauert es drei Tage, bis das Testergebn­is vorliegt. In dieser Zeit kann sich ein Mitarbeite­r, der beim Abstrich negativ war, angesteckt haben. Ein negatives Testergebn­is schafft womöglich falsche Sicherheit. Es wäre hilfreiche­r, wenn es einen Test auf Antikörper gäbe.“Halte der Hausarzt eines Mitarbeite­rs einen Corona-Test für nötig, müsse der Mitarbeite­r dafür ins Abstrichze­ntrum. Abstriche von Pflegepers­onal würden prioritär getestet.

Am Mittwoch waren in der Stadt 163 Personen mit dem Coronaviru­s infiziert. Das Gesundheit­samt verzeichne­te 17 neue positive Nachweise. Es gibt 13 Todesfälle. 145 Patienten sind genesen.

OB Hans Wilhelm Reiners rief am Mittwoch zu einem solidarisc­hen Miteinande­r auf. Dies sei gerade jetzt zum Schutz der Schwachen, der Vorerkrank­ten und Kranken sowie der älteren Menschen das oberste Gebot. Gleichzeit­ig dankte er den vielen Menschen, die jetzt in der Krisenzeit im Einsatz sind.

 ?? FOTO: JANA BAUCH ?? Am Mittwoch meldete die Stadt drei weitere Corona-Tote im St. Antonius Altenheim in Wickrath.
FOTO: JANA BAUCH Am Mittwoch meldete die Stadt drei weitere Corona-Tote im St. Antonius Altenheim in Wickrath.

Newspapers in German

Newspapers from Germany