„König des Jazz“: Herbie Hancock 80
NEW YORK (dpa) Herbie Hancock liebt Gesetze – weil er sie außer Kraft setzen kann. „Ich entdecke immer wieder gerne neue Regeln, um sie dann zu brechen“, sagte der Jazz-Pianist. „So entsteht Innovation, das hält mich am Laufen.“
Auch wenn Hancock, der am Sonntag, 12. April, 80 Jahre alt wird, oft als „König des Jazz“gefeiert wird – der Jazz alleine war ihm noch nie genug. „Ich schaue immer nach einem Weg, mich weiterzuentwickeln, Dinge auseinander zu nehmen, neu zusammenzusetzen und nicht nur immer dasselbe zu machen. Ich bin von Natur aus neugierig.“
Seit mehr als einem halben Jahrhundert gilt der Pianist als einer der erfolgreichsten Komponisten und Interpreten des Jazz. Gleichzeitig macht er auf seinen mehr als 200 Alben und unzähligen Konzerten immer wieder Ausflüge in Klassik, Folklore, Rhythm & Blues, Rock, Pop und Rap. Kritik von Puristen ignoriert er. „Ich muss meinen eigenen Überzeugungen treu sein, das ist der einzige Weg, sich selbst zu respektieren.“Zahlreiche Grammys und sogar einen Oscar hat ihm das schon eingebracht. Derzeit interessiere er sich zum Beispiel für virtuelle Realität und die Musik des Rappers Kendrick Lamar, erzählte Hancock.
Geboren wurde Herbert Jeffrey Hancock 1940 in einer afroamerikanische Mittelstandsfamilie in Chicago als Sohn eines Lebensmittelhändlers und einer Sekretärin. Mit seinem Debütalbum „Takin‘ Off“gelang ihm 1962 den Durchbruch. Der Song „Watermelon Man“gilt bis heute als eines der einflussreichsten Jazz-Stücke überhaupt.
1963 stieg er in das Quintett des legendären Miles Davis ein. Damals sei er selbst noch „ein Jazz-Snob“, ein Purist, gewesen, erinnert sich Hancock. Doch weil Davis alles hörte – Jimi Hendrix, Manitas de Plata, Cream und die Rolling Stones –, öffnete sich auch Hancock anderen Einflüssen, „weil ich so hip und cool wie Miles sein wollte“. Der neugierige Jazztrompeter Davis ist für Hancock der „King of Cool“.
Auch vor der Vertonung von Werbespots, Filmen und TV-Serien schreckte Hancock nicht zurück. Er komponierte die Musik für den Action-Streifen „Ein Mann sieht rot“(1974) mit Charles Bronson und bekam einen Oscar für den Soundtrack von Bertrand Taverniers „Round Midnight“(1986). Mitte der 80er Jahre dockte er mit „Future Shock“erfolgreich an den Hip-Hop an. Zuletzt veröffentlichte er 2010 das Album „The Imagine Project“, mit dem er an John Lennon anknüpfte und Stars wie Seal, Pink, Anoushka Shankar, die Dave Matthews Band und Juanes zusammenbrachte. Bis in 2021 hat er Konzerte angekündigt.