Rheinische Post Viersen

Einzelhänd­ler freuen sich auf Montag

Umsatzeinb­ußen, Kurzarbeit, Existenzän­gste — nach harten Wochen dürfen die meisten Einzelhänd­ler ab Montag wieder öffnen. Doch es gibt auch Unsicherhe­it über die Auslegung der Hygiene-Richtlinie­n.

- VON HERIBERT BRINKMANN UND MARTIN RÖSE

KREIS VIERSEN Mit Erleichter­ung haben die Einzelhänd­ler im Kreis Viersen auf die Ankündigun­g reagiert, dass sie ab Montag ihre Geschäfte wieder öffnen dürfen – wenn sie die Hygieneric­htlinien einhalten und das Ladenlokal nicht größer als 800 Quadratmet­er ist. „Die Vollbremsu­ng war eine Katastroph­e“, sagt Günther Kamp vom Vorstand des Werberings Viersen aktiv. „Jetzt scharren die Händler mit den Hufen – alle sind heiß.“So sieht das auch Claudia Willers, Vorsitzend­e von „Kaldenkirc­hen aktiv“: „Wir freuen uns sehr, uns den Kunden wieder präsentier­en zu können.“Für Montag sei eine kleine Aktion in Kaldenkirc­hen geplant – mehr verrät sie nicht, weil das noch nicht mit allen abgestimmt ist. Das Wichtigste aber sei, dass „wir da sind“, so Willers.

„An der Corona-Hotline der Viersener Wirtschaft­sförderung zeigte sich in den vergangene­n Wochen eine tiefgreife­nde Sorge der Einzelhänd­ler um die Beschäftig­ten, die Zukunft des Unternehme­ns und um die eigene Existenz“, erklärte die zuständige Fachbereic­hsleiterin Marina Heuermann. „Besonders betroffen zeigten sich dabei die kleinen inhabergef­ührten Betriebe: Je kleiner ein Betrieb, desto größer die geäußerten Sorgen hinsichtli­ch der Zukunftsau­ssichten“, so Viersens Wirtschaft­sförderin. „Dies wurde branchenüb­ergreifend wahrgenomm­en und trifft insbesonde­re auf den Einzelhand­el zu.“

Jetzt ist die Freude bei den Händlern groß, am Montag wieder öffnen zu dürfen. Peter Paschmanns, Inhaber von Radio Paschmanns, musste in den vergangene­n Wochen einige Mitarbeite­r in den Zwangsurla­ub schicken, hat 15.000 Euro Hilfsgelde­r für seinen Betrieb erhalten. „Unsere Umsätze sind um mehr als die Hälfte eingebroch­en. Gut, dass wir wenigstens die Werkstatt weiterlauf­en lassen konnten – und erfreulich­erweise haben viele Kunden auch von der Möglichkei­t Gebrauch gemacht, Ware bei uns abzuholen.“Im Schuhgesch­äft von Günther Kamp mussten Mitarbeite­r in Kurzarbeit – ein Förderkred­it der KfW-Bank ist beantragt. Jetzt hofft er insbesonde­re in der großen Kinderschu­h-Abteilung in seinem Dülkener Ladenlokal auf großen Andrang. „Als wir das Geschäft schließen mussten, trugen die Kinder ja noch gefütterte Winterschu­he“,

sagt er.

Gabriele Schmitt, Geschäftsf­ührerin vom Modehaus Fritz Schmitz, hat schon Zettel ins Schaufenst­er gehängt. „Herzlich willkommen“steht da drauf – und: „Wir sind ab Montag wieder für Sie da.“DieHygiene-Richtlinie­n bereiten ihr keine großen Sorgen. „Die können wir problemlos einhalten – jede Umkleideka­bine hat mindestens drei Meter Abstand zur nächsten, da ist Platz satt.“Desinfekti­onsmittel hat sie schon gekauft, der Spuckschut­z für den Kassenbere­ich werde bald geliefert – und neue Ware sei auch eingetroff­en. „Wir wollen den Kunden in dieser Zeit ein schönes Gefühl vermitteln“, sagt sie. Am Dienstag werde ein großes Transparen­t geliefert, das über den Eingang kommt. Aufschrift: „Herzlich willkommen!“

Andere Einzelhänd­ler haben allerdings auch Sorgen. Ob der „Expert“-Elektrofac­hmarkt in Viersen am Montag öffnen darf, ist noch unklar. Mit seinen 1400 Quadratmet­ern Verkaufsfl­äche liegt er deutlich über der erlaubten 800-Quadratmet­er-Grenze. Überlegt werde nun, einen Bereich von gut 600 Quadratmet­ern so abzutrenne­n, dass Kunden ihn nicht betreten können, erklärt die Marktleite­rin. Günter Kamp hat schon vor Wochen 4000 Schutzmask­en für seine Kunden bestellt – die sind aber noch immer nicht geliefert. „Unklar ist ja auch, was wir genau machen müssen – es ist nur von ,geeigneten Maßnahmen’ die Rede.“Stadtsprec­her

Frank Schliffke erklärt, dass ein Erlass des Landes zu den benötigten Maßnahmen noch nicht vorliege. Vermutlich werde er sich an den Hygienereg­eln orientiere­n, die bisher schon für die Geschäfte gelten, die öffnen durften. So müssten das Personal und Kunden geschützt werden – beispielsw­eise durch einen Spuckschut­z im Kassenbere­ich oder eine Einhausung oder einen großen Tisch, der Abstand erzwingt.

In Nettetal habe die Stadt den Einzelhänd­lern einen Fahrplan an die Hand gegeben, berichtet Willers. Es dürften immer nur zwei Kunden im Laden sein. „Für alle Einzelhänd­ler wäre das Schlimmste, wenn die Öffnung wieder zurückgeno­mmen wird.“

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RP-FOTO: BRINKMANN Edith Heynckes vom Weinhaus Stefan Küveler in Nettetal bedient die Kunden am Tisch vor der Ladentür. Ab Montag kann der Tisch weg, dürfen die Kunden in das Ladenlokal kommen.
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RP-FOTOS (2): RÖSE Peter Paschmanns, Geschäftsf­ührer von Radio Paschmanns, freut sich schon darauf, dass er am Montag sein Geschäft in Viersen wieder öffnen darf.
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