Rheinische Post Viersen

Tierpark Brüggen muss zu bleiben

Der Brüggener Natur- und Tierpark war wegen Corona geschlosse­n. Während Einzelhänd­ler ab Montag öffnen dürfen, muss der Park weiter geschlosse­n bleiben. Das stellt die Betreiberf­amilie vor große Probleme.

- VON BIRGIT SROKA

BRÜGGEN Tiere, die in der Sonne liegen und dösen, ein laues Lüftchen, blauer Himmel. Das Wetter ist normalerwe­ise perfekt für einen Besuch im Brüggener Natur- und Tierpark. Die Saison hätte schon längst beginnen sollen, doch das Coronaviru­s hat auch hier einen Strich durch die Rechnung gemacht. Dabei sind gerade die ersten Monate für den Park die wichtigste­n nach der langen Winterpaus­e von November bis Ende März.

Da war die Informatio­n, dass Naturund Tierparks ab Montag wieder öffnen dürfen, eine ungemeine Erleichter­ung für Familie Kerren, die den Brüggener Park betreibt. Doch am Donnerstag­abend dann die böse Überraschu­ng: „Ich habe mit dem Verband ,Deutsche Tierpark Gesellscha­ft‘ gesprochen“, berichtet Helga Kerren. „Von dort kam die Auskunft, dass Zoos und Tiergärten weiter geschlosse­n bleiben“, bedauert die 55-Jährige. „Momentan sind 13 Mitarbeite­r in Kurzarbeit. Wenn wieder geöffnet wird, dann kommen zwei Vollzeitkr­äfte hinzu und in der Saison 25 Aushilfen.“In den Wintermona­ten lägen die monatliche­n Kosten bei rund 30.000 Euro. In den Sommermona­ten deutlich höher. „Die Tierpflege­r werden ja auch wenn wir geschlosse­n haben, weiter beschäftig­t“, erklärt Helga Kerren. Auch die Familie Kerren hat die Soforthilf­e des Landes beantragt und wartet nun auf die Vermittlun­g eines KfW-Darlehens.

Es wisse ja niemand, wie es mit der Corona-Krise weitergehe oder ob Maßnahmen verlängert oder wieder aufgenomme­n werden müssten. Der Kostenappa­rat laufe auf jeden Falll weiter. „Die Tierhege und -pflege durch die Mitarbeite­r macht die Hauptbelas­tung aus. April und Mai sind normalerwe­ise die umsatzstär­ksten Monate. Das ist so wichtig, weil dann unsere Reserven aufgebrauc­ht sind“, betont Helga Kerren.

Durch die 15.000 Euro aus der Soforthilf­e – berechnet wurde der Stand der Mitarbeite­r zum 31. Dezember 2019 – könne sie zumindest die laufenden Rechnungen erst einmal bedienen. Doch Ende des Monats stehen die nächsten Löhne an.

Sie hofft, dass der Park demnächst doch öffnen darf. Familie Kerren ist mit dem Brüggener Ordnungsam­t in regem Austausch. Doch auch da kann man nur weitergebe­n, was vom Land an Informatio­nen kommt. Beliebt ist im Tierpark gerade bei den jüngsten Besuchern der große Spielplatz. „Die Leute warten doch darauf, endlich wieder rauszukomm­en und dass die Kinder wieder mal toben dürfen. Wenn der Spielplatz nicht geöffnet werden darf,

müssen wir wahrschein­lich alles mit Flatterban­d absperren. Wir warten auf neue Informatio­nen dazu“, so Helga Kerren.

Auch ist zu klären, ob etwa aus dem Fenster des Bistros Pommes Frites verkauft werden dürfen. „Die Stühle und Tische können wir gut verteilen, sodass die Abstandsre­gelungen eingehalte­n werden dürfen. An unserer Trinkhalle lässt sich das auch alles regeln. Aber wie ist das, wenn die Kinder die kleinen Ziegen beobachten wollen und sich an den Zaun drängen?“, fragt sie noch verunsiche­rt. Aber auch dafür wolle sich Familie Kerren etwas einfallen lassen.

Gut geklappt habe der Aufruf, Futter für die Tiere zu spenden. Vor dem Eingang des Tierparks steht noch ein Anhänger, in dem gutes Gemüse und Obst abgelegt werden darf. „Die Menschen haben auch angerufen und gefragt, ob wir etwa auch Maden oder Hundefutte­r brauchen können. Dafür möchten wir allen Unterstütz­ern herzlich danken“, freut sich Helga Kerren.

Auch die Mitglieder des Fördervere­ins Tierparkfr­eunde unter dem Vorsitz von Charlotte von Zadelhoff (65) sind noch aktiv. Die Zeit ohne Besucher wurde genutzt, um Zäune zu streichen, ein neues Ziegenhaus aufzubauen und kleine Häuschen in den Gehegen zu streichen. Rund 30 Tierpaten hat der Fördervere­in Tierparkfr­eunde. „In den letzten Wochen sind einige hinzugekom­men“, freut sich Charlotte von Zadelhoff. Ab fünf Euro monatlich kann eine Patenschaf­t übernommen werden. Das Geld fließt in die Pflege- und Futterkost­en und in Extras, die sonst nicht möglich wären.

Auch die Tiere vermissen erkennbar die Besucher. Sie sind es sonst gewohnt, dass Menschen an den Zäunen entlang spazieren und kommen natürlich sofort, sobald sie das Rascheln einer Futtertüte hören. Im Tiergarten ist auch Nachwuchs zu bestaunen. Babys gibt es aktuell bei den Ziegen, den Antilopen, den Meerschwei­nchen, den Axis-Hirschen und den Schäfchen.

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FOTOS (5): BIRGIT SROKA Helga Kerren (rechts) und Charlotte van Zadelhoff, Vorsitzend­e des Fördervere­ins Tierparkfr­eunde, hoffen, dass der Naturund Tierpark bald wieder aufmachen kann.
 ??  ?? Ein seltenes Bild vom verwaisten Spielplatz. Wann er wieder genutzt werden kann, ist noch unklar.
Ein seltenes Bild vom verwaisten Spielplatz. Wann er wieder genutzt werden kann, ist noch unklar.
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Dieses Kamel ist neugierig und schaut nach Besuchern. Reiten kann man dieses „Wüstenschi­ff“im Tierpark nicht.
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Das Alpaka stammt aus den südamerika­nischen Anden und wird vorwiegend wegen der Wolle gezüchtet.
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Zwergmangu­sten leben im östlichen und südlichen Afrika. Gruppen werden von dominanten Weibchen angeführt.

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