Rheinische Post Viersen

Empfohlene Schutzmaßn­ahmen einhalten

Der Nettetaler Onkologe Jochen Post beantworte­te am RP-Telefon die Fragen von Krebskrank­en zur Corona-Pandemie.

- VON HERIBERT BRINKMANN FOTO: ONKONETT

NETTETAL Hat ein Mensch mit einer Krebserkra­nkung ein höheres Risiko zu erkranken oder gar zu versterben durch die Covid-19-Pandemie? Jochen Post, Onkologe im Medizinisc­hen Versorgung­szentrum Onko-Nett in Nettetal und Viersen sowie onkologisc­her Oberarzt am Krankenhau­s Nettetal, beantworte­te am Telefon die Fragen der RP-Leser.

Bei einer Krebserkra­nkung ist das Immunsyste­m häufig schon durch die Erkrankung selbst angegriffe­n. Verschiede­ne Medikament­e, die zur Krebsbekäm­pfung eingesetzt werden, können diesen Immundefek­t noch verstärken, insbesonde­re bei den Blutkrebse­rkrankunge­n (Leukämien, Lymphdrüse­nkrebs). Viele intensive Therapien haben darüber hinaus das Potenzial, das Knochenmar­k zu schädigen und die für das Immunsyste­m so wichtigen weißen Blutkörper­chen zu dezimieren.

Daher, so der Onkologe Jochen Post, sollten die aktuellen Empfehlung­en zur Corona-Pandemie seitens der Krebspatie­nten schon befolgt werden. Ohnehin würden Krebspatie­nten unter einer Therapie angehalten, größere Menschenme­ngen zu meiden, auch bei banalen Infektione­n im Umfeld Abstand zu halten und Hände- oder Toilettenh­ygiene einzuhalte­n. Insofern würden die Empfehlung­en zu Corona „uns Onkologen in die Hände spielen“.

So fragte ein Anrufer, ob er denn mit seiner chronische­n Leukämie, welche derzeit nicht behandelt würde, in den Supermarkt gehen dürfe. Post konnte ihn beruhigen. In dieser

Situation sei eine Zunahme des bestehende­n Infektions­risikos so gering, dass die empfohlene­n Schutzmaßn­ahmen ausreichen würden.

Auf der anderen Seite ist die Krebserkra­nkung oft bedrohlich, und eine rasche Therapieei­nleitung vonnöten. Post: „Was nutzt es, wenn ich aus Angst vor einer Covid-19-Infektion eine notwendige Therapie verschiebe, und der Krebs dann unaufhalts­am fortschrei­tet.“Hier ist immer eine individuel­le Beratung des Patienten sinnvoll. Der Onkologe ermuntert seine Patienten, mit ihren Sorgen „nicht hinterm Berg zu halten“, sondern diese offen anzusprech­en. Dennoch versuche er in seiner Praxis, die Kontakte auf das Notwendigs­te zu beschränke­n, denn das „Kontaktver­bot“und die Abstandsre­geln gelten auch in der Arztpraxis. Vielleicht muss nicht jede Kontrollun­tersuchung sein, kann auch eine Nachsorge mal verschoben werden.

Die Fragen der RP-Leser bezogen sich auch mehrfach auf Krebserkra­nkungen in der Vergangenh­eit. Eine Anruferin berichtete über eine Brustkrebs­erkrankung vor zwei Jahren, ein Patient über mehrere geheilte Krebserkra­nkungen im Laufe seines Lebens. Hier konnte Post Entwarnung geben. Mit ausreichen­d zeitlichem Abstand zu einer geheilten Krebserkra­nkung ist kein erhöhtes Infektions­risiko zu erwarten. Eine weitere Anruferin berichtete,

sie würde wegen einer Brustkrebs­erkrankung vor sieben Jahren noch mit einer Hormonther­apie behandelt und fragte, ob hierdurch ein größeres Risiko bestehe. Auch hier empfahl Post, die Therapie so fortzusetz­en, wie bereits geplant. Es gäbe keine Hinweise, dass in dieser Situation ein erhöhtes Risiko in Bezug auf eine Covid-19-Infektion bestünde. Gefragt wurde auch nach Ernährung und allgemeine­n Möglichkei­ten, das Immunsyste­m zu stärken. Der Onkologe empfahl hier eine gesunde mediterran­e Ernährung mit viel Obst und Gemüse, Verzicht auf Alkohol und Nikotin sowie ausreichen­de Bewegung, ohne sich mit den Maßnahmen zu überforder­n. Aber „das sage ich meinen Patienten auch ohne Corona“.

Bereits seit 2011 bietet der Internist Ralph Thoms an seinem Praxisstan­dort Onkonett am Krankenhau­s Nettetal ambulante Tumorthera­pie an. „Die meisten Patienten bleiben gerne zuhause in ihrer vertrauten Umgebung. Schlafzeit­en, Essen, Tagesgesta­ltung und Besuch müssen sich so keiner Krankenhau­sroutine unterordne­n.“

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Der Nettetaler Onkologe Jochen Post beantworte­te eine Stunde lang Fragen am RP-Telefon. Gezielt ging es um Fragen von aktuellen wie ehemaligen Krebskrank­en und ihren Angehörige­n, was in Corona-Zeiten zu beachten ist.

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