Rheinische Post Viersen

Das Herzstück des Fohlen-Erfolgs

Teil 3: Mittelfeld/Außenbahn. Günter Netzer ist der Star der Klub-Geschichte. Doch es gab viele Top-Männer.

- VON SEBASTIAN HOCHRAINER UND KARSTEN KELLERMANN

Günter Netzer war ein Welt-Star, der Cristiano Ronaldo der 70er praktisch. Sportlich war er nicht zu stoppen, neben dem Platz ähnlich exzentrisc­h wie CR7 heute. Ohne Netzer hätte Borussia trotz aller Erfolge nie den Ruhm abbekommen. 1963 wurde er zum Profi in Gladbach, zehn Jahre später ging er zu Real Madrid: der „King vom Bökelberg“wechselte zu den „Königliche­n“. Doch Netzer allein hätte zuvor bei Borussia wenig ausrichten können, er hatte jede Menge Edel-Helfer. Hans-Jürgen Wittkamp und Christian Kulik gehörten dazu im Mittelfeld-Zentrum Anfang der 70er. Sie gehörten nach Netzers Wechsel weiter zu den Stützen der Fohlenelf.

Die folgenden Jahrzehnte hatten jeweils einen Leitwolf. In den 80ern war es Lothar Matthäus (von 1979 bis 1984), dann von 1994 bis 1998 Stefan Effenberg, der von 1987 bis 1990 schon mal bei Borussia war. Beide wechselten nach ihrem Erfolg in Gladbach zum FC Bayern. Granit Xhaka, der bislang letzte laute Anführer, ging lieber zum FC Arsenal nach London nach vier Jahren bei Borussia. Heute ist Denis Zakaria der dominante Mann im Zentrum, doch kein „aggressive Leader“wie seine Vorgänger.

Auf Borussias Außenbahn spielte der einzige Weltfußbal­ler der Klub-Geschichte. Allan Simonsen erhielt 1977 den Ballon d’Or. Herbert „Hacki“Wimmer war dagegen der große Arbeiter für die Künstler wie Netzer und Simonsen, aber nicht minder wertvoll. Das traf auch auf Ulrik le Fevre Anfang der 70er zu.

Ewald Lienen gehörte Ende der 70er und Mitte der 80er auch zu den Besten auf den Außen, Peter Wynhoff begeistert­e in den 90ern. Er war der Edel-Techniker im Pokalsiege­r-Team 1995. Doch der Mann mit dem größten Spektakel-Potenzial bleibt Juan Arango, der die Fans in der Zeit von 2009 bis 2014 mit seinem linken Fuß und den damit erzielten zahlreiche­n Traumtoren begeistert­e.

Kürzlich hat der Klub ein Highlight-Video mit Arangos schönsten Treffern veröffentl­icht. Ein Überbleibs­el des Venezolane­rs ist der Spitzname von Patrick Herrmann,

Arango nannte ihn „Flaco“(der Dünne). Der 29-Jährige ist aktuell die größte Identifkat­ionsfigur im Borussia-Kader. So weit hat es Thorgan Hazard trotz 90 Torbeteili­gungen in 182 Pflichtspi­elen nicht geschafft.

Karsten Kellermann: In der Zentrale gibt es die Mischung aus Power und Genialität mit Lothar Matthäus und Günter Netzer. Netzer mit Stefan Effenberg wäre spannend, aber zu divenhaft. Auf Außen muss „Hacki“Wimmer dabei sein – und dazu Allan Simonsen. Wobei Peter Wynhoffs Moves und Juan Arangos

linker Fuß die Nominierun­g sicher verdient hätten.

Sebastian Hochrainer: Die Frage kann nur sein, wer der Nebenmann von Günter Netzer im Zentrum wird. Und da ist das Rennen besonders eng, aber ich entscheide mich für Denis Zakaria. Weil er schon so gut ist und noch viel besser werden kann. Er ist mehr Gesamtpake­t als alle anderen. Auf den Außen ist der einstige Weltfußbal­ler Allan Simonsen die erste Wahl, und auch wenn es wehtut, Herbert Wimmer nicht zu nominieren, komme ich am linken Fuß von Juan Arango einfach nicht vorbei.

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