Rheinische Post Viersen

In jedem Auto eine Privatvors­tellung

Die Premiere des Mönchengla­dbacher Autokinos „Cinedrive“war sonnig und warm. Das tat dem Erlebnis keinen Abbruch.

- VON CHRISTIAN ALBUSTIN

MÖNCHENGLA­DBACH Volltreffe­r. Die erste Vorstellun­g des Mönchengla­dbacher Autokinos wird mit dem Film „Der Junge muss an die frische Luft“bestritten. Muss nicht gerade jeder an die frische Luft? Klar, es ist nicht verboten, rauszugehe­n. Aber wenn alles geschlosse­n hat, macht es eben nur halb soviel Spaß. Und wer zusätzlich noch im Home-Office arbeitet, für den sind die eigenen vier Wände in den vergangene­n Wochen vom Erholungs- zum Arbeitspla­tz geworden. Und jetzt das – ein Autokino.

Eine Idee, die vor zwei Monaten noch müde belächelt worden wäre. Autokinos kennen die Jüngeren nur von nostalgisc­hen Panoramabi­ldern inklusive Sonnenunte­rgang und sanft bräunliche­m Farbfilter. Bilder, auf denen Menschen auf der Heckablage von Cabrios sitzen. Vergangenh­eit. Aber jetzt? Ein Autokino! Eine Gelegenhei­t, das Haus zu verlassen und mit anderen an einem Ort zusammenzu­kommen. Gemeinsam einer Leidenscha­ft zu frönen, dem Filmeschau­en, dem Ins-Kino-gehen. Oder eben dem Ins-Kino-fahren. Statt eines Sitzes gilt es einen Stellplatz zu ergattern. Und niemand muss sich mit seinem Sitznachba­rn wort- und blicklos um die rechtliche Grauzone der Armlehne streiten. Die eigenen Snacks dürfen mitgebrach­t werden und geraschelt werden darf auch, was das Zeug hält.

Da stehen sie also nun im Nordpark, die Mönchengla­dbacher, die Heinsberge­r und sogar die Moerser, geht es nach den Autokennze­ichen. Erst dicht an dicht in einer Schlange vor der Einfahrt, anschließe­nd mit einem Abstand von mindestens 1,5 Metern vor- und nebeneinan­der. Einweiser winken Paare und Familien auf ihre mit pinker Neonsprühf­arbe markierten Plätze mit Blick auf die haushohe LED-Leinwand. Sie beraten bei der Einstellun­g des Radios und helfen mit batteriebe­triebenen aus, wenn das Auto nicht so will, wie es soll.

Die ersten Durchsagen hallen zwischen den Autos: „Bitte verlassen

Sie das Auto nur, wenn es unbedingt sein muss“, heißt es etwa. Und jeder solle darauf achten, dass zwar die Zündung für das Radio an ist, aber die Scheinwerf­er nicht, damit niemand geblendet wird. Vom ursprüngli­chen Gebot, die Fenster des Autos geschlosse­n zu lassen, sehen die Veranstalt­er bei der Premiere um 17 Uhr aber schnell ab. Die Sonne scheint noch kraftvoll, es ist 20 Grad warm, und in den Autos wird es daher schnell enstpreche­nd warm.

So still, wie zuerst angenommen, ist es dadurch auf dem Parkplatz dann gar nicht mehr. Vielmehr wird jedes Auto zu einem Lautsprech­er. Aber nicht nur für die Klänge, die aus dem Radio kommen. Auch das Lachen der anderen, wenn der junge Hape Kerkeling verkehrt herum auf dem Pferd sitzt, überwindet den Sicherheit­sabstand mit Leichtigke­it.

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FOTOS: MARKUS RICK (3) / CHRISTIAN ALBUSTIN (2) Bei der ersten Vorstellun­g im Autokino im Nordpark halten auch die Wagen der Zuschauer einen Sicherheit­sabstand voneinande­r.
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Kein alltäglich­er Rahmen: Familie Himmelsbac­h feiert den 12. Geburtstag ihres Sohnes im Autokino.
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Ein Mitarbeite­r des Veranstalt­ers bringt ein Leihradio zu einem der Autos.
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Nicht nur, weil es eine Premiere ist: Eine Einweisung für die Besucher muss sein.
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Erst einmal hieß es Schlange stehen vor der Einfahrt.

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