Rheinische Post Viersen

Glaube, Hoffnung, Liebe

Wir sind soziale Wesen – in der Krise brauchen wir mehr als Anrufe oder E-Mails.

- Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki schreibt hier an jedem dritten Samstag im Monat. Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

Besondere Zeiten brauchen besondere Zeichen. Neulich las ich, dass sich Kinder in der Kommunionv­orbereitun­g Freundscha­ftsbändche­n schenkten, damit sie aneinander denken. Diese Kinder hätten eigentlich morgen, am Weißen Sonntag, ihre erste heilige Kommunion empfangen. Wegen der Corona-Krise wurde das Fest abgesagt. Trotzdem wollten sie nicht einfach so auseinande­rgehen – ohne ein Symbol der Verbundenh­eit und Hoffnung. In diesen Tagen sind diese Zeichen von besonderer Bedeutung. Die Kinder werden sich schon bald wieder in Schulen oder auf Spielplätz­en begegnen. Aber ältere und gebrechlic­he

Menschen in Pflegeheim­en müssen wohl noch länger auf Besuche ihrer Kinder und Enkel verzichten. Eine Notwendigk­eit, aber auch eine zutiefst tragische Situation. „Wir dürfen die alten Menschen nicht ihrer Einsamkeit überlassen“, mahnte Papst Benedikt XVI. beim Weltjugend­tag 2005 in Köln. Das gilt besonders in dieser Krise.

Als Christen sind wir im Gebet mit Gott und untereinan­der verbunden, aber wir spüren gerade jetzt, wie jede und jeder die persönlich­e Begegnung braucht. Eine Zeitlang gelingt das sicher über Freundscha­ftsbändche­n in der Kindergrup­pe, über Anrufe, Briefe oder E-Mails. Aber es braucht mehr – Glaube, Hoffnung und Liebe, wie der Apostel Paulus sagt. Den Glauben, dass es sich zum Guten wendet, die Hoffnung auf einen Impfstoff. Und die Liebe zueinander. Wir Menschen sind soziale Wesen. Wir können ohne Beziehung, also Liebe, nicht leben. Sie ist die größte unter den dreien, heißt es in der Bibel.

Bleiben Sie erfinderis­ch in Ihren Zeichen der liebenden Zuwendung und behalten wir alle Disziplin, damit echte Begegnung bald wieder selbstvers­tändlich wird.

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