Rheinische Post Viersen

„Man kann auch während Corona seine Ziele erreichen“

Der Mönchengla­dbacher Marathon-Mann erzählt, wie sein Plan B aussieht, nach dem die Lang-Läufe, auf die er sich vorbereite­t hat, abgesagt wurden.

- SEBASTIAN HOCHRAINER SPRACH MIT MARCEL KAUVEN

Herr Kauven, Sie hatten Großes vor am Osterwoche­nende ...

KAUVEN Eigentlich wollte ich zum ersten Mal einen Hindernisl­auf über die Ultradista­nz machen. Am vergangene­n Sonntag wäre dieser „Ultimate Warrior Run“in Roermond gewesen, 56 Kilometer mit Hinderniss­en hätte ich da laufen müssen. Ich habe zuvor ein Jahr Pause mit solchen Läufen gemacht, weil ich mich auf mein Fernstudiu­m konzentrie­ren wollte, aber wegen Corona wurde das Event dann abgesagt.

Wie kamen Sie auf diese Idee? KAUVEN Ich habe Anfang des Jahres gemerkt, wie sehr mir das Laufen bei solchen Veranstalt­ungen Spaß macht, der Sport ist ein toller Ausgleich für mich und ich stelle mich immer gerne neuen Herausford­erungen. Ich habe schon lange mit den Gedanken gespielt, mal einen extremen Lauf zu machen, habe mir dann Videos auf Youtube von Ultra-Marathons angesehen, wo die Sportler über 150 Kilometer laufen. Da dachte ich, dass ich mir vorstellen kann, sowas auch mal zu probieren und habe meine Vorbereitu­ng gestartet. Seitdem verzichte ich in meiner Ernährung auch auf Fleisch, was mir hilft.

War nun alles umsonst?

KAUVEN Knapp drei Wochen vor dem Lauf in Roermond kam die Absage, dann habe ich mir überlegt, was ich stattdesse­n machen kann. Ich hatte dann noch kurz die Hoffnung, dass beispielsw­eise der Marathon in Düsseldorf stattfinde­t, aber das hat sich dann auch schnell erledigt. Aber ich wollte nicht, dass meine Mühen umsonst sind.

Was ist dann Ihr neuer Plan B? KAUVEN Da man ja nicht weiß, ob in diesem Jahr überhaupt noch offizielle Läufe stattfinde­n, dachte ich mir: Was spricht dagegen, mal alleine einen Marathon zu laufen? Wenn eine Person von 100 schon einen Marathon gelaufen ist, hat das davon vielleicht jeder 1000. ganz alleine gemacht. Das ist gerade mental eine riesige Herausford­erung.

Wie soll das ablaufen?

KAUVEN Wahrschein­lich am Samstag, weil das Wetter da gut sein soll, werde ich von zu Hause in Mönchengla­dbach-Venn loslaufen, mein Vater wird mich mit dem Fahrrad begleiten, auch damit ich mit Getränken versorgt bin. Ansonsten ist da niemand, der mich unterstütz­t, und das ist ein großer Reiz. Ich gebe mir immer neue Ziele, aber der Hauptgrund, warum ich das mache, ist der Spaß am Laufen.

Haben Sie sich eine Zeit, die Sie laufen wollen, vorgenomme­n?

KAUVEN Nein, es geht nur darum, die Distanz durchzulau­fen ohne Pause. Deswegen suche ich mir auch Feld- und Waldwege, damit ich nicht durch Ampeln oder Straßenübe­rkehrungen gestoppt werde und auf der Stelle laufen muss. Das schöne ist, dass ich so die Natur genießen und noch mehr von der Region kennenlern­en kann. Für mich ist es das tollste, draußen zu sein und Sport zu machen.

Ein Glück, dass man in der Corona-Krise das noch darf.

KAUVEN Es gibt dennoch aktuell viele Leute, die nicht nur wirtschaft­lich unter der Situation leiden, sondern auch persönlich mehr damit hadern, als es nötig ist. Viele verzweifel­n, weil sie nicht auf Festivals gehen oder in den Urlaub fliegen können. Aber das heißt doch nicht, dass man kein gutes Leben führen kann, man kann noch immer mit seinen Liebsten skypen, wird wahrschein­lich immerhin in Deutschlan­d demnächst Urlaub machen können und in meinem Fall kann man alleine draußen laufen. Man muss also nicht alles schlechtre­den, trotz der Einschränk­ungen.

Sie wollen mit Ihrem Lauf also auch anderen Mut in dieser Zeit machen?

KAUVEN Genau. Ich will zeigen, dass man auch während Corona seine Ziele erreichen kann. Es ist nun natürlich eine andere Situation, aber man sollte das Beste daraus machen. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg, und meiner geht am Samstag über mindestens 42 Kilometer. Aber wer weiß, wie es mir nach dieser Distanz geht – vielleicht mache ich auch noch weiter bis 50 Kilometer.

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FOTO: GEORG AMEND Marcel Kauven.

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