Rheinische Post Viersen

Heiraten in Zeiten von Corona

Angesichts der Pandemie müssen viele Paare ihre Feste absagen – auch etliche Unternehme­r müssen umplanen und stehen vor neuen Herausford­erungen. Im Standesamt wird zwar noch getraut, allerdings nur unter strengen Auflagen.

- VON JULIA WEISE

MÖNCHENGLA­DBACH Es sollte einer der schönsten Tage im Leben zweier Liebenden werden: der Hochzeitst­ag. Gemeinsam mit Familien und Freunden wird auf das neue Lebenskapi­tel angestoßen, die Liebe gefeiert, getanzt und gegessen. Wegen der Corona-Pandemie und der Verlängeru­ng des Kontaktver­bots und Veranstalt­ungstopps, müssen viele Paare ihre Feste absagen – oder allein feiern.

Dass dieser besondere Tag gleich zweimal verschoben werden muss, das haben sich Marc Bolik und Volker Heymanns bei ihrer Verlobung nicht gedacht. Ursprüngli­ch wollten sie in ihren Kennenlern­tag am 10. Mai reinfeiern. Aber das war ihnen etwas zu früh. Am 20. Mai sollte die Standesamt­liche Trauung im Rathaus Abteiberg stattfinde­n. Es war alles auf den Tag mit dem schönen Datum des 20. Mai 2020 abgestimmt: „Wir wollten ausschlafe­n, uns in Ruhe fertig machen, Fotos mit der Familie und den engsten Freunden machen und entspannt gemeinsam da rein gehen, die Trauung durchführe­n und essen gehen“, erinnert sich Bolik an das Vorhaben.

Nach Angaben der Stadt Mönchengla­dbach sind derzeit 56 Eheschließ­ungen für April terminiert, für Mai sind es 85. Das Standesamt Mönchengla­dbach hat bisher keine Eheschließ­ung abgesagt. Jedoch haben einige Brautpaare ihren Termin abgesagt. Eine Zahl könne allerdings nicht benannt werden, heißt es auf Anfrage. Bolik und Heymanns gehören dazu. Sie haben sich gegen die

Trauung entschiede­n, da im Moment nur Brautpaar und Standesbea­mtin sowie ein Dolmetsche­r, falls erforderli­ch, anwesend sein dürften. Keine Trauzeugen, Eltern oder Fotografen.

Die große Hochzeits-Party von Marc Bolik und Volker Heymanns sollte drei Tage später am 23. Mai als eine der ersten Hochzeitsg­esellschaf­ten in der frisch renovierte­n Kaiser-Friedrich-Halle (KFH) gefeiert werden. Vor einem Jahr hat sich das Paar für die begehrte Location entschiede­n, um gemeinsam mit 120 Gästen die Liebe hochleben zu lassen. Doch auch das soll vorerst nicht klappen.

Die Entscheidu­ng kann Sinan Heesen, Pächter der KFH, verstehen. „Wenn ich auf der anderen Seite sitzen würde und Bräutigam wäre, würde ich das genauso machen“, sagt Heesen: „Die Brautpaare sind verunsiche­rt, sie wissen nicht wie sie handeln sollen.“Heesen sucht daher frühzeitig das direkte Kundengesp­räch und berät die Paare. So war es auch bei Bolik und Heymanns: „Sinan Heesen hat uns die Angst vor den Kosten genommen. Wir haben keine Anzahlung, sondern uns darauf geeinigt, den kompletten Betrag drei Tage vor der Feier zu überweisen“, erklärt Marc Bolik.

Die größten Kosten hätten die Location und das Essen in Anspruch genommen. Der Veranstalt­er kümmert sich außerdem um Tischdeko und Technik. Das Hochzeitsp­aar hat sich zusätzlich zu den Einladunge­n um DJ und Fotografin gekümmert.

Ist diese Flexibilit­ät für das Brautpaar eine Erleichter­ung, stellt sie den Veranstalt­er vor neue Herausford­erungen.

Bis August werden alle Buchungen abgesagt, sagt Heesen. Erste Hochzeits-Ersatzterm­ine vergibt Heesen wieder ab September. Das Problem daran: „Jetzt werden alle Veranstalt­ungen in den Herbst gestopft. Dafür habe ich aber gar nicht die Manpower, wenn es soweit ist.“

Denn Hochzeiten machen nur 50 Prozent von Heesens Geschäft aus. Hinzu kommen Live-Veranstalt­ungen, Tourneen und Konzerte, die nach dem Erlass der Landesregi­erung mindestens bis zum 31. August nicht stattfinde­n dürfen. Was danach kommt, ist weiterhin offen. „Das stellt uns vor nie da gewesene Voraussetz­ungen. Ersatzterm­ine blockieren sonstige Veranstalt­ungsmöglic­hkeiten“, so Heesen. „Von meiner Seite hätte es jetzt endlich losgehen können, wir wären pünktlich im Mai fertig.“

Marc Bolik und Volker Heymanns wären auch schon längst soweit gewesen. Sie wollen ihren Gästen aber vorerst noch kein neues Hochzeitsd­atum nennen. Was sie am 20. und 23. Mai stattdesse­n machen, wissen beide noch nicht. Hauptsache sie verbdringe­n den Tag zusammen.

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FOTO: BOLIK/HEYMANSS Marc Bolik (r.) und Volker Heymanns wollen nicht in Zeiten von Corona heiraten. Dieses Bild haben sie für die Hochzeitse­inladungen machen lassen.

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