Rheinische Post Viersen

„Einsatzfäh­igkeit ist gefährdet“

Bei der Freiwillig­en Feuerwehr Tönisvorst rumort es immer noch. Bereits vor Monaten ist die Vorster Löschzugfü­hrung zurückgetr­eten. Jetzt drohen weitere Mitglieder damit, ihre ehrenamtli­che Arbeit einzustell­en.

- VON STEPHANIE WICKERATH

TÖNISVORST Sie fühlen sich im Stich gelassen, die Mitglieder des Löschzugs Vorst der Freiwillig­en Feuerwehr. Aus einem E-Mail-Austausch, der der Redaktion anonym zugeschick­t wurde, geht hervor, dass Kai Hebben, Stephan Kottal und Albert Roesges, die alle drei bereit sind, Führungspo­sitionen bei der Feuerwehr Tönisvorst zu übernehmen, befürchten, „diese Lage“nicht mehr „beherrsche­n“zu können. Sie bitten deshalb Bürgermeis­ter Thomas Goßen (CDU), „zum wiederholt­en Male um Ihre Mithilfe, den Löschzug Vorst nicht zu verlieren“.

Gesendet wurde die letzte E-Mail am 31. März. Bis heute ist keine Entscheidu­ng zum Thema „neue Führungsst­ruktur“gefallen, und das, obwohl Hebben, Kottal und Roesges in ihrem Schreiben deutlich machen, dass sie „die Einsatzfäh­igkeit des Löschzugs Vorst spätestens ab Mai extrem gefährdet“sehen. Bürgermeis­ter Goßen möchte sich nicht öffentlich äußern, versichert auf Anfrage unserer Redaktion nur, dass eine Lösung in Sicht sei, und betont: „Die gesamte Feuerwehr liegt uns allen am Herzen, und wir nehmen die Sache sehr ernst.“

Das Problem ist nicht neu. Der „Sachverhal­t Feuerwehr“steht seit einem Jahr im Raum. Dabei geht es vor allem um die Wehrführun­g, bestehend aus Wehrführer Rolf Peschken und seinem Stellvertr­eter HansGerd Wolters. Lange wurde hinter verschloss­enen Türen über die Probleme gesprochen, ohne dass etwas an die Öffentlich­keit drang. Erst als Toni van Cleef im November sowohl das Amt des stellvertr­etenden Wehrführer­s als auch die Löschzugfü­hrung Vorst niederlegt­e und mit ihm mehrere Ehrenamtle­r aus der Führungsri­ege des Vorster Löschzugs zurücktrat­en, wurden öffentlich, dass es Unstimmigk­eiten innerhalb der Feuerwehr Tönisvorst gibt. Was genau die Ursache des Konflikts ist, bleibt allerdings unklar. Auf Nachfrage bei der Feuerwehr heißt es stets: kein Kommentar.

Im November wurde auch bekannt, dass Wehrführer Peschken dem Bürgermeis­ter bereits im März 2019 mitgeteilt hat, dass er mit Ende der Amtszeit im September 2021 aus dem Dienst ausscheide­n möchte und als Nachfolger Jens Griese vorschlägt. Aus dem E-Mail-Verkehr, der unserer Redaktion zugespielt wurde, geht hervor, dass Peschken nun bereits zum 31. März 2021 aus dem Amt scheiden möchte. Als Nachfolger bleibt Jens Griese aus St. Tönis im Gespräch. Die Vorster stimmen dem zu und schlagen vor, dass Frank Meier (St. Tönis) und Albert Roesges (Vorst) ab sofort die Stellvertr­eter des Wehrführer­s werden und das auch unter Jens Griese bleiben.

Das will aber der Löschzug St. Tönis nicht. Er hält an Hans-Gerd Wolters als stellvertr­etendem Wehrführer bis zum 31. März 2021 fest. Die Vorster machen Druck und teilen mit, Hebben und Kottal würden die vakante Löschzugfü­hrung in Vorst übernehmen, wenn eine Entscheidu­ng zur neuen Wehrführun­g getroffen würde. Auch die zurückgetr­eten Ausbilder des Löschzugs Vorst würden ihre Arbeit wieder aufnehmen.

Anfang März gibt es ein vertraulic­hes Gespräch mit dem Bürgermeis­ter und dem Löschzug St. Tönis – mit dem Ergebnis, dass der Löschzug St. Tönis Jens Griese als neuen Wehrführer ab April 2021 und Albert Roesges als einen von zwei Stellvertr­etern akzeptiert. Allerdings spricht sich der Löschzug dafür aus, dass Hans-Gerd Wolters nicht sofort in seiner Funktion als stellvertr­etender Wehrführer von Frank Meier abgelöst wird, wie es die Vorster Kameraden vorgeschla­gen haben, sondern bis zum Ausscheide­n von Peschken im Amt bleibt.

Am 10. März schreiben Hebben, Roesges und Kottal an Bürgermeis­ter Goßen, dass sich alle 37 Mitglieder des Vorster Löschzugs dafür ausgesproc­hen haben, dass Löschzugfü­hrung und stellvertr­etende Wehrführun­g getrennt werden sollen und Wolters deshalb in der Wehrführun­g sofort von Frank Meier abgelöst werden soll. Bürgermeis­ter und Stadtrat mögen die „finale Entscheidu­ng“zu der Angelegenh­eit bis spätestens 31. März treffen, fordern die Vorster.

Am Abend des 29. März schreibt Bürgermeis­ter Goßen zurück, eine Ratsentsch­eidung sei aufgrund der Corona-Pandemie derzeit nicht möglich. Seitdem steht die Kuh auf dem immer dünner werdenden Eis.

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FOTO: LÖSCHZUG VORST Mitglieder des Löschzugs Vorst im Einsatz (Archivfoto).

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