Versetzte Tische und Stundenpläne
Am heutigen Donnerstag startet in den Schulen in NRW der Unterricht für die Abschlussklassen. Viele, aber nicht alle Schulleiter sehen ihre Schulen gut vorbereitet, die Schüler werden in kleinen Gruppen und oft zeitversetzt unterrichtet.
DÜSSELDORF Kurz vor der schrittweisen Öffnung der Schulen in NRW sehen sich längst nicht alle Schulleiter gut vorbereitet. Insbesondere die Frage, ob sie die hygienischen Standards tatsächlich einhalten könnten, treibe viele um, sagte Harald Willert, Vorsitzender der Schulleiter-Vereinigung NRW, unserer Redaktion. Auch fühlten sich nicht alle durch die Schulträger, die Kommunen, gut betreut. „Es gibt Schulträger, die offenbar die erforderlichen Begehungen nicht oder nicht richtig durchgeführt haben“, so Willert und verwies auf entsprechende Rückmeldungen von Schulleitern. Ob es sich dabei um Ausnahmen handele, könne er nicht einschätzen.
Am heutigen Donnerstag öffnen Nordrhein-Westfalens Schulen erstmals seit Mitte März wieder die Tore. Zunächst sollen nur Schüler kommen, die Abschlussprüfungen der Klasse 10 oder das Abitur ablegen. Für Abiturienten ist die Teilnahme an den Prüfungsvorbereitungen freiwillig.
Die Landesregierung zeigte sich am Mittwoch überzeugt, dass alle Schüler ihre Prüfungen wie geplant ablegen können. „Die Vorbereitungen laufen weitgehend gut“, sagte Schulstaatssekretär Mathias Richter vor dem Schulausschuss im Landtag. Eine Abfrage habe ergeben, dass meist 65 bis 70 Prozent der Lehrkräfte in den Schulen zur Verfügung stünden, in manchen Schulen sogar 90 Prozent. Diese Lehrer stünden im Schnitt nur zehn Prozent der sonstigen Schülerschaft gegenüber. „Das ist eine sehr stabile Situation“, sagte Richter. Es gebe aber große Unterschiede
zwischen den Schulen.
Viele Lehrer gehören den Risikogruppen an. Dazu zählen etwa Menschen, die unter Vorerkrankungen wie Diabetes sowie Herzoder Lungenproblemen leiden oder über 60-Jährige. Letzteren ist freigestellt, ob sie Präsenzunterricht erteilen wollen, stellte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) im Landtag klar. Wer Angehörige pflege, die den Risikogruppen angehören, könne ebenfalls zu Hause bleiben.
In puncto Hygiene stuften Richter zufolge die meisten Schulen es als „machbar und in Ordnung“ein, die Standards einzuhalten. Hier gebe es aber auch Probleme und die Kritik, dass manche Schulträger in dieser Hinsicht nicht genug täten, räumte er ein. Die Landesregierung habe aber frühzeitig Kontakt zu den Kommunen aufgenommen, zuletzt vor einer Woche: „Die Schulträger erklärten sich mit den Regeln einverstanden und sagten zu, die Schulen in einen ordnungsgemäßen Zustand zu versetzen“, stellte Gebauer klar.
Die Grünen warfen der Ministerin vor, Schüler und Lehrer unverantwortlichen Gesundheitsgefahren auszusetzen. In einem gemeinsamen Schreiben an Armin Laschet (CDU) appellierten führende Grüne ein letztes Mal an den Ministerpräsidenten, den Unterrichtsstart zu verschieben. In dem Brief, der unserer Redaktion vorliegt, heißt es, die Landesregierung habe die Schulöffnungen in NRW ohne ausreichende Vorbereitungen vorgenommen.