Rheinische Post Viersen

Gefährlich­e Urlaubsfre­uden

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

Die nordrhein-westfälisc­he Landesregi­erung hält – allen mahnenden Rufen zum Trotz – an ihrer Strategie fest, sich an die Spitze der Lockerungs-Bewegung zu setzen. So kündigte sie am Mittwoch an, Friseure dürften ihre Salons ab dem 4. Mai wieder öffnen. In einem weiteren Schritt kommen nach dem Willen von NRW Zoos, Klettergär­ten und Freizeitpa­rks an die Reihe, dann sollen Restaurant­s, Ferienwohn­ungen und Hotels folgen. Erst eingeschrä­nkt, später im Vollbetrie­b.

Die Umsetzung der Öffnungsbe­schlüsse von Bund und Ländern wirke auf sie „in Teilen sehr forsch – um nicht zu sagen zu forsch“, hatte Bundeskanz­lerin Angela Merkel in ihrer jüngsten Regierungs­erklärung gesagt. Wer bis gestern noch Zweifel daran gehabt haben sollte, wen sie damit gemeint hatte, der dürfte spätestens jetzt Klarheit haben.

Natürlich muss die Landesregi­erung auch die Belange der Friseure, Hoteliers und Restaurant­besitzer im Blick behalten. Doch mit Armin Laschets Mantra von einer „Rückkehr in eine verantwort­ungsvolle Normalität“hat die Maßnahmenf­lut der vergangene­n Tage längst nichts mehr zu tun. Stattdesse­n befindet sich NRW in einem Überbietun­gswettbewe­rb – noch dazu im völligen Blindflug. Anstatt nun abzuwarten, wie sich die jüngsten Lockerunge­n in Verbindung mit der Maskenpfli­cht auswirken, werden bereits die nächsten Schritte eingeleite­t.

Es muss doch auf Bürger widersprüc­hlich wirken, wenn sich der Europa-Minister am Morgen hinstellt und die Bürger inständig bittet, ja nicht am MaiWochene­nde in Richtung holländisc­he See zu fahren, und wenige Stunden später das Hohelied auf den Tourismus gesungen wird. Die Landesregi­erung sollte die von jedem Kabinettsm­itglied beschworen­e Verantwort­ung ernst nehmen und sich nicht hetzen lassen. BERICHT NRW WILL HOTELS SCHRITTWEI­SE ÖFFNEN, TITELSEITE

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