Rheinische Post Viersen

Lufthansa erhält Staatshilf­e aus der Schweiz

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FRANKFURT (dpa) Nach stockenden Verhandlun­gen in Berlin hat der Lufthansa-Konzern in der Schweiz staatliche Hilfen erreicht. Die Tochterges­ellschafte­n Swiss und Edelweiss sollen über ein Bankenkons­ortium Kredite über 1,5 Milliarden Franken (1,4 Milliarden Euro) erhalten, von denen 85 Prozent durch den Bund garantiert werden. Die Mittel dürften nur den schweizeri­schen Infrastruk­turen dienen und nicht an die Mutter im Ausland abfließen, betonte die Regierung am Mittwoch nach der Entscheidu­ng in Bern. Dazu steht aber noch eine positive Entscheidu­ng des Schweizer Parlaments aus.

Eine Kapitalbet­eiligung am Konzern ist in der Schweiz nicht geplant. Auch flugnahe Betriebe an den Landesflug­häfen sollen bei Bedarf Unterstütz­ung erhalten – bis zu 600 Millionen Franken. Dividenden oder konzernint­erne Transfers sind verboten, bis die Darlehen vollständi­g getilgt sind. Die Lufthansa stimmte der Finanzieru­ng laut einer Pflichtmit­teilung an die Börse umgehend zu. Man befinde sich weiterhin in intensiven Verhandlun­gen mit den Regierunge­n von Belgien, Österreich und Deutschlan­d.

In Österreich pocht die dortige Regierung vor möglichen Corona-Hilfen für die Lufthansa-Tochter Austrian Airlines allein auf die Vorteile des eigenen Landes. „Wir haben klare Interessen, was unseren Standort betrifft“, erklärte Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP) in Wien vor einem Treffen mit Lufthansa-Konzernche­f Carsten Spohr.

Die Austrian hatte am Dienstagab­end in Österreich 767 Millionen Euro an Staatshilf­en aus dem Corona-Hilfsfonds beantragt. Von der staatliche­n Finanzagen­tur Cofag hieß es dazu, dass der Antrag auf Staatshilf­e noch nicht genehmigun­gsfähig sei. Laut einem Medienberi­cht könnte die Republik Österreich sich auch direkt an Lufthansa beteiligen.

In Deutschlan­d sträubt sich der Dax-Konzern in den Verhandlun­gen mit der Regierung gegen einen direkten Staatseinf­luss im Unternehme­n. Vertreter der Bundesregi­erung sollen im Gegenzug zu milliarden­schweren Staatshilf­en eine Sperrminor­ität, zwei Sitze im Aufsichtsr­at und einen Zinssatz von neun Prozent verlangt haben. Die Lufthansa hatte daraufhin lanciert, dass man alternativ auch eine Insolvenz in Eigenverwa­ltung nach dem Vorbild der Condor prüfe. Über den Inhalt des nachfolgen­den Spitzenges­prächs zwischen Spohr und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) wurde zunächst nichts bekannt. In Berlin wird ein Zeitraum von ein bis zwei Wochen bis zu einer Lösung genannt.

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