Als Borussia erstmals Meister wurde
Mit dem Titel 1970 begann unter Trainer Hennes Weisweiler eine glorreiche Zeit.
MÖNCHENGLADBACH Es gibt zwei Fotos, die das, was die legendäre Fohlenelf von Borussia Mönchengladbach ausmachte, charakterisieren. Das eine entstand am 30. April 1970, vor genau 50 Jahren also, nach dem 4:3-Sieg gegen den Hamburger SV, mit dem die erste der fünf Meisterschaften der Gladbacher fix gemacht wurde. Hennes Weisweiler, der Meistertrainer, stemmt die Meisterschale in die Höhe, um ihn herum sitzen dicht gedrängt seine Spieler. Borussia war eine Einheit, das war ein Merkmal dieser wundervollen Mannschaft, die in den Jahren danach eine der besten der Welt werden sollte.
Das zweite Bild zeigt Weisweiler im Dialog mit seinem Star Günter Netzer, die beiden Männer sitzen auf Bällen und plaudern über Fußball. „Da ging es los, das war der Anfang von allem, glaube ich. Weisweiler hat auf Netzer gehört – und Netzer auf Weisweiler. Sie waren nicht immer einer Meinung, aber genau das war wichtig“, sagte Winfried Schäfer unserer Redaktion. Der heutige Trainer-Globetrotter war als Jungspund ein Teil des Meisterteams. Netzer war es, der Weisweiler in einer dieser Debatten, in denen es auch mal laut werden konnte, überzeugte, die Abwehr zu verstärken, um endlich den ersten Titel zu holen. Klaus-Dieter Sieloff und
Luggi Müller kamen 1969 und gaben Stabilität, Borussia stürmte auf den Thron.
Borussia widmet nun Weisweiler und dem Tag der ersten Meisterschaft eine Ausstellung in ihrem Vereinsmuseum, der „Fohlenwelt“. Die ist derzeit wegen der Kontaktsperre geschlossen. Doch ist die neue Schau, die „Weisweilers Meisterstück“heißt, bereit, wenn es wieder Publikum geben darf in Museen.
An jenem 30. April, an dem Borussia Mönchengladbach ihren Namen in die Landkarte des Weltfußballs einbrannte durch den Eintrag in die Liste der Bundesliga-Meister, wurde erst Fußball zelebriert und dann gezittert. 4:0 führte Gladbach, doch der HSV kam auf 3:4 heran. „Angstgefühle kamen auf“, berichtete Wolfgang Kleff, der Torhüter des Teams, rückblickend in einem dem Wirken Weisweilers gewidmeten Film. Der wird ebenfalls im Museum zu sehen sein, wenn es denn wieder geöffnet ist.
Für Weisweiler, der 1983 an einem Herzinfarkt starb, war es die erste Krönung seiner Arbeit in Gladbach, zwei weitere Meister-Titel, ein DFB-Pokalsieg und 1975 der Uefa-Cup-Triumph folgten.
Weisweiler war innovativ und kreativ, er war für Spieler wie Berti Vogts eine Vaterfigur und zugleich Vater der Fohlenelf, er war da für seine „Jungs“, forderte aber auch unerbittlich den Erfolg ein. „Weisweiler war ein Ausnahme-Trainer“, sagt Winfried Schäfer. Und der war am 30. April 1970, als Borussia erstmals Meister wurde, im Trainerolymp angekommen.