Bei Anruf Messe — wie die Kirchen öffnen
Unter besonderen Vorkehrungen bieten einige katholische Kirchen jetzt wieder Gottesdienste an.
KREIS VIERSEN Alles neu macht der Mai: Ab dem ersten dürfen die Kirchen wieder öffnen. Die Vorbereitungen dafür laufen schon seit Tagen. In Viersen in der St.-Remigius-Gemeinde wurde genau gemessen und durchgezählt: 82 Gläubige dürfen in der Pfarrkirche den Gottesdienst besuchen, das liturgische Personal und der Ordnungsdienst nicht mitgezählt; in jeder Kirche wird es zwei ehrenamtliche Kräfte geben, die auf die Einhaltung der Vorschriften achten. In das Gotteshaus St. Notburga passen trotz Mindestabstand sogar zwei Katholiken mehr, immerhin noch 28 sind es in der Pfarrkirche St. Joseph. Damit möglichst viele Gläubige kommen können, hat die Gemeinde die Zahl der Messen ausgeweitet. „So ist es möglich, dass maximal 720 Personen an einem Wochenende an einer Eucharistiefeier teilnehmen können“, erklärt Pfarrer Roland Klugmann. „Ob diese hohe Anzahl an Gottesdiensten auf Dauer notwendig ist, werden die ersten Wochenenden zeigen.“
Zwei Dinge sind anders als vor der Schließung der Gotteshäuser: Die Gläubigen müssen einen MundNase-Schutz tragen. Und: Sie müssen sich telefonisch im Pfarrbüro anmelden (Telefon: 02162 93140). Was auch vorher schon galt: Beim Friedensgruß reichen sich die Menschen in der Kirche nicht die Hand, sie nicken sich zu.
Auch die Gemeinschaft der Gemeinden St. Cornelius und Peter bietet unter Auflagen an diesem Wochenende an, in einzelnen Gemeinden Gottesdienste zu feiern; allerdings bleiben manche Kirchen geschlossen: „In den beiden kleineren Kirchen St. Ulrich und St. Peter können vorerst keine Gottesdienste gefeiert werden, weil die Einhaltung von Sicherheitsabständen und hygienischen Schutzbestimmungen dort aufgrund der baulichen Situation zum Teil unlösbare Fragen und Probleme aufwerfen“, sagt Pfarrer Jan Nienkerke. Die Familiengottesdienste von St. Ulrich werden bis auf Weiteres in die Corneliuskirche verlegt. In Dülken wird der Zugang zu den Messen über Platzkarten geregelt; wenn diese ausgegeben wurden, ist die Höchstteilnehmerzahl erreicht. Und bei der Eucharistiefeier werden die Hostien per Zange an die Gläubigen ausgehändigt.
Bei den evangelischen Kirchengemeinden wird am Wochenende noch auf Gottesdienste verzichtet. „Zurzeit prüfen und diskutieren wir alternative Formen von Gottesdiensten und stehen dabei im Austausch mit Nachbargemeinden und dem Kirchenkreis“, berichtet Hans Bretschneider, Pfarrer der evangelischen Kreuzkirche Viersen. „Einen Sonntagsgottesdienst werden wir vielleicht schon ab Mitte Mai anbieten, dann aber sicherlich in anderer Gestalt.“Dem Presbyterium liege daran, eine Gottesdienstform zu wählen, die auch unter „Corona-Bedingungen“sinnvoll und angemessen ist, so Bretschneider. So sieht es auch in der Dülkener Kreuzkirchengemeinde aus, die auf einen Präsenzgottesdienst am Sonntag verzichten wird. „Um die Vorgaben einzuhalten, dürften sich gerade mal 16 Gemeindeglieder über die ganze Kirche verteilt setzen – das entspricht rund 20 Prozent unserer durchschnittlichen Besucherzahl“, berichtet Pfarrer Mischa Czarnecki. „Das Singen und gemeinsame laute Beten stellt durch das tiefe Atmen dabei einen besonders großen Risikofaktor dar und ist deswegen nicht erlaubt; die Begegnung vor und nach dem Gottesdienst und bei unserem Kirchencafé sind nicht möglich“, bedauert Czarnecki.
In Nettetal werden ab 10. Mai Messen vorerst nur in St. Stephan in Lobberich gefeiert. Dafür ist es erforderlich, sich jeweils im Pfarrbüro Lobberich unter der Telefonnummer 02153 91410 für den gewünschten Gottesdienst anzumelden. Jeweils freitags, erstmals am Freitag, 8. Mai, von 9 bis 12 Uhr und von 15 bis 17 Uhr, besteht dazu die Möglichkeit.
Die Landeskirche wird am Donnerstag
ihre Pläne bekanntgeben, entsprechend folgt der Kirchenkreis Krefeld Viersen. Sprecherin Bettina Furchheim rechnet damit, dass frühestens an Pfingsten die evangelischen Kirchen im Kirchenkreis wieder besucht werden können. Pfarrer Andres Grefen aus Kaldenkirchen schreibt: „Wir sind sofort bereit, wieder mit Gottesdiensten zu beginnen – wenn man uns seitens der übergeordneten kirchlichen Stellen denn lässt.“
In Niederkrüchten sollen die katholischen Kirchen St. Bartholomäus und St. Laurentius wieder für Gottesdienste öffnen, kündigt Pastor Alexander Schweikert an. Dabei seien einige Regeln zu beachten. „Wir müssen dafür Sorge tragen, dass die Abstände eingehalten werden, die Besucher des Gottesdienstes müssen Schutzmasken tragen, Lieder können nicht gesungen werden, die Orgel wird allerdings spielen“, nennt Schweikert einige Beispiele. Eine Mundkommunion werde es weiterhin nicht geben.
Die evangelischen Kirchen im Kirchenkreis Gladbach Neuss öffnen vielerorts noch nicht am 10. Mai für Gottesdienste: Pfarrer Bernd Mackscheidt aus der Gemeinde Brüggen/ Elmpt setzt weiterhin auf das Internet: Er veröffentlicht ein tägliches Ein-Minuten-Gebet, zudem sind Sonntagspredigten aus der leeren Kirche auf Youtube zu sehen. Zu den Online-Angeboten gehören auch Auszeitandachten am Mittwoch und Gebete am Freitag um 12 Uhr.