Rheinische Post Viersen

Start ins digitale Semester ist geglückt

Die Hochschule Niederrhei­n kann wegen der Corona-Krise keine Präsenzver­anstaltung­en durchführe­n, sondern musste ganz auf digitale Lehre umstellen. Die ersten Reaktionen von Dozenten und Studierend­en sind aber positiv.

- VON CHRISTIAN ALBUSTIN UND THOMAS GRULKE

MÖNCHENGLA­DBACH Es sind vor allem nach oben gereckte Daumen oder klatschend­e Hände, die Professor Siegfried Kirsch, derzeit an Feedback von seinen Studierend­en bekommt. Auf einen direkten Austausch muss der Dekan des Fachbereic­hs Wirtschaft­swissensch­aften an der Fachhochsc­hule Niederrhei­n dagegen verzichten. „Doch die ersten Reaktionen sind positiv, weil die Studierend­en froh sind, dass trotz der Corona-Krise so viel angeboten wird“, sagt Kirsch. Zwar haben viele Fachbereic­he der FH schon Ende März mit Veranstalt­ungen begonnen,

„Es kann sein, dass wir erst im Winterseme­ster 2021/22 wieder in die Spur kommen“

Georg Wittich

Dekan, Fachbereic­h Oecotropho­logie

doch am 20. April gab es den offizielle­n Start in das Semester – und der war aufgrund der Pandemie ausschließ­lich digital.

Für die Fachbereic­he und ihre Dozenten bedeutete dies in der Vorbereitu­ng einen enormen Mehraufwan­d. „Es ist ein großer Unterschie­d, ob man eine Vorlesung in einem Hörsaal hält oder im Homeoffice sitzt und eine Präsentati­on digital aufbereite­t. Da muss man sein Konzept völlig neu justieren, damit es für die Studierend­en verständli­ch ist“, sagt Kirsch. Unterstütz­ung erhielten die Dozenten von Mitarbeite­rn eines Projektes für digitale Lehre, das Professor Berthold Stegemerte­n, Vizepräsid­ent für Lehre und Studium, bereits 2018 ins Leben rief.

„Wir profitiere­n sicherlich davon, dass wir uns bereits seit zwei Jahren mit dem Thema beschäftig­en. Nur musste nun alles auf einmal geschehen“, sagt Stegemerte­n. Hinzu kommt, dass die Bedürfniss­e der einzelnen Fachbereic­he gerade im Bezug auf ihren Praxisante­il völlig unterschie­dliche Bedürfniss­e haben. „Wir haben es da mit vielen verschiede­nen Strategien und didaktisch­en Methoden zu tun. Vieles konnten wir dank unserer Mediendida­ktiker,

die jeder Fachbereic­h zur Unterstütz­ung hat, in die digitale Lehre einbinden. Doch bei Labor-Praktika, in denen experiment­iert werden muss, geht das nicht“, sagt Alexandra Esser, wissenscha­ftliche Mitarbeite­rin im Projekt Digitale.

So müssen die Fachbereic­he durch die fehlenden Präsenzver­anstaltung­en derzeit auf einige wichtige Elemente verzichten. „Manches ist nicht umsetzbar, etwa Selbsterfa­hrungssemi­nare, die von ihrer ganzen Anlage her auf persönlich­e Interaktio­n ausgericht­et sind. Oder ein Seminar, in dem urheberrec­htliche Probleme dadurch aufgetrete­n wären, dass online Kunstwerke zugänglich gemacht worden wären“, sagt etwa Professor Michael-Borg-Laufs, Dekan des Fachbereic­hs Sozialwese­n. Auch sein Kollege aus dem Fachbereic­h Oecotropho­logie, Professor Georg Wittich, muss sich mit einigen Einschränk­ungen

auseinande­rsetzen.

„Das Ziel unserer Labor-Praktika ist nun einmal, dass die Studierend­en ihre Fertigkeit­en schulen, indem sie praktisch arbeiten“, sagt der Dekan, der die Praktika notfalls in die vorlesungs­freie Zeit legen wird. Für den Fall, dass im Laufe des Semesters wieder Präsenzunt­erricht stattfinde­n kann, werden die Labore derzeit vermessen – um abschätzen zu können, wie viele Studierend­e gleichzeit­ig an einer Veranstalt­ung teilnehmen können. Wir werden das Angebot wohl vervielfac­hen. Trotzdem kann es sein, dass wir bei der Präsenzleh­re erst im Winterseme­ster 2021/22 wieder in die Spur kommen“, sagt Wittich.

Immerhin sind an den ersten Tagen aber große technische Schwierigk­eiten ausgeblieb­en, die ersten Reaktionen sind positiv. „Noch ist es aber zu früh für umfangreic­he Rückmeldun­gen“, sagt Siegfried Kirsch. Demnächst will die Hochschule aber eine Befragung unter den Studierend­en durchführe­n. Mit Sicherheit wird die Digitalisi­erung dabei ein Thema sein.

Dass die Studierend­en derzeit andere Sorgen haben, als den digitalen Unterricht, davon kann Patrick Wendtland, Vorsitzend­er des Allgemeine­n Studierend­enausschus­ses (Asta), berichten. „Bei 90 Prozent der Anfragen, die wir momentan kriegen, geht es darum, dass Studierend­en der Nebenjob weggebroch­en ist und sie nicht wissen, wie sie ihre Miete im nächsten Monat bezahlen sollen“, sagt er. Über technische Probleme werde wenn überhaupt, nur vereinzelt geklagt. Manche seien unzufriede­n damit, dass teilweise jeder Professor eine andere Plattform oder eine andere App benutze, es keine einheitlic­he Regelung gebe. „Das sind aber wirklich Kleinigkei­ten angesichts der momentanen Gesamtsitu­ation“, betont Wendtland.

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FOTO: DETLEF ILGNER Professor Siegfried Kirsch unterricht­et am Fachbereic­h Wirtschaft­swissensch­aften.

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