Rasanter Anstieg der Arbeitslosigkeit
In der Corona-Krise gibt es zwölf Prozent mehr Arbeitslose. Für rund 28.000 Gladbacher wurde Kurzarbeit angemeldet.
MÖNCHENGLADBACH Es gab einmal ein Jobwunder in Mönchengladbach, das mehr als 100.000 Menschen eine sozialversicherungspflichtige Stelle brachte. Dieses Jobwunder endete ziemlich genau Mitte März, als die Corona-Pandemie die großen Schließungen brachte. Die Schneise, die die Krise in den Arbeitsmarkt geschlagen hat, ist gewaltig. Jedenfalls lesen sich die Zahlen so: Die Zahl der Arbeitslosen ist im April um genau 12,0 Prozent auf 13.874 Menschen in der Stadt gestiegen. Das teilte die Agentur für Arbeit am Donnerstagmorgen mit. Damit verzeichnete die Agentur 1490 mehr Arbeitslose als noch im März. Im Vergleich mit April 2020 ist die Zahl um 1371 Gladbacher gestiegen (plus 11,0 Prozent). Damit stieg auch die Arbeitslosenquote um 1,1 Prozentpunkte auf 9,9 Prozent.
Kurzfristig hat die Pandemie damit sogar noch krassere Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt in Mönchengladbach als zunächst von der Agentur befürchtet. Die Agentur hatte vor Ostern mit etwa 1000 neuen Menschen gerechnet, die sich arbeitslos melden würden. „Betroffen sind alle Berufszweige und Qualifikationsniveaus. Auch Fachkräfte sind darunter“, sagte Angela Schoofs, Geschäftsführerin der Arbeitsagentur, im Gespräch mit unserer Redaktion.
Dabei hat die Möglichkeit der Kurzarbeit die Arbeitslosigkeit sogar noch gemildert. Nach vorläufigen Daten haben bis 26. April genau 2048 Unternehmen in der Stadt Kurzarbeit angezeigt, und zwar für 28.315 Beschäftigte. Betroffen sind alle Branchen, insbesondere das Gastgewerbe, aber auch der Handel und andere Dienstleistungsbereiche. „Wie viel Kurzarbeit von den Unternehmen tatsächlich realisiert wurde und wie viele Menschen betroffen waren, werden wir aber erst in einigen Monaten sehen, wenn die Betriebe ihre Abrechnungslisten für den jeweiligen Kalendermonat eingereicht haben. Dafür haben sie drei Monate Zeit“, sagt Angela Schoofs.
Rechnet man diese Zahlen zusammen, dann sind bis zu etwa 30.000 Arbeitnehmer wirtschaftlich von der Pandemie betroffen. Also bis zu 30 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Stellen, von denen in den vergangenen Jahren so viele entstanden sind, gibt es entweder im Moment nicht mehr. Oder für sie ist Kurzarbeit angemeldet – und da sind die ganzen Selbstständigen, die um ihre Existenz bangen, noch gar nicht mit eingerechnet. „In einer ganzen Reihe von Branchen herrscht Verzweiflung, 21 Prozent der von uns befragten Unternehmen sind von der Insolvenz bedroht“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz in einer Stellungnahme zu den Arbeitsmarktzahlen.
Das Problem ist ja, dass der Jobmotor ins Stottern geraten ist. Unternehmen stellen ja auch deutlich weniger ein, so Steinmetz. „Vor diesem Hintergrund gehen wir davon aus, dass Menschen, die ihre Arbeit verloren haben, nun länger suchen müssen, um eine neue Stelle zu finden“, sagt Steinmetz.
Es gibt sie aber noch: Stellen, die neu besetzt werden mit Arbeitslosen. So konnten im April in Mönchengladbach 429 Personen in eine Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt (ohne Ausbildung) vermittelt werden. Auch der Zugang neu gemeldeter Arbeitsstellen ist nicht zum Erliegen gekommen, auch wenn es pandemiebedingt gegenüber dem Vormonat einen starken Rückgang gegeben hat. Die Arbeitgeber meldeten im April 199 neue Stellen für eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in der Stadt. Im März waren in Mönchengladbach 2283 sozialversicherungspflichtige Stellen unbesetzt gemeldet. „Gesucht werden weiterhin neue Mitarbeiter im Gesundheitsund Sozialwesen sowie im Handel, aber auch im Bereich von Verkehr und Lagerei wie auch im Baugewerbe und Verwaltungssektor“, sagt Susanne Käser, Geschäftsführerin Operativ der Arbeitsagentur.