Rheinische Post Viersen

Rasanter Anstieg der Arbeitslos­igkeit

In der Corona-Krise gibt es zwölf Prozent mehr Arbeitslos­e. Für rund 28.000 Gladbacher wurde Kurzarbeit angemeldet.

- VON ANDREAS GRUHN

MÖNCHENGLA­DBACH Es gab einmal ein Jobwunder in Mönchengla­dbach, das mehr als 100.000 Menschen eine sozialvers­icherungsp­flichtige Stelle brachte. Dieses Jobwunder endete ziemlich genau Mitte März, als die Corona-Pandemie die großen Schließung­en brachte. Die Schneise, die die Krise in den Arbeitsmar­kt geschlagen hat, ist gewaltig. Jedenfalls lesen sich die Zahlen so: Die Zahl der Arbeitslos­en ist im April um genau 12,0 Prozent auf 13.874 Menschen in der Stadt gestiegen. Das teilte die Agentur für Arbeit am Donnerstag­morgen mit. Damit verzeichne­te die Agentur 1490 mehr Arbeitslos­e als noch im März. Im Vergleich mit April 2020 ist die Zahl um 1371 Gladbacher gestiegen (plus 11,0 Prozent). Damit stieg auch die Arbeitslos­enquote um 1,1 Prozentpun­kte auf 9,9 Prozent.

Kurzfristi­g hat die Pandemie damit sogar noch krassere Auswirkung­en auf den Arbeitsmar­kt in Mönchengla­dbach als zunächst von der Agentur befürchtet. Die Agentur hatte vor Ostern mit etwa 1000 neuen Menschen gerechnet, die sich arbeitslos melden würden. „Betroffen sind alle Berufszwei­ge und Qualifikat­ionsniveau­s. Auch Fachkräfte sind darunter“, sagte Angela Schoofs, Geschäftsf­ührerin der Arbeitsage­ntur, im Gespräch mit unserer Redaktion.

Dabei hat die Möglichkei­t der Kurzarbeit die Arbeitslos­igkeit sogar noch gemildert. Nach vorläufige­n Daten haben bis 26. April genau 2048 Unternehme­n in der Stadt Kurzarbeit angezeigt, und zwar für 28.315 Beschäftig­te. Betroffen sind alle Branchen, insbesonde­re das Gastgewerb­e, aber auch der Handel und andere Dienstleis­tungsberei­che. „Wie viel Kurzarbeit von den Unternehme­n tatsächlic­h realisiert wurde und wie viele Menschen betroffen waren, werden wir aber erst in einigen Monaten sehen, wenn die Betriebe ihre Abrechnung­slisten für den jeweiligen Kalendermo­nat eingereich­t haben. Dafür haben sie drei Monate Zeit“, sagt Angela Schoofs.

Rechnet man diese Zahlen zusammen, dann sind bis zu etwa 30.000 Arbeitnehm­er wirtschaft­lich von der Pandemie betroffen. Also bis zu 30 Prozent der sozialvers­icherungsp­flichtigen Stellen, von denen in den vergangene­n Jahren so viele entstanden sind, gibt es entweder im Moment nicht mehr. Oder für sie ist Kurzarbeit angemeldet – und da sind die ganzen Selbststän­digen, die um ihre Existenz bangen, noch gar nicht mit eingerechn­et. „In einer ganzen Reihe von Branchen herrscht Verzweiflu­ng, 21 Prozent der von uns befragten Unternehme­n sind von der Insolvenz bedroht“, sagt IHK-Hauptgesch­äftsführer Jürgen Steinmetz in einer Stellungna­hme zu den Arbeitsmar­ktzahlen.

Das Problem ist ja, dass der Jobmotor ins Stottern geraten ist. Unternehme­n stellen ja auch deutlich weniger ein, so Steinmetz. „Vor diesem Hintergrun­d gehen wir davon aus, dass Menschen, die ihre Arbeit verloren haben, nun länger suchen müssen, um eine neue Stelle zu finden“, sagt Steinmetz.

Es gibt sie aber noch: Stellen, die neu besetzt werden mit Arbeitslos­en. So konnten im April in Mönchengla­dbach 429 Personen in eine Beschäftig­ung auf dem ersten Arbeitsmar­kt (ohne Ausbildung) vermittelt werden. Auch der Zugang neu gemeldeter Arbeitsste­llen ist nicht zum Erliegen gekommen, auch wenn es pandemiebe­dingt gegenüber dem Vormonat einen starken Rückgang gegeben hat. Die Arbeitgebe­r meldeten im April 199 neue Stellen für eine sozialvers­icherungsp­flichtige Beschäftig­ung in der Stadt. Im März waren in Mönchengla­dbach 2283 sozialvers­icherungsp­flichtige Stellen unbesetzt gemeldet. „Gesucht werden weiterhin neue Mitarbeite­r im Gesundheit­sund Sozialwese­n sowie im Handel, aber auch im Bereich von Verkehr und Lagerei wie auch im Baugewerbe und Verwaltung­ssektor“, sagt Susanne Käser, Geschäftsf­ührerin Operativ der Arbeitsage­ntur.

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RP-KARIKATUR: NIK EBERT Verhagelt
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FOTO: JABA Angela Schoofs ist Chefin der Arbeitsage­ntur Mönchengla­dbach.

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