Ethische Fragen auf der Intensivstation
Wenn Ärzte im Ernstfall über eine Rangfolge der Behandlung entscheiden müssen, sollten viele Kriterien abgewogen werden.
Die COVID 19-Pandemie hat die Gesundheitssysteme einiger hoch entwickelter Industriegesellschaften massiv überfordert. In Italien, Spanien und den USA konnten zeitweise dringend notwendige Intensivbehandlungen nicht mehr für alle Patienten durchgeführt werden. Eine erhebliche Zahl, vor allem älterer Menschen, musste sterben, weil die vorhandenen Beatmungsgeräte nicht ausreichten. In Deutschland dürfen wir auf Grund der jüngst erzielten Erfolge bei der Eindämmung des Virus darauf hoffen, eine derart dramatische Entwicklung vermeiden zu können. Dennoch sind wir
und Alter sind unterschiedliche Kriterien. Ein älterer Mensch kann im Einzelfall eine höhere Lebenserwartung haben als ein jüngerer Mensch, der an einer unheilbaren Krebserkrankung leidet. Zu bedenken ist ferner, dass Regeln, die Ältere tendenziell benachteiligen, auf lange Sicht alle betreffen – wenn die heute Jungen alt sind, werden sie denselben Regeln unterliegen.
Die Ethik kann auf die hier angesprochenen Fragen letztlich keine vollständig befriedigenden Antworten geben. In einer Situation absoluter Knappheit müssen – gleichgültig welche Kriterien sie empfiehlt – am Ende immer Patienten unversorgt bleiben. Dennoch ist es wichtig, die Mediziner auf den Intensivstationen mit ihren Entscheidungen nicht alleine zu lassen. Die Kriterien für die Zuteilung knapper medizinischer Ressourcen müssen auf breiter gesellschaftlicher Basis diskutiert werden.