„Die Wirkung der Baumfibel ist gleich null“
Viersens Grüne erneuern nach Fällungen ihre Forderung nach einer Baumschutzsatzung.
VIERSEN Mit ihrem Antrag auf eine Baumschutzsatzung für Viersen sind die Grünen im Jahr 2016 zwar gescheitert – aber die Stadt veröffentlichte eine Baumfibel über den richtigen Umgang mit Bäumen. Jetzt haben die Grünen den Antrag gestellt, ein Resümee zu ziehen. Angesichts aktueller Fällungen auf Streuobstwiesen sehen sie keinen positiven Effekt der Baumfibel, zumal auch der Kreis Viersen bei Kartierungen festgestellt habe, dass viele Obstbäume verschwunden sind.
„Wir haben mitbekommen, dass auf einer Streuobstwiese in Viersen-Heimer vor kurzem rund 20 Bäume von einem privaten Eigentümer gefällt wurden – trotz Baumfibel“, sagt Maja Roth-Schmidt, sachkundige Bürgerin der Grünen im Umweltausschuss der Stadt Viersen. „Diese Streuobstwiese steht im
Landschaftsplan unter Schutz. Dennoch sind dort seit 1990 rund 80 von 100 Obstbäumen verschwunden.“Martina Maaßen, Vorsitzende der Grünen Stadt Viersen und designierte Bürgermeisterkandidatin, ergänzt: „Der Kreis Viersen hat als Untere Landschaftsbehörde
im letzten Jahr eine Kartierung der Streuobstwiesen in Viersen vorgenommen. Das offizielle Ergebnis liegt noch nicht vor, doch jetzt schon lässt sich sagen, dass viele geschützte Obstbäume verschwunden sind.“
Zwar verbiete eine Baumschutzsatzung in der Regel nicht das Fällen
von Obstbäumen, argumentiert Ludwig Mertens, sachkundiger Bürger der Grünen im Umweltausschuss. „Doch damit sind einzelne Bäume oder Bäume in Obstplantagen gemeint. Einerseits stehen Streuobstwiesen im übergeordneten Landschaftsplan unter Schutz, andererseits lässt das Fällen von Obstbäumen auch Rückschlüsse auf die Behandlung anderer Bäume zu.“Eigentümer seien entweder schlecht informiert oder würden bewusst rechtliche Vorgaben missachten, kritisiert Mertens. „Die Baumfibel ist sicher gut gemeint, doch ihre Wirkung ist praktisch Null. Die Praxis zeigt: Wir brauchen eine Verankerung des Baumschutzes im kommunalen Satzungsrecht, die auch nicht gewerblich genutzte Obstbäume, Streuobstwiesen und Hecken einschließt.“Maja Roth-Schmidt: „Wir wollen wieder eine Baumschutzsatzung.“