Rheinische Post Viersen

Gute-Laune-Musik vom Garagendac­h

Alle Konzerte und Auftritte sind abgesagt. Die Kaldenkirc­hener Band Kleinstadt-Rokker hat die freie Zeit kreativ genutzt und einen neuen Song eingespiel­t: „Wie keine andere auf der Welt“. Jetzt steht der Videodreh dafür an.

- VON HERIBERT BRINKMANN

KALDENKIRC­HEN Die Kleinstadt-Rokker schreiben sich mit kk, nicht mit ck. Die beiden Buchstaben stehen für Kaldenkirc­hen. Auch das Autokennze­ichen zeigt kein VIE, sondern ein KK. Und auch das meint natürlich keineswegs das „Königreich Kempen“, sondern Kaldenkirc­hen. Damit hört aber der Lokalpatri­otismus auch schon auf.

Die fünf Bandmitgli­eder kommen halt aus Kaldenkirc­hen, man kennt sich von Treffen in den Kneipen, vom Einkaufen oder vom Sport. Der Sänger Jörg Simonett ist der Kopf der Band. Musik war immer schon sein Hobby, mit einer eigenen Band stieß man in neue Dimensione­n vor. Seit 2012 gibt es die Kleinstadt-Rokker als Band. Außer Sänger Jörg Simonett und Keyboarder Ingo Heck, die fürs Foto posieren, gehören noch Gitarrist Christoph Heussen, Bruder Guido Simonett am Schlagzeug und Bassist André Gerhaerts dazu.

Waren die fünf Kleinstadt-Boys zuerst als Cover- und Partyband unterwegs, wurde die Idee, etwas Eigenes zu machen, immer stärker. Heute sind die fünf Rokker mit Stimmungs- und Unterhaltu­ngsmusik unterwegs, singen eigene Songs auf Deutsch. Im Karneval waren die fünf Kaldenkirc­hener seit gut drei Jahren unterwegs. Doch dann kam die Coronakris­e, alle Konzerte und Auftritte wurden abgesagt. Keine Schützenfe­ste, keine Stadtfeste in diesem Sommer. Von 100 auf null. Im Moment haben sie gar keine Termine mehr. Jetzt sagen auch noch die Mönchengla­dbacher Karnevalis­ten die Saalverans­taltungen ab 11.11. der neuen Session ab. Die Band-Mitglieder fürchten, in diesem Jahr ihre Auftritte und damit ihre Gagen zu einem großen Teil zu verlieren.

Aber Jörg Simonett ist kein Mann, der lange Däumchen dreht. So gingen die fünf Musiker ins Studio und nahmen einen neuen Song auf. Der Titel „Wie keine andere auf der Welt“macht gleich klar, worum es geht: eine Hymne auf die geliebte Frau. Jetzt fehlt nur noch das passende Video zum Song. In den nächsten Wochen wird auch in Kaldenkirc­hen gedreht, vor allem auf dem

Garagendac­h. Jörg Simonett hat in der heimischen Garage einen Probenraum eingericht­et. Jetzt steigt ihm die Band aufs Dach. Und warum nur auf Balkonen spielen? In Corona-Zeiten kommen immer mehr Musiker und DJs auf die Idee, das Garagendac­h als Bühne zu nutzen.

Für das Video können sich jede Menge Pärchen einbringen. Sänger Simonett hat alle aufgerufen, ihm Fotos von der Hochzeit und romantisch­en Dates zuzuschick­en (siehe nebenstehe­nder Kasten). Die Fotos oder Videos sollen dann in das Band-Video geschnitte­n werden, wenn der Refrain erklingt. Als Dankeschön gibt es das Video und die Single geschenkt.

Die Arbeit am neuen Song lenkt alle ein wenig von der bedrohlich­en Situation ab. Karneval sei noch wunderbar gelaufen, seitdem sei alles eingebroch­en, weiß Bodo Krohn, der sich als Förderer der Band um die Buchungen kümmert. Jetzt brechen alle Live-Auftritte auf Stadtfeste­n weg. Wolfgang Niedeckens Auftritt bei Plasberg in „Hart, aber fair“kriegt bei den Kaldenkirc­henern keine gute Note. Dieser Musiker stehe nicht für die meisten in der Branche, denen es an die Existenz ginge. Das normale Fußvolk unter den Musikern habe jetzt überall die gleichen Probleme: keine Einnahmen. „Live-Bands wie wir, die keine Platten haben, hängen jetzt alle in den Binsen“, sagt Keyboarder Ingo Heck. Aber Platten liefen ja auch nicht mehr wie früher. Und beim Streamen fielen jeweils nur Minibeträg­e wie 0,01 Cent an. Es nagt an den Nerven, dass niemand weiß, wie lange die Zwangspaus­e dauere.

Während der Sommer für sie weitgehend abgeschrie­ben ist, hoffen sie auf die neue Session: „Es hat schon ein paar Jahre gebraucht, um sich im Karneval einen Namen zu machen“, so Simonett. Sie spielen nicht nur in Nettetal, sondern von Rheinland-Pfalz, Belgien, Niederland­e bis zum Ruhrgebiet. Besondere Highlights der letzten Jahre waren Auftritte bei der Dinslakene­r Herrensitz­ung oder der Klever Damensitzu­ng: Es muss schon etwas Besonderes sein, wenn 1000 Frauen auf den Tischen stehen und zur Musik der Band Party machen.

 ?? FOTO: JÖRG KNAPPE ?? Keyboarder Ingo Heck (links) und Sänger Jörg Simonett vor ihrem Tourbus. Im Moment sind aber wegen der Coronakris­e alle Termine abgesagt. So bleibt mehr Zeit für neue Songs und Studioarbe­it.
FOTO: JÖRG KNAPPE Keyboarder Ingo Heck (links) und Sänger Jörg Simonett vor ihrem Tourbus. Im Moment sind aber wegen der Coronakris­e alle Termine abgesagt. So bleibt mehr Zeit für neue Songs und Studioarbe­it.

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